GEOGRAFIE |
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NEAPOLIS ALPHABETISCH |
Neapolis (Neapel in
Italien) Namensherkunft Die Stadt hat ihren Namen von grch. nea-polis für "Neustadt". Varro nennt sie grch.-lat. auch Novapolis. Damit wurden Städteneugründungen bezeichnet. Bevor Neapolis neu besiedelt wurde hiess die Siedlung wahrscheinlich Parthenope nach der gleichnamigen Sirene aus der grch. Mythologie, die der Sage nach von Odysseus zurückgewiesen dort nach ihrem Selbstmord an den Strand gespült worden sein soll. Andere in der Antike auftauchende Namen sind entweder geografische Fehlzuordnungen - wie Phaleron - oder spätere Bezeichnungen- wie Palaepolis, das als "alte Stadt" das Gebiet der Neugründung von der alten Siedlungsstätte unterscheiden sollte. Vorzeitsiedlungen Von einigen antiken Autoren wurde angenommen es handle sich um ein einen rhodischen oder phönizischen Handelsposten des 10.Jh.v.Chr., doch gibt es hierzu bislang keinen archäologischen Befund. Vielmehr ist Parthenope eine Pflanzstadt der ältesten grch. Kolonie der italischen Halbinsel: Kyme (lat. Cumae). Man legte die Siedlung wohl im 6.Jh.v.Che. zunächst auf der Insel Megaride an und dehnte sie schliesslich auf den Mons Echia (heute Pizzofalcone) genannten Hügel aus, wo sie zum ersten Mal städtischen Charakter angenommen haben dürfte. Die Neugründung Für die Neugründung als Neapolis - wohl um 470 v.Chr. wie die rasterförmige Innenstadtplanung nahe legt - wurden bereits in der Antike zwei Versionen angeführt. Entweder führte die Heimatstadt Kyme gegen Parthenope Krieg, zerstörte die Siedlung, wurde anschliessend von einer Seuche heimgesucht und gründete auf Orakelgeheiss die Stadt neu mit Parthenopekult oder die Siedlung vegetierte dahin bis zu einem Zeitpunkt, an dem verstärkt Neusiedler aus Athen, Chalkis und Pithekussai der Stadt Auftrieb gaben. Eine Mischung aus beiden Versionen ist möglich, zumal Münzfunde attischen Einfluss belegen. Sie zeigen seit Mitte des 5.Jh.v.Chr. den Athenakopf mit ölzweigbekränztem Helm über dem Stadtnamen. 421/420 v.Chr. wurde die Heimatstadt Kyme von den Samniten erobert und Neapolis nahm bereitwillig kymische Flüchtlinge auf. Von der Verfassung her wird sich Neapolis kaum von ihren griechischen Vorbildern unterschieden haben. Einer von der Aristokratie dominierten Republik standen zwei Archonten und eine beratende Volksversammlung zur Seite. Rasch wurde die Stadt zu einem blühenden Teil der Magna Graecia (Grossgriechenland), welche Ökonomie und Kultur der Umgebung massgeblich beeinflusste. Das römische Neapolis In aktive Beziehung zu Rom trat Neapolis bereits im 5.Jh.v.Chr. In einem Bündnis mit der Stadt am Tiber versuchte man sich sowohl gegen die Samniten, als auch gegen Begehrlichkeiten des Dionysios I. von Syrakus zu wappnen. Um 400 v.Chr. hatte Neapolis dennoch besiegte Samniten aufzunehmen und fortan lebten diese mit den Griechen nebeneinander, was italische Namen in den Reihen der lokalen Magistrate bestätigen. 356 v.Chr. unterstützte Nypsios (lat. Numisius) die Syrakuser unter Dionysios II. und aufgestachelt sowohl von der Nachbarstadt Nola als auch von Tarentum zog Neapolis 328 v.Chr. gegen Rom zu Felde. Im Krieg kann sich die Stadt jedoch nicht wirklich durchsetzen und auf Vermittlung zweier Ratsherren, Charilaos und Nymphios, kann Nypsios mit Rom einen günstigen Föderatenvertrag aushandeln und den Krieg beenden. Derart freigespielt, konnte sich Neapolis gegen Pyrrhos erfolgreich behaupten. Seine Verpflichtungen gegenüber den Römern nahm Neapolis wahr, als es ihnen 264 v.Chr. Schiffe für den Truppentransport nach Sizilien und 217 v.Chr. sogar Geldmittel für die Kriegsführung zur Verfügung stellte. Ein Versuch Hannibals die Stadt im Jahr darauf einzunehmen scheiterte an den mächtigen Stadtmauern und es blieb ihm nur das Umland zu verwüsten. Trotz des engen Bündnisses mit Rom blieb Neapolis stets eine griechische Stadt und behauptete lange Zeit zahlreiche Domänen wie Sprache, Stadtverfassung, Asylrecht, Münzprägung und sogar die eigene Flotte. 89 v.Chr. erlangten ihre Einwohner das römische Bürgerrecht mit Einschreibung in die tribus Maecia. Damit war die Stadt ein römische municipium geworden. 