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DYRRACHIUM

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Dyrrachium (Durres in Albanien)

Namensgebung

In grch. Zeit war Dyrrhachion auf Inschriften ausschliesslich unter dem Namen Epidamnos bekannt, wohingegen auf Münzen des 5.Jh.v.Chr. bereits Dyrrhachion auftauchte. Der Name soll sich von der ca. 30 km von Tirana entfernten Halbinsel, auf der sich die Stadt befindet, herleiten oder von einem sagenumwobenen Stadtgründer mit diesem Namen. Die Römer passten den Namen an das Latein an und nannten sie Dyrrachium.

Die griechische Kolonie Epidamnos 

Epidamnos wurde wohl 626/625 v.Chr. von Siedlern aus Korinth und Kerkyria (= Korfu) als Kolonie am Küstenland der Taulantier in Epirus gegründet. Durch ihre Lage beim Handel mit dem Inland gelangte die Stadt rasch zu Wohlstand, was sich u.a. an einem eigenen Schatzhaus in Olympia manifestierte. Der Handel wurde obrigkeitlich reglementiert, sodass etwa mit Illyrern keine persönlichen Geschäfte getätigt werden durften. Der gesamte Warenverkehr wurde durch eigene Beamte, die Poletes, kontrolliert.

Politisch wurde Epidamnos von wenigen einflussreichen adligen Familien dominiert, die auch die städtischen Magistrate bestellten. Handwerker und Händler, die eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielten, waren von der Macht ausgeschlossen. Nach Auseinandersetzungen mit den barbarischen Illyrern und entsprechenden inneren Unruhen wurde die oligarchische Führung 437 v.Chr. gegen eine demokratischer gesinnte ausgetauscht und der Adel aus der Stadt verbannt.

Diese verbündeten sich daraufhin mit den Illyrern und störten den Handel dermassen, dass sich die Einwohner von Epidamnos gezwungen sahen eine Gesandtschaft nach Korkyra um Hilfeleistung zu erbitten. Dort war man über dieses Ansinnen jedoch nicht erfreut, denn Korkyra verstand sich als neutrale Handelsmacht, die nirgends anecken wollte.

Nun wandte man sich an Korinth, was prompt zu Verwicklungen zwischen Kerkyria und Korinth führte, die beide Besitzansprüche anmeldeten (vgl. hierzu die Kolonie Leukas, die per Schiedsspruch beiden Städten zu gleichen Teilen zugeteilt wurde). Der diffizile Dualismus zwischen den beiden führenden griechischen Mächten Athen und Sparta, zwang Athen unfreiwillig dazu sich einmischen zu müssen, was in weiterer Folge in den Peleponnesischen Krieg mündete.

Bereits im 4.Jh.v.Chr. hatte Epidamnos seine Unabhängigkeit eingebüsst und gehörte zu den Königreichen des Kassander und Pyrrhus. 345 v.Chr. erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die Stadt, die aber sogleich wieder aufgebaut wurde. Im Illyrischen Krieg wurde die Stadt 229 v.Chr. von den Römern eingenommen und behielt einen Teil ihrer Selbstverwaltung.

Dyrrachium unter römischer Herrschaft

Der ausgezeichnete Hafen von Dyrrachium liess die Stadt unter römischer Herrschaft erneut aufblühen. Sie war das Bindeglied der Schiffsroute in das italische Brundisium (Brindisi) und Ausgangspunkt der Via Egnatia Richtung Byzantium. Der intensive Transferhandel sorgte allerdings dafür, dass Dyrrachium noch zu Zeiten der Republik als Lasterhöhle verschrien war.

Im Bürgerkrieg belagerte Caesar 48 v.Chr. hier Pompeius erfolglos. Unter Marcus Antonius oder spätestens Augustus erhielt die Stadt den Status einer römischen Kolonie mit latinischem Recht. Dyrrachium konnte während der gesamten hohen Kaiserzeit ihren Status als wichtige Handelsstadt behaupten.

Die Wasserversorgung wurde durch ein in hadrianischer Zeit erbautes und unter Severus Alexander restauriertes Aquädukt sichergestellt. Inschriftlich belegt sind weiters je ein Diana- und Minervatempel. Ersterer wurde möglicherweise literarisch von Appian erwähnt. Die Stadt besass auch eine öffentliche Bibliothek, zu deren Einweihung zwei Dutzend Gladiatoren im hiesigen Amphitheater (noch erwähnt im 15.Jh.!) gegeneinander antraten. Archäologisch wurden zudem einige Mosaike aus dem 3.Jh.n.Chr. ergraben. Durch den permanenten Bau auf älteren Gebäuden, ist eine 5 m dicke Besiedelungsschicht entstanden. Die Nekropole der Stadt befand sich in den östlichen Hügeln und beherbergte zahlreiche Stelen und Grabsteine.

Epidamnos in der Spätantike

Auch in der Spätantike hatte die Stadt nichts von ihrer Bedeutung eingebüsst und wurde zudem nach der Einführung des Christentums ein wichtiger Bischofssitz.

Nach den Römern

Da Dyrrachium zur östlichen Reichshälfte gehörte, konnte die Stadt auch in Byzantinischer Zeit ihre Position behaupten. Der Verfall setzte erst nach einem verheerenden Erdbeben im Jahre 1273 ein. Da sich das moderne Durres exakt an der Stelle des antiken Dyrrachiums befindet, ist von der antiken Stadt kaum etwas erhalten geblieben.

Nicht einmal Rom wurde an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"
 

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(PL)