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Thermen in Pompeji

Die Stabianer Thermen

Die Stabianer Thermen - an der Via die Stabia gelegen - stellen den ältesten Thermenkomplex von Pompeji dar. Die erste Bauphase wird bereits auf das Ende des 4.Jh.v.Chr. datiert. Ursprünglich verliefen hier an der Ost- und Westseite Strassen und an der Westseite ein heredium (Garten) - später wurde darauf ein Haus errichtet -, welche dem Bauplatz seine grundlegende Form gaben; wie man noch heute an der trapezförmigen Palästra ablesen kann. Die Mauer zwischen Palästra und Haus verlief etwas weiter östlich von der jetzigen Fassade des Schwimmbeckens. Es wird angenommen, dass hier einst die erste Befestigungsmauer von Pompeji aus dem 5.Jh.v.Chr. verlief und die regio VII neben dem Forum das zweite Stadtzentrum war - so wie es im 1.Jh.n.Chr. die regio IX werden sollte. Schon Ende des 4.Jh.v.Chr. liess man die Strassen auf und überbaute das Gelände. Die ersten grossen Restaurierungen scheinen dann im 3.Jh.v.Chr. vor sich gegangen zu sein, wie eine Fussbodenlegung aus opus signinum (Ziegelpulvermörtel) nahe legt.

Der grosszügige Ausbau der Therme erfolgte im 2.Jh.v.Chr. als Pompeji sich zu einem ökonomischen und politischen Zentrum in Kampanien entwickelte. Aufgrund einer Renovierungsinschrift, die auf die Zeit kurz vor der Gründung der sullanischen Kolonie datiert wird, nimmt man an, dass die meisten Bauten 80 v.Chr. bereits bestanden haben: C. Uulius C. f. P. Aninius C. f. II v(iri) i(ure) d(icundo) laconicum et destrictarium faciund(um) et porticus et palaestr(am) reficiunda locarunt ex d(ecreto) d(ecurionum), ex ea pequnia, quod eos e leger in ludos aut in monumento consumere oportuit, faciun(da) coerarunt eidemque probaru(nt). (Gaius Uuilus, Sohn des Gaius, und Publius Aninius, Sohn des Gaius, vergaben auf Beschluss des Stadtrates den Auftrag für die Errichtung des Heissluftbades und des destrictarium (Raum für das Abschaben des Öles) und für die Wiederherstellung der Portiken und der Palästra, und zwar von dem Geld, das ihnen gesetzlich zur Verwendung für Spiele oder ein Bauwerk zur Verfügung stand; sie liessen die Arbeiten durchführen und nahmen selbst den Bau ab.) Beide erwähnten Politiker waren sullanische Neusiedler. Die von ihnen in Auftrag gegebenen Restaurierungen waren sehr gründlich, sodass von der alten Struktur vieler Thermenteile nichts übrig geblieben ist. Dementsprechend gross muss der Handlungsbedarf gewesen sein und die Gründe für den baufälligen Zustand bleiben im Verborgenen.

Der Haupteingang der Stabianer Thermen lag im Süden an der Via dell’Abbondanza inmitten einer Kette aus Läden entlang der Strasse. Einen zweiten - wesentlich schlichteren - Zugang fand man im Westen zum Vicolo del Lupanare. Gleich nach dem Eingang gelangte man in den grossen Peristylhof der Thermenanlage. Er war an drei Seiten mit gedrungenen dorischen Säulen umfasst. Diese wurden nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. komplett restauriert und mit einer wesentlich dickeren Stuckschicht mit Rundstabkannelierung als zuvor angebracht überzogen. Vor dem Eingang standen anstatt der Säulen zwei Pfeiler mit je zwei anschliessenden Halbsäulen - ähnlich wie im Isistempel. Aus Symmetriegründen wiederholte man dies am anderen Ende des Peristyls - jedoch ohne Türöffnung.

Es wird angenommen, dass der Hof ursprünglich eine klassische Palästra mit Schwimmbecken für Sportübungen samt kleinem Bad war und die Thermenanlage erst im 2.Jh.v.Chr. dazugebaut worden war. Vom einstigen Skulpturenschmuck hat sich lediglich eine Herme an der Nordmauer erhalten, die Hermes in einem Mantel gehüllt zeigt.

