Version LX

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Zahlensysteme der Antike


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Die römischen Zahlzeichen

Allgemeines

Die Ziffern der Römer sind heute noch allgegenwärtig. Die Überlieferung in den mittelalterlichen Klöstern konservierte das antike Zahlensystem nahezu vollständig und machte es zur allgemein gültigen Zahlschrift Europas. Im Norden Europas überlebte dieses System, fälschlicherweise als "deutsche" Zahlschrift bezeichnet, bis ins 16. Jh. Noch heute bestehen viele Zifferblätter bei Uhren und Kapitelnumerierungen aus römischen Ziffern.

Über die Herkunft der römischen Ziffern gibt es zwei Theorien. Die erste geht davon aus, dass die Ziffern über das Etruskische aus dem Griechischen entnommen wurden. So sollen sich vor allem die Zeichen für 50, 100 und 1000 aus den im Etruskischen und Lateinischen nicht verwendeten westgriechischen Buchstaben Chi, Theta und Phi entwickelt haben. Allerdings hatten diese Buchstaben ursprünglich andere Zahlenwerte (Chi 600 statt 50, Theta 9 statt 100 und Phi 500 statt 1000), was die Problematik an dieser Herleitung aufzeigt. Zudem wird im Etruskischen die Zahl 50 durch einen Pfeil nach oben und 100 durch einen Stern symbolisiert. Die andere Theorie basiert auf der Annahme, dass sich die Zeichen durch Hirten verbreiteten, die die Zahl ihrer Tiere zwecks Kontrolle in Stäbe einritzten.

Die heutigen römischen Zahlzeichen

Die über die Jahrhunderte (eigentlich erst im Mittelalter) "normierten" römischen Ziffern sind: I für 1, V für 5, X für 10, L für 50, C für 100, D für 500 und M für 1000. Zahlen werden gebildet, indem man jeweils die grösste Menge an Zeichen nimmt, die bis auf einen Rest, der am Ende 0 ist, in der Zahl aufgeht. So wird beispielsweise 765 folgendermassen gebildet: 765 - 500 (D) = 265 - 100 (C) - 100 (C) = 65 - 50 (L) = 15 - 10 (X) = 5 - 5 (V) Das Ergebnis braucht man nur hintereinander aufzuschreiben: DCCLXV.

Ein wichtiges Element ist die Subtraktion bei Zahlen die mit 4 oder 9 beginnen. Heute ist die Regel einfach, denn man schreibt maximal drei gleiche Zeichen nebeneinander. Würde ein viertes Zeichen von Nöten sein, so wird das vorherige mit einer 1 beginnende Zeichen links vorgesetzt. Damit wurde aus VIIII die IX (10-1) oder aus CCCC einfach CD (500-100). Im alten Rom war diese Regel zwar bekannt, wurde aber nicht einheitlich verwendet. Ein Relikt dieser "Schlampigkeit" ist etwa das vielfach verwendete Symbol IIII auf Uhren, wo normalerweise IV stehen sollte. Ausserdem hatten die Römer die Subtraktion auf zwei gleiche Zahlzeichen erweitert und schrieben etwa anstatt dem modernen XVIII auch gerne einmal IIXX.

Für Inschriften bedienten sich die Römer fast ausschliesslich dem additiven System. Subtraktion bei Zahlen wurde höchstens in Papyri und Kodizes verwendet. Durch die Überlieferung der spätantiken Codices ist die moderne Version des römischen Zahlwesens ebenfalls subtraktiv. So schrieben die Römer in Inschriften meistens für 9 VIIII, für 40 XXXX oder für 999 DCCCCLXXXXVIIII.

Das Symbol für die 1: I

Das einfachste Zeichen - ein senkrechter Strich - steht für die 1. Das aus Kerbenritzung entstandene Symbol ist und somit das älteste Zahlensymbol überhaupt (Parallel mit Punkten in einigen anderen Kulturen).

