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Augures (Auguren)

Einleitung

Die Auguren waren ein Kollegium von Priestern, die den Willen der Götter erkundeten und in diesem Zusammenhang bei wichtigen Entscheidungen den stadtrömischen Magistraten assistierten. Ihre Rolle in der Gesellschaft war bedeutsam, da sie bei allen wichtigen Anlässen den öffentlichen Lebens dabei waren. Berufen auf die Deutung der Zeichen der Götter hatten sie es in der Hand eine Schlacht, eine Wahl oder eine Versammlung hinauszuzögern. 

Der Bezeichnungen augures (Priester) und augurium (Kulthandlung) stammen vom lat. Wort augere (wachsen lassen, vermehren) ab. Es gibt hierbei Zusammenhänge mit Vermehrungsriten bei der Fruchtbarkeit. Einer genaueren Etymologie entzieht sich das Wort.

Tätigkeit

Die Auguren traten als Deuter göttlicher Zeichen auf. Dabei ging es nicht um die Voraussage von zukünftigen Ereignissen, sondern um die Zustimmung der Götter zu einer beabsichtigten Handlung. Im Falle fehlender Akzeptanz sollte man besser auf die Tat verzichten, denn ansonsten würde sie misslingen. Es versteht sich von selbst, dass sich das augurium nur schwer von der Zukunftsdeutung trennen lässt.

Die wichtigen Handlungen des Staates durften nur mit Zustimmung der Götter vollzogen werden. Der zuständige Magistrat beauftragte dabei die Auguren mit der Befragung der Götter nach ihren Wünschen. Er brauchte sich bei seiner Entscheidung zwar nicht an den Rat der Priester halten, doch konnte es im Ernstfall zur Anfechtung seiner Handlung kommen. Um dem vorzubeugen war etwa bei Wahlen immer ein Augur zur Stelle, der öffentlich die religiösen Zeichen bestätigte. In ältester Zeit durfte wahrscheinlich jeder Familienvorstand den Willen der Götter für seinen Wirkungskreis erkunden, doch kam dies schon in der Republik ausser Mode.

Die Deutung selbst und die Entscheidung bei sich widersprechenden Zeichen beruhte auf einem komplizierten System, das als eigene Wissenschaft von den Auguren bewahrt wurde. In ihrem Archiv wurden zudem alle bisher erteilten Gutachten aufbewahrt, sodass man im Zweifelsfall auf Präzedenzfälle zurückgreifen konnte. Zunächst als Geheimarchiv konzipiert wurden die Akten im 1.Jh.v.Chr. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Beim Recht auf ein auspicium unterschied man zwischen grossen und kleinen Auspizien. Eigene konnten nur Feldherrn als Inhaber eines selbständigen Oberkommandos ausrichten. Vor der Abreise aus Rom hatten sie wie die Statthalter auspicia einzuholen. Sie konnten nur in Rom selbst wieder erneuert werden.

Für die Beobachtung wurde mit dem templum eine rechteckige Fläche bestimmt, die mit Tag und Ort der zugrundeliegenden Handlung (z.B. Senatssitzung, Comitien, etc.) zusammenfallen musste. Der Augur grenzte mit seinem lituus (Krummstab) die Beobachtungsfläche ab. Der Stab dürfte ursprünglich als Zauberstab gedient haben. Die Fläche konnte sowohl im freien als auch innerhalb eines Raumes Platz finden. Eine genaue Bestimmung für die Blickrichtung des Auguren zur Erhaschung des Zeichens gibt es nicht. Es sind sowohl Ost- als auch Südrichtung überliefert und dürfte in seinem Belieben gelegen sein.

Die Auguren konnte man auch als Privatmann in Anspruch nehmen. Zu diesem Zweck war ein auguraculum auf der arx (Burg am Capitol) eingerichtet. Da dies alleine scheinbar nicht ausreichte wurden auf dem Palatin und dem Quirinal, ja sogar ausserhalb Roms gleichermassen auguracula eingerichtet.

Über den Ablauf der Zeremonien gibt es nur wenige Berichte, die auf uns gekommen sind. Bei der Aufnahme von neuen Mitgliedern erbat der Augur mittels einer religiösen Formel von den Göttern ein Zeichen, ob der Aufzunehmende ihnen genehm sei. Bei den anderen Kulthandlungen gibt es noch weniger Überlieferungen. So gab es ein augurium salutis, das jedes Jahr, in dem keine Armee im Feld stand, durchgeführt wurde. Da Rom in republikanischen Zeiten oft Krieg führte, fiel es dementsprechend häufig aus. Es gab auch auguria speziell für das Wachstum der Pflanzen.