Abgetrennt durch eine niedrige Mauer lag im Hof in der Mitte der Westseite die natatio (Schwimmbecken) zu dem man über zwei Räume an dessen gegenüberliegenden Enden gelangte. In beiden künstlerisch mit Gartenmalereien ausgestatteten Räumen waren ebenfalls Becken eingelassen, die vermutlich der Körperpflege dienten. Die Aussenmauern waren bühnenartig stukkatiert worden. Die Dekorationen aus dem vierten Stil enthielten einige Bildfelder aus farbigem Stuck. Über dem Türbogen thronte Iuppiter samt seiner Attribute Zepter und Adler. Auch ein Satyr, welcher dem Hercules einen Trunk reichte war abgebildet. Dazu kamen noch Hylas und die Nymphen sowie diverse Athleten. Die Mauer des südlichen Raumes präsentierte noch Dädalus beim Schmieden der Flügel für seinen Sohn Ikarus. Noch weiter südlich lag ein grössere, der vermutlich als apodyterium (Umkleideraum) der Schwimmer diente, da er eine direkte Verbindung zum Portikus aufwies.

Die Bäder selbst befanden sich im Ostteil der Anlage und teilten sich in eine im Norden gelegene Männer- und eine im Süden gelegene Frauentherme. Beide waren durch das praefurnium (Heizanlage) getrennt.

links: Eingang zu den Stabianer Thermen an der Via dell'Abbondanza inmitten der Läden
rechts: Blick entlang der Via Stabiana; die insula links wird komplett von den Thermen eingenommen

e ludo computatrali "Pompei"

n die Männertherme gelangte man durch eine Tür in der Südostecke des Portikus, vor der eine Säule mit Sonnenuhr samt oskischer Inschrift stand. Sie erwähnt deren Errichtung durch den Quästor Maras Atinius auf Beschluss des Stadtrates aus Strafgeldern. Man datiert die Sonnenuhr in die Zeit kurz nach 164 v.Chr., als in Rom die erste Sonnenuhr gebaut worden war. Ungenaue - weil geografisch nicht angepasste - Importware gab es in Rom bereits seit 263 v.Chr. Neben dem Eingang lagen noch einig Räume, die vermutlich der Dienerschaft der Thermenbesucher als Wartezimmer vorbehalten waren. Es waren ursprünglich Läden gewesen, die man jedoch strassenseitig zugemauert hatte.

Dem Eingang folgte ein Durchgangsraum mit Tonnengewölbe. Von ihm aus konnte man linkerhand das mit einer Kuppel ausgestattete frigidarium (Kaltbad) betreten. In seinem Fussboden war ein rundes Becken eingelassen, an den Ecken fanden sich vier halbrunde Nischen und die Wände trugen gartenarchitektonische Malereien. Die Kuppel ahmte ein blauen Sternenhimmel nach. Das Wasser ergoss sich aus einer der Nischen in der Nordwand in das Becken. Ursprünglich als laconicum (Heissluftbad) konzipiert, wurde es vermutlich in den ersten Jahren der sullanischen Kolonie umgebaut und damit umgewidmet.

Vom Durchgangsraum gelangte man auch in apodyterium der Männertherme. Sie war mit einer gemauerten Bank und an Nord- und Südwand mit Nischen für die Kleider ausgestattet. Beide Räume wiesen eine bunte Stuckverzierung auf, die Eroten, Nymphen, Rosetten und Waffen zeigte. Die Mauern trugen einen roten Sockel, waren aber ansonsten in weiss gehalten. Infolge deutlich erkennbarer Restaurierungen lässt sich zumindest die letzte Stuckatur in spätneronische oder frühflavische Zeit datieren. Interessant ist, dass die Renovierungsarbeiten bei der Verschüttung noch nicht abgeschlossen waren; ja nicht einmal die Wasserleitungen waren hier gelegt worden. Der dem apodyterium angeschlossene kleinere Raum scheint gleich gar nicht in Angriff genommen worden zu sein.

