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STAAT
Der Kaiser


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Die Idee des Augustus

Nach den Bürgerkriegen der ausgehenden Republik hatten Caesar und Augustus den Weg zur Umwandlung des römischen Staates in eine Monarchie geebnet. Hätte man allerdings einen beliebigen Bürger selbst lange nach Augustus' Tod gefragt, unter welcher Staatsform er lebe, so hätte man als Antwort: "in einer Republik" erhalten.

Caesar hatte es beinahe geschafft sich als Monarch zu etablieren. Zwar wies er das von Antonius ihm bei einer Feier angetragene goldene Diadem (in der Antike Erkennungszeichen für einen König) ab, doch seine Politik sprach Bände. Unrechtmässig zum Diktator erhoben, wurde er Diktator für zehn Jahre und schliesslich auf Lebenszeit. Sieht man sich die Befugnisse an, so ist seine angestrebte Herrschaftsform nur mit der Machtfülle eines Königs zu vergleichen.

Auch die Bande mit Kleopatra in Ägypten weisen in diese Richtung. Hätte es Caesar geschafft, auch noch den geplanten Partherfeldzug erfolgreich zu beenden, so wäre seine Machtfülle unantastbar gewesen. Er wäre in die Fussstapfen von Alexander d.Gr. getreten, der gerne als Vorbild so mancher Eroberungszüge herhalten musste. An der Spitze dieses neuen Alexanderreiches wäre garantiert ein König und kein senatorischer Amtsträger gestanden.

Octavian erkannte die Gefahren der offensichtlich angestrebten Monarchie und versuchte, nachdem er die Alleinherrschaft errungen hatte, alles zu vermeiden, was den Anschein monarchischen Verhaltens zeigte. Dabei war er sich jedoch im klaren, dass die Zeit der Senatsherrschaft vorbei war. Zu viele Macht-, Familien- und Parteiinteressen konkurrierten miteinander. Nur die Alleinherrschaft konnte das Werk der Jahrhunderte sichern. Nachdem die Bevölkerung Jahrzehnte der Bürgerkriege erlebt hatte, benötigte das Römerreich vor allem eines: die Ruhe einer stabilen Regierung.

Auf dieser Basis errichtete Augustus seine persönliche Monarchie mit republikanischen Institutionen. Formell wurde der alte Staat wiedererrichtet und Octavian bezeichnete sich bewusst und ständig betonend als Princeps (Erster Bürger). Auch zahlreiche Ehrentitel, wie Augustus (der Erhabene) sollten dies nicht beeinträchtigen. Im Prinzip standen damit zwei Staatsverfassungen nebeneinander. Die Stadt Rom selbst wurde vom Senat und den Magistraten beherrscht, die wichtigsten Provinzen von Augustus regiert.

Der Kaiser fungierte als Schirmherr der Bevölkerung, der er die Sicherheit brachte. Da die Legionen nun berufsmässig im Feld standen und auf Augustus selbst vereidigt wurden, konnte kein "republikanischer" Konkurrent mehr genügend Truppen aufbieten, um dem System seinen Willen aufzuzwingen.

Die Gegensätze zwischen den Parteien der Bürgerkriege sollten überbrückt werden. Indem Senatoren und vor allem der, im politischen Leben eher benachteiligten, Ritterschaft, neue Karriere- und damit Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben wurden, konnte der Druck der Unzufriedenheit gezielt abgeleitet werden.

In finanzieller Hinsicht erlaubte die Bündelung der Ressourcen zahlreicher Provinzen auch eine neue Dimension der Mittelverwendung. Grosse Bauten und Feierlichkeiten für das Volk brachten nun nicht mehr einzelne Magistrate an den Rand des Ruins (und damit in Versuchung bei Machterlangung riskante Plünderungsfeldzüge zu initiieren). Die Verwaltung in den Provinzen war in der Republik meist auf persönliche Bereicherung ausgerichtet und Augustus versuchte hier dies so gut es ging zu unterbinden.

Der Kaiser nahm sich bewusst der Forderungen des Volkes an und versuchte so die Massen aus politischen Streitereien herauszuhalten. Die Pax Romana sorgte zudem, dass sich der Handel besser entfalten konnte und viele Menschen dadurch ihrem persönlichen wirtschaftlichen Glücksstreben nachgehen konnten, ohne mit politisch rivalisierenden Familien in Konflikt zu geraten.

Augustus' Intention war, dass der Princeps als Vorbild handeln sollte. In diesem Sinne ist auch seine Sittengesetzgebung zu verstehen. Das Volk war durch die ständigen Kriege des letzten Jahrhunderts abgestumpft. Neue Normen und die Wiederbelebung der alten Religion sollten nicht nur dieses moralische Vakuum füllen, sondern auch die Bindung (und damit die Gewöhnung) an den Alleinherrscher forcieren.

Augustus erschuf sich sein persönliches Herrschaftssystem, um dem Römischen Reich Bestand zu geben.

 
 

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(PL)