Das Symbol für die 5: V

Wohl aufgrund des Zählens mit Fingern gruppierte man bei der Darstellung höherwertiger Zahlen fünf Einzelzeichen in einem Block. Ausserdem ist es für das Gehirn unmöglich Zahlen grösser als fünf, die nur mit Strichen dargestellt wurden, auf Anhieb zu erkennen. Doch bei grösseren Zahlen wurde der Platz schnell zu klein. Beim Kerben ritzen hatte man zudem das Problem, dass es nur Platz in einer Richtung gab. So führte man wohl Trennzeichen an den 5ern und 10ern ein. Ein V war mit einem Messer leicht zu ritzen, wenn man schon einen senkrechten Strich hatte. Eine andere Interpretation wäre die Halbierung des Zahlzeichens für 10. Egal auf welchem Weg (vielleicht in verschiedenen Gegenden auch auf verschiedene Weise!) das Symbol für die 5 ersonnen wurde, auch die umgekehrte Version L stand in Verwendung.

Das Symbol für die 10: X

Mittels Durchkreuzen wurde ursprünglich das Zehnfache von etwas ausgedrückt. Ein durchkreuztes I wurde dadurch zu X. Mittels Halbierung in der Mitte gelangte man auf anderem Wege wieder zu einer 5.

Das Symbol für die 50: L

Die Verwendung des Buchstabens L für 50 ist erst ab dem Jahre 44 v.Chr. nachgewiesen. Vorher und auch noch in der Kaiserzeit benutzte man einen nach unten gerichteten Pfeil um diese Zahl darzustellen. Ein anderes Zeichen, das sehr früh für 50 verwendet wurde, war das N. Es entwickelte sich aus der Hinzufügung einer weiteren Kerbe zum V. Setzte man die dritte Kerbe jedoch in die Mitte des V, so hatte man den bereits erwähnten Pfeil nach unten. Im Laufe der Zeit wurde die Spitze zu einem Bogen und am Ende sparte man sich einen Teil des unteren Teils, was zum L führte.

Das Symbol für die 100: C

Auch das Zahlzeichen für 100 stammt nicht von lat. centum, sondern dürfte sich aus einer weiteren Durchkreuzung des Zahlzeichens X für 10 entwickelt haben, wie man an den folgenden Kerbhölzern dalmatinischer Hirten sieht:

Ursprünglich schrieb man also die 100 mit einem Stern aus drei überkreuzten Strichen. Im Etruskischen wurde daraus ein leicht abgewandeltes Zeichen und die anderen italischen Stämme reduzierten es nochmals. Im folgenden links das etruskische Zeichen & rechts die beiden anderen reduzierten Symbole:

Das Symbol für die 500: D

Die Verwendung des Buchstabens D für 500 ist erstmals 89 v.Chr. gemeinsam mit dem M für 1000 erwiesen. Vorher und auch noch Jahrhunderte später standen folgende drei Zeichen in Verwendung:

Wie leicht zu erkennen ist, stellt das D die Hälfte des Zahlzeichens M oder besser geschrieben: (I) dar. Die anderen Varianten sind ebenfalls Hälften ähnlicher Zeichen.

Das Symbol für die 1000: M

Auch das Zahlzeichen für 1000 stammt nicht von lat. mille, sondern stellt lediglich eine Angleichung an eine mannigfaltige Komposition von Zeichen dar:

Der Buchstabe M wurde erstmals 89 v.Chr. gemeinsam mit D für 500 verwendet und ist damit jüngeren Datums. Ursprünglich machte man zur Darstellung der 1000 das selbe wie mit der Zahl 100. Man durchkreuzte den dreistrichigen Stern nochmals und erhielt einen Stern aus vier Strichen. Analog zog man auch einen Kreis durch den dreistrichigen Stern. Letzteres vereinfachte sich zu einem Kreis mit zwei Strichen: Ä oder Å. Nochmals vereinfacht kam man zu jenem Zeichen, das dem grch. Buchstaben Phi ähnelte: Φ. Die weitere Entwicklung zeigt sich in folgender Darstellung:

Die Vielfalt über die Jahrhunderte legt nahe, dass man einen Text mit solchen Zahlenangaben sehr genau lesen musste. Man beachte die Verwechslungsmöglichkeiten alleine im untersten Zweig mit dem Zeichen für 50.

Römische Wachstafel
mit Griffel


Quellen: G.Ifrah "Universalgeschichte der Zahlen", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)