Vom apodyterium aus gelangte man durch eine Tür in das tepidarium (Warmbad). Es wurde mittels Fussboden- und Wandheizung erwärmt. Auch hier waren seit dem Erdbeben von 62 n.Chr. noch keine Restaurierungen vorgenommen worden. Aus diesem Grund konnte man leicht das Heizungssystem mit seinen suspensurae (Stützpfeilern unter dem Boden) studieren. An der Ostseite des Warmbades stand noch ein Becken für lauwarme Bäder. Dahinter lag noch ein zweites praefurnium, das vermutlich zur Verstärkung des Luftzuges und der Vorwärmung des Wassers im tepidarium diente.

Das caldarium (Heissbad) wurde durch eine Tür vom Warmbad aus betreten. Rechts an der Ostseite lag das Becken für die Heissbäder, links in der Apsis ein labrum (Becken) - hier eine Marmorschale auf einer Säule - für die kalten Waschungen. Die natürliche Beleuchtung war dürftig nur durch eine runde Öffnung in der Apsis ermöglicht. Über dem Heisswasserbecken lagen noch drei Nischen, die wohl einst von Statuen geschmückt waren.

Die Frauentherme war trotz des grossen Areals von der Palästra abgeschirmt. Zu deren apodyterium konnte man nur über zwei lange Gänge von der Via del Lupanare und der Via di Stabia gelangen. Der Fussboden dieses Umkleideraumes bestand aus roten, rautenförmig zugeschnittenen Ziegeln; die Wände waren geweisst mit einer Zierleiste an den Schmalseiten. Die Wandnischen für die Kleidung bestanden aus Tuffstein. Beim Bau hatte man auf ein frigidarium verzichtet, dieses jedoch nachträglich in das apodyterium in der linken unteren Ecke eingebaut.

Durch eine Tür gelangte man in das tepidarium und von dort aus erneut durch eine Tür in das caldarium der Frauentherme. Sieht man von der fehlenden Apsis ab, so folgt der Bauplan samt der Einrichtung dieser Räume im wesentlichen jenen der Männertherme. Die Heizung wies eine technische Raffinesse auf. In den Hypokausten war ein kleiner halbzylindrischer Bronzebehälter eingelassen, der durch eine Öffnung mit dem Beckenboden des Heissbades verbunden war. Dieser bronzene testudo (eig. Schildkröte) wurde direkt vom praefurnium erhitzt und da er etwas tiefer als der Beckenboden angebracht war, floss das kalte Wasser in ihn hinein, erwärmte sich und strömte automatisch durch den Auftrieb oben wieder hinaus.

An der schräg zulaufenden Ecke der Palästra im Nordwesten amtierte der Thermenaufseher, der über ein Fenster den Überblick wahren konnte. In seinen Räumlichkeiten fand man ein elegantes Kohlebecken mit einer Stiftungsinschrift des Marcus Nigidius Vaccula, dessen reiche Familie die Bronzewerkstätten von Capua dominierte. Ähnliche Stiftungen von ihm gab es auch in den Forumsthermen. Links neben dem Aufseherraum lag ein zur Palästra hin offener Raum, den man allgemein als sphairisterion (Ballspielhalle) ansieht.

Der älteste Teil der Stabianer Thermen befand sich rechts vom Aufseherzimmer. Über einen Gang erreichte man damit die vier Einzelbäder der Thermenanlage. Sie dürften bereits im 6.Jh.v.Chr. entstanden sein und entsprachen keineswegs der römischen Sitte, die das gemeinschaftliche Bad vorzog. Eine ähnliche Anlage kennt man aus Olympia des 5.Jh.v.Chr. Der griechische Einfluss ist somit evident.

Hinter den Einzelkammern lag in einem separaten Raum einer der ältesten Brunnen von Pompeji. Die viereckige Anlage scheint ursprünglich an der Strasse und damit ausserhalb der Gebäude gestanden zu haben, wurde aber später miteinbezogen. Mittels eines Schöpfrades förderte man das Wasser zutage um es dann durch ein Röhrensystem in die Thermen zu leiten. Gleich daneben fand sich eine dem Badebetrieb angepasste grosse Latrine.

Am Ende des Ganges zu den Einzelbädern fand sich ein kleiner Raum mit Stufen. Sie führten nach einer harten Biegung in eine unterirdische Kammer, die bis unter das Schwimmbecken reicht. Es scheint sich bei dieser bereits im 6.Jh.v.Chr. - damals lag die Gegend ausserhalb der Stadtmauer - in den Tuff gehauenen Anlage um die Reste eines Grabes zu handeln. Später benutzte man die Anlage als Lager.