82 v.Chr. eroberten sullanische Truppen Neapolis, da sie Marius zugetan war. Augustus förderte die Stadt, welche bald darauf zur colonia erhoben wurde. Das griechische Gepräge blieb trotz zunehmenden römischen Kultureinflusses auch während der hohen Kaiserzeit massgeblich und die römischen Magistratsbezeichnungen wurden stets mit einheimischen gemischt. Obwohl die Städte rundherum einen grösseren Aufschwung erlebten - man muss beachten, dass sich Neapolis infolge seines Seehandels auf hohem ökonomischen Niveau bewegte - wurden der Stadt die typisch römischen Errungenschaften zu teil: Aquädukte, Thermen sowie ein grosszügiger Hafenausbau. Religion In der Stadt gab es neben einem Denkmal auch das Grab der Sirene Parthenope samt angeschlossenem Kult. Der Athener Stratege Diotimos opferte an der Kultstätte und führte bei den Feierlichkeiten einen Fackellauf ein. Aus den ebenfalls zu ihren Ehren abgehaltenen öffentlichen Spielen wurden ab 2 n.Chr. Spiele zu Ehren des Kaisers Augustus. Überhaupt war Neapolis in ganz Italien für seine Feste und Spiele berühmt. Wichtige Kulte waren jene des Apollon und der Demeter. Letzterer besass auch überregionale Bedeutung, was dazu führte, dass selbst in Rom die Cerespriesterinnen aus der Neapolis stammen. Tempelanlagen gab es auch für die Dioskuren (aus ihrem Tempel wurde die Kirche San Paolo Maggiore) und Athena. Für Neapolis ist sowohl das Judentum, als auch eine frühchristliche Gemeinde belegt, die sich ähnlich wie in Rom für ihre Gottesdienste und Begräbnisse Katakomben erbaute. Der christlichen Tradition nach predigten sowohl Petrus als auch Paulus in der Stadt. Schutzpatron wurde der hl.Januarius, der 305 n.Chr. als Bischof im Rahmen der diokletianischen Christenverfolgung enthauptet wurde. Wirtschaft, Verkehr & antiker Tourismus Die Wirtschaft wurde von lokalen Agrarprodukten dominiert. Besonders Kastanien, Quitten und Wein galten als typisch neapolitanische Produkte. Auch Rosenöl und Schwefel wurden exportiert. An Handwerksarbeit sticht vor allem Korallenschmuck hervor. Als Küstenstadt war Neapolis nicht nur ein Umschlagsplatz für den Seehandel, sondern auch Verkehrsknotenpunkt zu Lande. Überlandstrassen führten nach Puteoli, Capua und Nuceria. All dies sorgte dafür, dass Neapolis zum führenden Wirtschaftszentrum der Region wurde. Die ideale Lage am Meer führte auch dazu, dass man nach Neapolis auf Erholung fuhr. Die zahlreichen Touristen konnten sich nicht nur der Gesundheit widmen, sondern sich auch einem geistig anregenden Klima erfreuen (so stammten die Dichter Ti.Catius Asconius Silius Italicus und P.Papinius Statius aus der Neapolis). Berühmt waren das Odeon und das Theater der Stadt, in dem sogar Nero auftrat. Nach einem kurz danach auftretenden Erdbeben stürzte es allerdings ein und musste neu erbaut werden. Als besondere Attraktion pries man das Grab des Dichters Vergil beim 2.Meilenstein der Stadt an und auch ein Tunnel unter dem Aussichtshügel Posilippo fand staunende Beachtung. Die kurende Oberschicht legte sich in der Umgebung Villen zu, unter denen das Pausilypon des Vedius Pollio und das Neapolitanum des Lucullus hervorstechen. Neapolis in der Spätantike Das überwiegende griechische Element begann erst Mitte des 3.Jh.n.Chr. langsam unterzugehen. In der Spätantike litt Neapolis vor allem unter den Raubzügen der Vandalen, was 440 n.Chr. zu einer Wiederherstellung der lange Zeit vernachlässigten Stadtmauern führte und die Siedlung wieder gedeihen liess. Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches unter ostgotischer Herrschaft, eroberte der oströmische Feldherr Belisar 536 schliesslich die unter jüdischer Führung - man fürchtete die religiöse Intoleranz Ostroms - hartnäckig verteidigte Stadt. Schon 542 kamen die Goten unter ihrem König Totila zurück und jagten die Oströmer aus der Stadt. Erst der Feldherr Narses konnte die Ostgoten nach einer Schlacht am Fusse des Vesuvs aus Süditalien vertreiben. Doch litt man weiter an Einfällen germanischer Heerscharen, allen voran den Langobarden. Das selbständige Herzogtum Neapel Der östliche Einfluss über Neapel ging langsam aber sicher verloren; auch infolge religionspolitischer Quereleien. 615 befreite sich die Stadt kurzfristig vom byzantinischen Regiment. 661 gab Kaiser Konstans II. einer lokalen Petition nach und ernannte den neapolitanischen Herzog Basilio zum Regent der Stadt unter nominell byzantinischer Oberhoheit. Zunächst wurden die Herzöge von Byzanz aus ernannt, später gewählt und schliesslich setzte sich die Erbmonarchie durch. Durch geschicktes Taktieren sollte es den Neapolitanern gelingen durch Jahrhunderte hindurch einen Hort der Zivilisation inmitten des verwüsteten Italiens zu bilden. Infolge eines lokalen Konfliktes mit Benevent verbündeten sich die neapolitaner Herzöge um 835 mit den mittlerweile auf Sizilien heimischen Sarazenen. Diese brachten nicht nur ihre Truppen auf die italische Halbinsel, sondern auch kulturelle Anregungen. Später musste man sich ihnen aber wieder erwehren und rief deshalb Söldner zu Hilfe. Zusammen mit den verbündeten lokalen Seemächten Amalfi und Gaeta beherrschte man den frühen Mittelmeerhandel zur See. Das Ende eigenständiger Herrscher kam 1137, als die Normannen - bis dahin in Söldnerdiensten - Neapel nach zähem Ringen ihrem sizilianischen Reich einfügten. Ihnen folgten 1194 die Dynastie der Staufer, 1266 jene von Anjou, und ab 1442 spanische Vizekönige. |
Am Aufbau der Neapolis wurde nicht nur einmal gewerkelt... |
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Quellen: "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org |
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