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MURSA

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Mursa (Osijek in Kroatien)

Vor den Römern

Die Region von Osijek war bereits im frühen Neolithikum bewohnt. Die ergrabenen Artifakte wurden der Vucedol-Kultur zugerechnet. Die Funde aus Bronze- und Eisenzeit legen eine durchgehende Besiedelung nahe.

Der illyrische Stamm der Breuta sind die ersten namentlich greifbaren Anwohner im Gebiet von Osijek. Nach einer keltischen Invasion im 3.Jh.v.Chr. kam es zu einem vermehrten Zuzug kelto-illyrischer Siedler, die zwischen den nun entstehenden Siedlungszentren auf dem Land- und Wasserweg regen Handel trieben. Bereits seit dem Neolithikum ist Fernhandel mit Mittel- und Südeuropa durch Funde von Bernstein und Feuersteinen aus Obsidian belegt.

Das römische Mursa

Mit der Eroberung Pannoniens 12 v.Chr. kam auch das Gebiet um Osijek endgültig unter die Herrschaft Roms. Damals gab es in der Nähe des späteren Mursa eine kelto-illyrische Siedlung, die wohl im Zusammenhang mit einer günstigen Flussüberfuhr stehen dürfte.

Im Gebiet des heute unteren Stadtteils errichteten die Römer (vermutlich bereits Anfang des 1.Jh.v.Chr.) ein Militärlager. Später entwickelte sich auch die zivile Vorstadt mit dem Namen Mursa. Nach der Teilung Pannoniens durch Trajan, wurde Mursa zum Sitz des Statthalter von Pannonia inferior. Für die Zeit der Dakerkriege erhielt die Siedlung auch die Kommandantur des Präfekten der Donauflottille. 

In der Kaiserzeit nahm die Stadt regen Aufschwung, was Hadrian 133 n.Chr. dazu bewog sie in den Rang einer Kolonie mit dem Namen Colonia Aelia Mursa zu erheben. Der weitere Ausbau ging bis in die Mitte des 4.Jh.n.Chr. in drei Stufen voran. Die wichtigsten öffentlichen Gebäude und Tempel erhielten ihre endgültige Form in der Zeit der Severer und wurden damals reich mit Statuen ausgeschmückt. Ergraben wurden u.a. einige öffentliche Bäder, ein Amphitheater und luxuriöse Stadthäuser reicher Einheimischer.

Planmässig in quadratischer Bauweise errichtet, erhielt die Anlage eine doppelte Wallanlage und ein orthogonales Strassensystem. Infolge der äusserst wichtigen geostrategischen Lage, wurde über die Drau eine Ziegelbrücke mit sechs Pfeilern ins Flussbett geschlagen. Sie verband den West- und Ostteil Pannoniens. Von Mursa aus verliefen sechs Strassen in die pannonische Tiefebene und an die Donaugrenze. Im Gebiet des heutigen Baranja lagen damals ausgedehnte Sümpfe mit zahlreichen Seitenarmen der Drau. Die römischen Ingenieure schafften es jedoch dauerhaft trockene Strassen durch die Feuchtgebiete zu schlagen, was die Anbindung an Oberpannonien deutlich erleichterte.

Das Christentum lässt sich in Mursa erstmals am Beginn des 2.Jh.n.Chr. nachweisen und wurde in späterer Folge Bischofssitz. Mit dem Aufschwung des Arianismus avancierte die Stadt zu einem überregionalen religiösen Zentrum. Bischof Valens von Mursa gehörte zu einem der eifrigsten Verfechter der kaiserlichen Synoden.

Das spätantike Mursa

Die Stadt wurde in der Spätantike im Zuge der inneren und äusseren Auseinandersetzungen Roms mehrmals schwer verwüstet. 350 n.Chr. liess sich Vetranio, ein altgedienter Kommandant der illyrischen Legionen, in Mursa zum Gegenkaiser ausrufen. Nur ein Jahr später bekämpfte Kaiser Constantius in einer blutigen Schlacht vor der Toren der Stadt seinen Rivalen Magnentius. Die letzten literarischen Quellen über Mursa fallen in das Jahr 360, als der germanische Sölderführer Stilicho Pannonia Valeria verliess. Nach der Schlacht von Adrianopel dürfte auch die Draubrücke von den Römern abgebrochen worden sein, um den Zuzug der Westgoten und anderer Stämme zu behindern. Durch die Ansiedlung von Germanen und Hunnen in Pannonien, wich die effektive Aussengrenze Roms an die Drau zurück und die Mauern von Mursa waren nun eine Grenzfestung.

Seit dem Beginn des 4.Jh.n.Chr. musste sich die Stadt ständiger gotischer Einfälle erwehren. 441 erhielt Mursa durch die Invasion der Hunnen, Awaren und Slawen den Todesstoss. Nach der Zerstörung verzichtete man auf einen Wiederaufbau und die verbliebenen Siedler zogen langsam in andere, in der Nähe befindliche, Siedlungen um. Die letzte datierbare Nachricht aus Mursa findet sich für das Jahr 591.

Nach den Römern

Die Abwanderung war spätestens Ende des 7.Jh. abgeschlossen, da in dieser Zeit kroatische Stämme (unter awarischer Oberhoheit) die Region um Osijek neue besiedelten und in der Nähe des alten Mursa nahe der Drau eine neue Siedlung gründeten. Nach der Zerstörung des Awarenreiches übernahmen die Franken 796 die Oberherrschaft. Bereits 827 eroberten bulgarische Stämme ganz Slawonien, was zur erneuten Aufgabe der Siedlung während der Kriegswirren führte. Ende des 9.Jh. wanderten schliesslich Ungarn ein und im 10.Jh. erneuten die Kroaten ihre alte Siedlung. 1196 wurde erstmals deren Name in einem Dokument des kroatisch-ungarischen Königs Emerik als Forum ac Portus Ezeek erwähnt. Die Siedlung besass nun wieder einen Markt, einen Hafen sowie eine erneute Brücke über die Drau.

Wie Rom wurde auch Mursa nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly", www.osijek.hr, www.hr
 

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(PL)