Die Zentralthermen

Die Zentralthermen lagen in der IX. Region Pompejis an der Kreuzung der Via di Nola mit der Via Stabiana. Bei ihnen handelte es sich um den neuesten Thermenbau der Stadt, der erst 62 n.Chr. im Zuge der Wiederaufbaumassnahmen nach dem grossen Erdbeben begonnen wurde. Die Lage zeigt eindeutig, dass sich in dieser Zeit das ökonomische Leben weg vom Forum hin zur Via Stabiana verlagert hatte. Auch lagen die besten Privatadressen im Nordosten ganz in der Nähe, sodass der Neubau ganz im Interesse der oberen Gesellschaftsschicht Pompejis lag.

Vom Umfang her nahmen die Thermen eine ganze insula (Häuserblock) in Anspruch und dafür schleifte man auch alle Vorgängerbauten. Warum man gleichzeitig auch jene Gebäude abriss, die an der Südseite auf der gegenüberliegenden Strassenseite - des Vicolo die Tesmo - standen, ist unklar, aber vielleicht wollte man mehr Freiraum und einen prächtigeren Zugang zu den Thermen schaffen. Da der Bau nie fertig wurde und ein solcher Platz erst am Ende ausgeführt hätte werden sollen, bleibt man auf Vermutungen angewiesen.

Die umfassende Mauer war aus opus incertum (unregelmässig aneinander gefügte Steine) gefertigt, den man aus dem Bauschutt des Abbruchmaterials gewonnen hatte. Die Pfeiler errichtete man in opus mixtum (gemischte Mörteltechnik) aus Ziegel- und Tuffsteinen. Um die Wände bereits von der Struktur her nicht eintönig zu gestalten, verwendete man im Inneren der Anlage unterschiedliche Materialen und Bautechniken.

Der Haupteingang fand sich an der Via di Nola. Gleich daneben lagen zwei kleine Räume, von denen der erste vermutlich als Kasse, der zweite als Wertsachendepot diente. Wohl passte hier ein capsarius (Utensilienwächter) auf die hinterlegten Gegenstände der Badegäste auf. Hinter den beiden Kammern konnte man über eine Treppe in das Obergeschoss gelangen. Neben der Treppe befanden sich zwei Türen, die zu einem Saal führten, dem mehrere kleinere Räume angegliedert waren. Auch konnte man von hier aus durch einen Gang den Hinterhof der Thermen erreichen. Es wird angenommen, dass die Kammern kleinere Geschäfte waren, in denen diverse Badeutensilien verkauft und diverse Dienstleistungen angeboten wurden.

Selbst das apodyterium (Umkleideraum) betrat man mittels zweier Türen durch den erwähnten Saal. Im Gegensatz zu den anderen Thermen in Pompeji erhielt dieser Raum Licht durch drei Fenster, die sich zur Palästra hin öffneten. An der Rückseite des Umkleideraumes fand sich ein grosses Becken, das vermutlich kaltes Wasser für Waschungen enthielt. Die Verkleidung des Beckens bestand provisorisch aus opus signinum (Ziegelpulvermörtel) und sollte vermutlich im Endausbau aus Marmor bestehen. Das Wasser kam über in die Mauer gelegte Leitungen über drei Nischen an den verbauten Seiten des Beckens. Da es kein eigenes frigidarium (Kaltbad) in den Zentralthermen gab, blieb dies die einzige Kaltwasserquelle der Anlage.

Wiederum durch zwei Türen erreichte man vom apodyterium aus das tepidarium (Warmbad). Auch hier gab es drei grosse Fenster hin zur Palästra als Lichtspender. Die Wärme erzeugte man mittels heisser Luft, die vom praefurnium (Heizanlage) aus über Fussboden- und Wandheizung im inneren der Mauern emporstieg.

