GEOGRAFIE |
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THURIUM ALPHABETISCH |
Thurium (Terranova
di Sibari in Italien) Die Nachfolgerin von Sybaris Nach der Zerstörung von Sybaris und mehreren - durch die Nachbarstadt Kroton vereitelten - Versuchen die Stadt wieder aufzubauen, gelang es mit Hilfe von Athen - Sparta hatte ein Engagement abgelehnt - 443 v.Chr. etwas südlich vom alten Platz die Neugründung. Die Siedlungsleiter Lampon und Xenokritos hatten neben Exilsybarern und deren Nachkommen auch Kolonisten aus allen Teilen Griechenlands im Tross; darunter den Historiker Herodot und den Redner Lysias. Den antiken Schriftstellern nach erfolgte die Stadtplanung durch den berühmten Architekten Hippodamos als rechteckige Siedlung von ca. 8 bis 9 km Umfang mit rechtwinkeligen Strassenzügen. Die Stadt zählt somit zu den letzten griechischen Gründungen auf italischem Boden. Als Symbol der Stadt scheint auf Münzen wie bei ihrer Vorgängerin der Stier auf. Die ersten Bauten entstanden gleich neben dem alten Siedlungsland, doch wechselte man rasch - wohl infolge der neuen geografischen Verhältnisse durch den veränderten Flusslauf und/oder eines Orakelspruchs - auf eine Stelle etwas ausserhalb davon. Daraufhin kam es mit den Altsybarern zu Konflikten - wohl nicht nur wegen der Verlegung der Siedlung, sondern vor allem wegen dem Beharren auf gewissen althergebrachten Privilegien - zu sein und diese wurden von den anderen Kolonisten vertrieben. So verschwand auch der Stadtname Sybaris zugunsten der Benennung nach einer Thoyria genannten lokalen Quelle auf Thurioi (auch Thurion). Die vertriebenen Altsybarer zogen etwas flussaufwärts den Traeis (Tionto) und versuchten dort Fuss zu fassen, wurden jedoch von dem einheimischen Stämmen derart bedrängt, dass sie schliesslich aufgaben und sich vermutlich in die alten sybarischen Kolonien zerstreuten. Der Friede währt nicht lange Der Schutz Athens einerseits und die Vertreibung der Altsybarer andererseits, liess nun auch mit Kroton Frieden schliessen. Der erneute Friede bewirkte eine starke Einwanderung vom Peloponnes, aber auch anderen Teilen Griechenlands. Die auf Athener Vorbilder fussende demokratische Verfassung sorgte - anders als in der Spätzeit von Sybaris - für ruhige innenpolitische Verhältnisse, wozu sicher auch die erneut positive ökonomische Entwicklung beitrug. Die Gesetze waren unter Anleitung von Perikles vom Sophisten Protagoras entworfen worden und der Verfassung nach teilte man die Bewohner nach ihrer Herkunft in zehn Gruppen: Achaeer, Amphiktyonier, Arkadier, Athener, Böotier, Dorier, Eleaer, Euböer, Ionier, und Nesioten von den Inselstaaten. Nicht lange nach der Gründung musste sich Thurioi in einem Krieg mit Tarentum behaupten, das fruchtbare Gebiete in Sirtis - ca. 50 km nördlich der Stadt gelegen - beanspruchte. Den Bewohnern kam es sehr gelegen, dass sich vor kurzem der verbannte spartanische General Cleandridas bei ihnen niedergelassen hatte und er übernahm die Kriegsführung. Im Kriegsverlauf konnte keine Partei die Oberhand gewinnen, sodass man sich schliesslich auf die gemeinsame Gründung einer neuen Kolonie in der umstrittenen Region mit Namen Heracleia einigte. Leider schweigen die Quellen über die folgende Geschichte Thuriois. Scheinbar gab es einen Konflikt mit dem Athener Teil der Bürger, der jedoch durch einen Spruch des Orakels von Delphi beendet wurde. Diesem zufolge war alleine der Gott Apollo als Gründer der Stadt anzusehen. Die Bande mit der Heimatstadt Athen wurden in dieser Zeit immer loser und Thurioi verselbständigte sich. Während der Sizilianischen Expedition spalteten sich die Bürger 415 v.Chr. in zwei Fraktionen. Die einen wollten die Athener unterstützen, die anderen Neutralität bewahren. Vorläufig siegten die Neutralen und so konnte auch Alcibiades seinen Athener Bewachern in der Stadt entkommen. Bereits nach zwei Jahren hatte sich das Blatt gewendet und die Athener Fraktion gewann Oberwasser. Nach einem Besuch von Demosthenes und Eurymedon unterstützten die Bürger Athen mit der Ausrüstung von 