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SATRICUM

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Satricum (Le Ferriere in Italien)

Ein religiöses Zentrum im Schnittpunkt lokaler Kulturen

Die nahe Antium und etwa 60 km südöstlich von Rom gelegene Volskerstadt war bereits in früher Zeit mit einer in etwa zur Via Appia parallel verlaufenden Strasse direkt erreichbar. Geografisch war die Siedlung eingebettet in einer tiefer liegenden Region im Süden der Albaner Berge sowie im Nordwesten der Pomptinischen Sümpfe. Nicht zu verwechseln ist die Stadt mit einer gleichnamigen Volskersiedlung am rechten Ufer des Liris unweit von Arpinum.

Das stete Ringen mit Rom

Dem Mythos nach handelte es sich ursprünglich um eine Kolonie von Alba Longa. Früheste Siedlungsreste zeigen Gebäude mit Innenhöfen rund um den Tempelhügel. Die Bevölkerung konzentrierte sich stetig vom 6. bis zum 4.Jh.v.Chr. entlang breiter Strasse in dessen Nordosten. 499 v.Chr. gehörte sie dem Latinerbund an und wurde 488 v.Chr. durch die Volsker erobert. Die Nähe zu Rom bedingte deren häufige Interventionen, sodass die Stadt einige Male erobert wurde, aber auch wieder verloren ging. Zwei Mal wurde die Stadt niedergebrannt.

Bereits zur Zeit der jungen römischen Republik gab es enge Kontakte mit Satricum. Auf dem sogenannten lapis Satricanus (Satricanischer Stein), der beim Bau des letzten Mater-Matuta-Tempels wiederverwendet wurde, fand sich der Name Publius Valerius Poplicola. Eine erste römische Kolonie wurde 385 v.Chr. gegründet, jedoch bereits zwei Jahre später vertrieben die Volsker alle römischen und/oder latinischen Siedler. 377 v.Chr. eroberten die Römer die Stadt und zerstörten sie weitgehend. Erhalten blieben nur die Tempel. 348 v.Chr. erneut eine volskische Siedlung, rückte Rom 346 v.Chr. erneut in die Stadt ein. Ab diesem Zeitpunkt ist nur mehr vom Tempel, nicht mehr jedoch von der Stadt die Rede und auch der ältere Plinius reihte die Siedlung in die Liste der untergegangenen Städte Italiens ein.

Religion

Zentralheiligtum von Satricum war jenes der Mater Matuta. Nachdem zunächst die genaue Lage von Stadt und Tempel umstritten waren, wurden sie mittlerweile durch zahlreiche Inschriften eindeutig identifiziert. Ausgrabungen 1978-1981 präsentierten ein Hügelheiligtum, an dem drei deutlich erkennbare Bauphasen vom späten 7.Jh.v.Chr. bis ins frühe 5.Jh.v.Chr. (etruskisch-ionisch, kampanisch, zentralitalisch) erkennbar waren. Der Vorläuferbau war eine schlichte, für diese Zeit klassische ovale Holzhütte. Um 650 v.Chr. ersetzte man den Holzbau durch ein sacellum (Schrein), der von der Grösse her etwa die doppelte Fläche einnahm. Der erste wirkliche Tempelanlage wurde dann sicher noch vor 500 v.Chr. errichtet. Von beiden Gebäuden sind Reste von Ziegeln und Dachterrakotten erhalten geblieben. Die letzte Bauphase aus dem ersten Viertel des 5.Jh.v.Chr. weicht von der bisherigen Konzeption ab und ändert die Ausrichtung des Tempels um 45°. Als Satricum 346 v.Chr. von den Römern zerstört wurde, liessen sie lediglich den Tempel unversehrt stehen. Mater Matuta wurde nun nicht mehr als Stadtgöttin, sondern infolge der nahen Quellen als Heilgottheit verehrt; der Tempel damit zum Wallfahrtsort. 206 v.Chr. schlug der Blitz in das frei stehende Gebäude ein und es begann langsam zu verfallen. Auch andere altehrwürdige Heiligtümer der Latiner verfielen damals mangels Interesse der Bevölkerung. Es scheint, als dass die Kulte im Fortunaheiligtum in Praeneste quasi "zusammenfusioniert" wurden.

Eine im 5. und 4.Jh.v.Chr. benutzte Nekropole konnte im südwestlichen Eck der ältesten Ansiedlung ergraben werden. Die dort gemachten Funde zeigen deutlich die volskischen Einflüsse.

Bronzestatuette der Mater Matuta aus Satricum,
Anfang 7.Jh.v.Chr.
Die Figur ist 6,5 cm gross

e libro E.Simon "Die Götter der Römer" (c) incognitus


Quellen: "Der kleine Pauly", E.Simon "Die Götter der Römer"; en.wikipedia.org
 

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(PL)