Durch einen engen Zugang gelangte man ins architektonisch interessante laconicum (Heissluftbad). Der als Kuppelbau ausgeführte Raum besass in den Ecken vier runde Nischen und dazwischen konkave Mauerverbindungen. Um Licht zu erhalten hatte man drei kleine Fenster im Gewölbe angebracht. Die Bauweise legt nahe, dass es auch in der Mitte der Kuppel eine Öffnung gegeben haben muss, die vielleicht mit Glas in Bronzefassung abgeschlossen war. Bei den anderen Thermen musste das laconicum mittels Kohlebecken erhitzt werden und so hatte man diese später alle zu Kaltbädern umgebaut. In den Zentralthermen war es jedoch sehr gut in die Heizungsanlage und den anderen Räumen integriert.

Das künstlerisch am aufwendigsten gestaltete caldarium (Heissbad) erreichte man vom Warmbad aus durch eine Tür. Die Wände gestaltete man mit mehreren halbrunden und eckigen Nischen, die vermutlich im Endausbau Stuckverzierungen und Statuen tragen sollten. Die Beheizung funktionierte in gleichem Masse, wie beim nebenanliegenden Warmbad mittels Fussboden- und Wandheizung. Auf die natürliche Beleuchtung hatte man beim Bau grössten Wert gelegt. Drei Fenster lugten zur Palästra und fünf fand man in den Nischen der Ostwand. Der Raum besass gleich zwei Heisswasserbecken an den gegenüberliegenden Enden. Anstatt eines freistehenden Kaltwasserbecken hatte man in der Mitte der Südwand ein kleines Becken zur Abkühlung eingelassen.

Hinter den Baderäumen fand sich ein langgezogener Hof, von dem man annimmt, er hätte zu einer Art Peristyl ausgebaut werden sollen. Da die Bauarbeiten noch lange nicht abgeschlossen waren, als der Vesuv die Stadt verschüttete, ist man auf Vermutungen angewiesen. Auch hatte man das praefurnium mit seinen Heizkesseln noch nicht installiert.

Etwa die Hälfte der Thermengrundfläche wurde von einem grossen Hof eingenommen. Da man an den Wänden einige von Halbsäulen umrahmte Fenster fand, wird davon ausgegangen, dass es eine klassische Palästra hätte werden sollen. Die Baumassnahmen waren hier noch am wenigsten fortgeschritten. In Angriff genommen worden war eine natatio (Schwimmbecken) und zum Zeitpunkt der Vesuvkatastrophe werkelte man gerade an den Wasserrinnen, die das erquickende Nass vom Becken hätten ableiten sollen. Wohl wären an diesen entlang die Kolonnaden entstanden.

Die Latrine lag in einer Ecke an der Südseite und an ihr führt auch ein weiterer kleiner Eingang vorbei. Möglicherweise hätte er nach der Fertigstellung zugemauert werden sollen. Den Bauvorbereitungen nach sollte ein Kanal Wasser vom Schwimmbecken über die Toiletteanlagen leiten und so als permanente WC-Spülung dienen.

Sowohl an der West- als auch an der Ostseite der Palästra gab es rechteckige Exedren, von denen die ostseitige Zugang zu einem Raum mit zwei Fenstern gewährte. Eine weitere fensterlose Kammer erreichte man direkt vom Hof aus. Welchen Zweck diese Räume erfüllen sollten ist unbekannt. Vielleicht sollte dort ein Masseur seine Dienste anbieten können oder eine kleine Bibliothek eingerichtet werden. Der zweite Raum hätte auch als Speicher dienen können.

Ein weiterer grosser Eingang fand sich im Süden des Hofes. Es ist unklar ob er auch nach der Fertigstellung geöffnet hätte bleiben sollen, da er im Prinzip nur eine Unterbrechung der äusseren Ladenkette an der Südwand der Thermenanlage darstellte.

Da es keinerlei getrennte Räume für die Geschlechter gab, ist anzunehmen, dass der Thermenbetrieb ausschliesslich für Männer ausgelegt war. Möglich ist aber auch, dass es getrennte Badezeiten für Männer und Frauen hätte geben sollen, wie es in solchen Fällen in Rom üblich war.

Apollostatue
im Apollotempel von Pompeji; auch in den Thermen standen Götterstatuen, wie etwa eine Herme des Hermes in den Stabianer Thermen
e collectione imaginum W.Tungsten (c) incognitus


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)