700 Hopliten und 300 Pfeilwerfern. Die folgende friedliche Entwicklung war nur von kurzer Dauer. Thurioi geriet in der 2. Hälfte des 4.Jh.v.Chr. in die Defensive gegenüber den sie bedrängenden Völkerschaften der Bruttier, Lukaner und auch Syracusae, was sich 390 v.Chr. in einer schweren Niederlage bei Laos gegen die Lukaner manifestierte. Die Griechenstädte hatten sich zu einem Verteidigungsbündnis zusammengeschlossen, doch Thurioi - vermutlich damals am meisten bedrängt - preschte mit einer Einzelaktion vor, was den antiken Quellen nach 10.000 Opfer forderte. Ein Aufstand der Bruttier 356 v.Chr. sollte den endgültigen Niedergang der Stadt besiegeln. Die einstige Einwohnerzahl konnte nie wieder erreicht werden. Thurium unter den Römern 282 v.Chr. mussten die Bewohner bei den Römern um militärischen Schutz ansuchen, da nun auch Tarentum in Opposition zur Stadt stand. Als römische Truppen unter Gaius Fabricius eintrafen, belagerten die Lukaner bereits die Stadt. In mehreren gezielten Aktionen konnten die Römer die Macht der Lukaner in der Region brechen. Kaum war die Lukanerplage beseitigt, schlug Tarentum los und plünderte Thurioi. Damit lieferten sie den Römern jedoch den Entscheidenden Grund für den Tarentinischen Krieg. Daraufhin wurde eine Garnison die Stadt gelegt und die Bande mit Römern wurden zulasten der Griechenstädte immer stärker. Für die nächsten Jahrzehnte schweigen die Quellen wieder und erst im Zeiten Punischen Krieg gibt es Nachrichten. Möglicherweise gehörte auch Thurium nach der römischen Niederlage von Cannae zu den Überläufern, doch bereits 213 v.Chr. stand die Stadt wieder auf Seiten Roms und erhielt erneut eine Garnison. Nach dem Fall von Tarentum im Jahr darauf wechselte man erneut die Seiten und lieferte die Römer den Karthagern unter Hanno aus. 210 v.Chr. war Hannibal selbst in der Defensive und siedelte die Bewohner des zerstörten Atella nach Thurium um. Auf dem Rückzug siedelte er dann 204 v.Chr. 3500 Bewohner Thuriums zwangsweise nach Krotone um und liess die Stadt von seinen Soldaten plündern. 194 v.Chr. wurde ein sicher sichtlich verkleinertes Thurium eine colonia iuris Latini (römische Kolonie latinischen Rechts) und erhielt vorübergehend den Namen Copia(e) (grch. Kopiai). Die fruchtbare Gegend sorgte rasch wieder für einen Bevölkerungsanstieg, sodass die Stadt angeblich ganze 3000 Infanteristen und 300 Reiter stellen konnte. Die Verleihung des Bürgerrechts an die Bewohner erfolgte endlich 90 v.Chr. Während des Spartacusaufstandes besetzten die Rebellen 72 v.Chr. die Siedlung und erpressten ein hohes Lösegeld, ohne jedoch die Stadt weiter zu behelligen. Gaius Octavius - dem Vater des späteren Kaisers Augustus - gelang in Stadtnähe ein Sieg über die Aufständischen, sodass der junge Octavius den Beinamen Thurinus erhielt. Am Beginn des Bürgerkrieges legte Caesar gallische und Spanische Kavallerie in die Stadt. 48 v.Chr. von Marcus Caelius Rufus während seines Aufstandsversuchts bedrängt - der hier auch den Tod fand - belagerte 40 v.Chr. Sextus Pompeius die caesarfreundliche Stadt. Er konnte zwar das Umland verheeren, doch die Mauern hielten dem Ansturm stand. Das Ende von Thurium In der hohen Kaiserzeit verlor Thurium immer weiter an Bedeutung, blieb jedoch als bei allen wichtigen Historikern erwähnenswerte Stadt bestehen. In spätantiken Itinarien (Reisestationslisten) erscheint sie unter dem Namen Turios. Die letzten Erwähnungen datieren in das 6.Jh.n.Chr. bei Procopius, wohingegen im 9.Jh.n.Chr. es keine Nachrichten mehr aus dieser Gegend gibt. Die im Mittelalter auf einem Hügel rechterseits des Flusses Sybaris (Coscile) erscheinende Siedlung Terranova - in etwa 20 km weiter landeinwärts - könnte von Flüchtlingen aus Thurium angelegt worden sein. Möglicherweise steht die Aufgabe der Stadt auch in Zusammenhang mit Änderungen in den Umweltbedingungen. |
Auch Thurium wurde nicht an einem Tag erbaut. |
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Quellen: "Der kleine Pauly", en.wikipedia.org |
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