Version LX

GEOGRAFIE
Städte


PERUSIA

ALPHABETISCH
NACH PROVINZEN

zurück zum
Städteindex

zurück zur
geografischen Übersicht

zurück zum Index

Perusia (Perugia in Italien)

Eine zentrale Stadt in Umbrien

Perusia - auch Perusina genannt - lag an gut geschütztem Ort ca. 350 m flussaufwärts der Tiberbrücke bei San Giovanni am Westufer und war durch die Via Amerina an das römische Strassennetz angebunden. Als umbrische Gründung kam die Stadt kurz nach der Mitte des 5.Jh.v.Chr. unter etruskische Oberhoheit und gehörte zu den zwölf führenden Etruskerstädten in Eturien. Über die Entwicklung der Stadt in den folgenden 150 Jahren ist nichts bekannt und erstmals tauchte der Name bei den Römern im Zuge ihres Krieges mit den Etruskern unter Fabius Maximus Rullianus auf.

Perusia unter römischer Herrschaft

310/309 v.Chr. schloss Perusia mit den Römern einen 30jährigen Frieden, doch bereits 295 v.Chr. rebellierte es gemeinsam mit Arretium und den Vulsinii im Dritten Samnitenkrieg und musste schliesslich im Jahr darauf um Frieden bitten. Fortan stand die Stadt treu zu Rom; vor allem in den Punischen Kriegen. Bekannt wurde die Stadt durch die heldenhafte Verteidigung von Casilinum 216 v.Chr. gegen Hannibal durch eine cohors Perusina (Perusisches Infanteriekontingent). 205 v.Chr. lieferte man Rom dringend benötigtes hochqualitatives Holz. Dann schweigen die Quellen wiederum für 150 Jahre.

Einen drastischen Einschnitt erlebte Perusia 41/40 v.Chr. bei der Belagerung des Lucius Antonius durch Octavianus. Antonius hatte sich gemeinsam mit Caesars Schwägerin Fulvia gegen das Triumvirat erhoben. Octavianus schloss ihn in Perusia ein, wo er sich 40 v.Chr. ergab und begnadigt wurde. Die ihn unterstützenden Senatoren brachte man jedoch zu Tode. Einige der Bewohner flüchteten daraufhin nach Gallien und einer lokalen Sage in der Dauphine in Frankreich nach waren dies die Gründer der französischen Stadt Perouges. 

Die schwer in Mitleidenschaft gezogene Stadt - der antiken historischen Tradition nach blieben nur die Tempel von Iuno und Volcanus intakt - wurde erst nach Ende des Bürgerkrieges von Augustus als Augusta Perusia wieder aufgebaut. Dazwischen war es jedem Römer erlaubt sich innerhalb einer Meile rund um die Stadt anzusiedeln. Offensichtlich war die Einwohnerzahl drastisch gesunken.

In der hohen Kaiserzeit war Perusia bereits eine Stadt mit Munizipalrecht und ihre Einwohner wählten in der tribus  Tromentina (der siebte Wahlbezirk Roms). Bereits Anfang des 3.Jh.v.Chr. übte das Geschlecht der Antonier hier massgeblichen Einfluss aus und dies änderte sich auch in der Kaiserzeit nicht. Kaiser Trebonianus Gallus erhob Perusia schliesslich als Colonia Vibia Augusta Perusia in den Rang einer Kolonie.

Auch in der folgenden Zeit schweigen die Quellen über die Stadt - sieht man von den üblichen Erwähnungen in den Städtelisten der antiken Geografen ab. Mit der Expansion Ostroms gelangte Umbrien in dessen Einflussbereich. Bereits einige Zeit nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches widersetzte sich Perusia als einzige umbrische und eigentlich oströmische Stadt dem Ostgotenkönig Totila. Da die Lage der Stadt aussichtslos war schickten die Bürger als Verhandlungspartner Bischof Herculanus zu Totila, der den kirchlichen Gesandtner jedoch aufs grausamste foltern und schliesslich enthaupten liess. Später wurde er der Stadtpatron von Perugia. Da die Ostgoten nicht verhandeln wollte, wurde die Garnison evakuiert und endlich konnte Totila 547 n.Chr. die Stadt einnehmen und verwüsten.

Die unruhigen Jahrhunderte des Mittelalters

Den Ostgoten folgten die Langobarden und unter ihnen konnte sich Perugia wieder erholten und wurde sogar wieder zu einer der führenden Städte. Seit dem 9.Jh. gehörte die Stadt zum Kirchenstaat, doch löste sie sich von diesem im 11.Jh. Fortan stand Perugia im (oft militärischen) Wettstreit mit den umliegenden Städten. 1186 bestätigte König Heinrich VI. die Unabhängigkeit des Stadtregiments unter der Führung zweier Konsuln. Papst Innozenz III. bestätigte dies teilweise indem er Perugia eine eigene Gesetzgebung zugestand. Fortan mischte sich der Kirchenstaat nur in Ausnahmefällen in die internen Angelegenheiten ein. Diese waren ohnehin von rivalisierenden Familienclans dominiert. Die nur mittelbare Abhängigkeit von der päpstlich-stadtrömischen Verwaltung führte nun dazu, dass einige Päpste hier vor Unruhen in Rom Schutz suchten. Auch fünf Konklaven zur Papstwahl (1216 Honorius III., 1285 Clemens IV, 1294 Cölestin V. & 1305 Clemens V.) fanden in Perugia statt. 1282 fiel die Stadt jedoch der Exkommunikation anheim, da sie sich einem päpstlichen Kriegsverbot gegen die Ghibellinen widersetzte. Alles in allem behielten in Perugia die Guelfen die Oberhand.

1319 erklärte sich Ludwig von Toulouse zum Protektor der Stadt. Mitte des 14.Jh. erklärte der bekannte Jurist Bartholus von Sassoferrato Perugia als völlig frei von kaiserlicher und päpstlicher Autorität. In den folgenden Jahren zeigten sich starke republikanische Tendenzen, die schlussendlich 1369 in einen offenen Krieg mit Papst Urban V. führten. Die Adelsfraktion im Senat von Perugia erreichte im Jahr darauf den Frieden von Bologna; jedoch musste die Einsetzung eines päpstlichen Legaten hingenommen werden. Bereits 1375 wurde in einem Volksaufstand der päpstliche Aufseher vertrieben. Trotzdem kehrte keine Ruhe ein, da sich die Anhänger zwischen Volks- und Adelspartei ständig bekriegten. 1398 wurde der selbsterklärte Herr von Perugia, Biordo Michelotti, ermordet und die folgenden Jahre brachten Verwicklungen in den inneritalienischen Kriegen, ehe zwischen 1416 und 1424 eine ruhigere Zeit unter der Herrschaft des Söldnerführers Braccio da Montone eintrat, da er sich mit dem Papsttum arrangieren konnte. Danach kam es wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Familienclans. Mitte des 16.Jh. war Perugia aller Privlegien verlustig geworden und von Söldnerheeren verwüstet. Erst unter den Franzosen in Napoleonischer Zeit erlangte die Stadt wieder eine gewisse Bedeutung als Hauptstadt der Tiberinischen Republik, ehe sie 1799 der Römischen Republik beitrat.

Archäologisch interessant ist neben den üblichen Aquädukt-, Gebäude-, Mauer- und Torresten der Fund des Cippus Perusinus - einer der längsten in Etruskisch gehaltenen Inschriften in einer der zahlreichen Nekropolen. Aus der Zeit der Belagerung kamen zahlreiche Bleigeschosse von Schleuderern zum Vorschein.

Auch die Aurunker haben ihre Stadt nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org
 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)