Ein Schwerpunkt ihrer Handlungen war die Einweihung (und somit Einführung) von Tempeln, Orten und Priestern. Diese (heute noch) Inauguration genannte Tätigkeit, erkundete die Wohlgesonnenheit der Götter gegenüber dem Vorhaben bzw. der Person. Opferhandlungen, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Auguren stattfanden, wurden nicht von ihnen, sondern von den pontifices vollzogen.

Gegen Ende der Republik kam es zu einem Wandel in der Beobachtung der Zeichen. Der umständlich zu beobachtende Vogelflug wurde mehr und mehr durch die Deutung der Blitze verdrängt. Da Blitze allerdings eine eher seltene Himmelserscheinung darstellen (vor allem bei Schönwetter ;-), genügte es für die Interpretation, dass ein solches Zeichen von irgendwo gemeldet wurde.

Im militärischen Bereich wandelte sich die Beobachtung des Vogelflugs zu jener der signa ex tripudiis; der heiligen Hühner. Frassen die Hühner derart gierig, dass ihnen ein Teil des Futters wieder aus dem Schnabel fiel, so galt dies als günstiges Zeichen. Mancher Augur wusste das auszunutzen, indem er den Hühnern vorher nichts zu fressen gab oder eine von ihnen besonders beliebte Futtermischung einsetzte. Auch aus diesem Grund wurde das augurium im militärischen Bereich immer unbedeutender. Als Ausgleich wuchs die Bedeutung der Haruspices.

Geschichte & Organisation

Auspizien wurden schon von alters her durchgeführt und der Sage nach wurden die Auguren entweder von Romulus oder Numa Pompilius zum Kollegium erhoben. Besonderen Einfluss erlangten sie mit dem Augur Attius Navius zu Zeiten des Königs Tarquinius Priscus. Dieser widersetzte sich der vom König angestrebten Änderung der Centuriatsverfassung. Voller Zorn wollte der König dessen Weissagekunst diskreditieren und beauftragte ihn durch den Vogelflug zu erkunden, ob der nächste Wunsch des Königs durchführbar sei. Navius beobachtete die Vögel und bejahte. Daraufhin musste der Augur mit einem Messer einen Schleifstein durchschneiden. Wider erwarten gelang es ihm und begründete damit das hohe Ansehen der Auguren.

Entsprechend der Anzahl der Tribus bestand das Kollegium ursprünglich aus drei, seit der lex ogulnia von 300 v.Chr. aus neun Mitgliedern, von denen fünf Plebejer sein mussten. Mit Sulla erhöhte sich ihre Zahl auf 15. Caesar missachtete die bislang geltende Teilbarkeit des Gremiums durch drei und fügte einen auf 16 hinzu. Das Kollegium ergänzte sich bis zum Ende des 2.Jh.v.Chr. durch Kooptation (Hinzuwahl neuer Mitglieder durch die alten Mitglieder). Durch die lex Domitia wurde die Auswahl der Mitglieder (aller Kollegien) eingeschränkt, da das Gesetz festlegte, dass maximal zwei alte Mitglieder den gleichen Namen eines neuen Mitglied auf die Kandidatenliste setzen durften. Die Wahl selbst erfolgte minor pars populi, d.h. es wurden Personen aus den Tribus gelost (in diesem Fall 17) die die Wahl vornahmen. In der Kaiserzeit ging dieses Wahlrecht an den Senat über und wurde durch das kaiserliche Vorschlagsrecht beschnitten. Das Kollegium existierte weiter, doch nur mit religiöser und somit ohne politischer Bedeutung.

Der Dienst der Auguren währte ein Leben lang, jedoch konnten andere Magistrats- und Priesterämter übernommen werden. Ein Augur genoss grosses Ansehen und er hatte bei der Ausübung seiner Pflichten Anrecht auf die toga praetexta (Toga mit Purpurstreifen). Bei den Spielen durfte er an einem Ehrenplatz teilnehmen. Als Zeichen ihres Amtes trugen sie den lituus (Krummstab), der in frühester Zeit wohl ein Zauberstab gewesen war und mit dem sie das templum (rechteckige Beobachtungszone) abgrenzten, und die trabea (Toga entweder rein purpurn oder mit purpurnen, weissen oder scharlachroten Streifen gemustert). Trotz der immer geringer werdenden Tätigkeit, blieb das Augurenamt bis zum Ende der Republik hoch angesehen.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.

 
 

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(PL)