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LITERNUM

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Liternum (Literno nahe Capua in Italien)

Ein guter Landeplatz in der Campania

Die Küstenstadt dürfte ursprünglich in Abhängigkeit von Capua gestanden haben, wenn auch es keine Erwähnungen vor der römischen Epoche gibt. Wichtig war der Platz vor allem durch seine ideale flache Küstenlinie. Hier konnten nicht nur Schiffe zwecks Reparatur an Land gezogen, sondern auch leicht Truppen angelandet werden. 215 v.Chr. fiel sie in römische Hand und erhielt gemeinsam mit Volturnum 194 v.Chr. neben ehemaligen capuanischem Territorium eine römische Kolonie zwecks Aufrüstung an der Küste. Piratenüberfälle und Feindesbewegungen konnten so frühzeitig entdeckt und das Hinterland besser geschützt werden. Die Zahl der Kolonisten betrug nur gut 300 Personen und wurde von einem Präfekten geführt.

Besonders berühmt wurde die Stadt durch den älteren Scipio, der  über ein Landgut verfügte und nach seinem Rückzug aus Rom 184 v.Chr. im Jahr darauf dort auch verstarb. Residenz und Grab wurden von dem jüngeren Seneca beschrieben und auch, dass diese im 1.Jh.n.Chr. beliebte Sehenswürdigkeiten waren. Inwieweit Augustus eine zusätzliche Veteranenkolonie anlegen liess ist nicht restlos geklärt. Zumindest stand Liternum auf der Liste der rasch unterstützbaren Orte seitens der Flotte in Misenum.

Im allgemeinen wurde das Klima durch den palus Literna (Liternische Sümpfe) - das waren verlandete Lagunen hinter der Stadt - als ungesund angesehen und sorgte dafür, dass Liternum eine Stadt untergeordneter Bedeutung blieb. Auch der Bau der Via Domitiana änderte nichts an diesem Zustand. In den späteren Itinarien taucht Liternum zumindest als Poststation auf. Die letzten Nachrichten von ihrer Existenz datieren in das 8.Jh.n.Chr.

Archäologischer Befund

Reste der antiken Siedlung finden sich heute in Literno am Lago di Patria. Die ersten Ausgrabungen am antiken Forum wurden im Jahre 1923 vorgenommen und dauerten bis 1937 an. Bis in die 70er Jahre blieb die Ausgrabungsstätte unbeachtet und wurde von der Botanik überwuchert. Nach einer Bestandsaufnahme von Freiwilligen eines UNESCO-Programms nahm sich 1988 ein Team von der Universität Glasgow samt italienischen Freiwilligen des Platzes an und kämpften vor allem gegen die Vegetation. Neuausgrabungen konnten nur im Bereich der alten Basilica vorgenommen werden. Grundsätzlich stammten die meisten Gebäude aus der hohen Kaiserzeit; wie Basilica, ein Tempel sowie ein kleines Theater - alle zusammen an der Westseite des Forums. Daneben wurden noch aufgedeckt die Reste einer Stadtmauer und rechteckige Gebäude, die vermutlich Läden darstellten.

Blick über das Forum
e pagina interretiali Hunterian Museum & Art Galliey (c) GianCarlo Pignataro

Der Tempel entsprach den typisch römischen Anforderungen mit hohem Podium aus lokalem Tuffstein und Freitreppe. Leider fanden sich keine Hinweise auf die verehrte Gottheit. Linkerseits vom Tempel lag die Basilica von Liternum, rechterseits das Theater. Die Bautechnik in opus reticulatum (Netzmauerwerk) lässt an einen Errichtungszeitpunkt zwischen der 2.Hälfte des 1.Jh.v.Chr. bis an das Ende des 1.Jh.n.Chr. denken. Wohl ersetzten die Bauten ältere Gebäude. Zumindest das Theater kann mit Sicherheit in die Hohe Kaiserzeit datiert werden. Die oberen Teile der cavea (Sitzreihen) sind nicht mehr vorhanden und vermitteln deshalb, dass das Theater kleiner aussieht, als es ursprünglich war. Von der Zahl der Sitzplätze hat man versucht auf die Bevölkerungszahl in der Hohen Kaiserzeit zu schliessen, was eine Zahl von zumindest über 1000 ergab.

Blick auf die Reste der Basilica mit Mauerwerk aus opus reticulatum
e pagina interretiali Hunterian Museum & Art Galliey

Teil der cavea des Theaters
e pagina interretiali Hunterian Museum & Art Galliey


Quellen: "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org; www.hunterian.gla.ac.uk
 

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(PL)