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KULTUR
Römischer Luxus


TAFELLUXUS
KLEIDUNG
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SKLAVEN

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Sklaven

Allgemeines

Jener Punkt, an dem sich der Luxus der Reichen im antiken Rom am besten zeigen lässt, ist die Anschaffung von unnötigen Sklaven. Diverse Fackel- und Laternenträger, die lampadarii bzw. lanternarii gehören hierbei ebenso noch zum Normalen, wie diejenigen, die ihren Herren die Schuhe nachtrugen. "Gewöhnlich" waren auch noch Ammen.

Je mehr Sklaven sich in einem Haushalt befanden, desto besser musste die Organisation desselben sein. So verfiel man auf die Idee der Arbeitsteilung, die besonders in der Küche zum Tragen kam, die unter der Fuchtel eines archimagirus (Erzkoch) werkten. Es gab dann opsonatores (Einkäufer), Bäcker, Köche samt Gehilfen (z.B. Geflügelzerteiler), Servierkräfte und nicht zu vergessen: die Putzkolonne.

Die Spitze an Prunk waren pueri delicati (gebildete Edelsklaven), die in eigenen internatähnlichen paedagogia darauf getrimmt ihren Herrschaften zu gefallen. In kostbare Kleider gewandet begleiteten diese perfekt gestylten jungen Männer und Knaben ihre Herren auf Spaziergängen und Ausflügen.

Gastmähler als Möglichkeit der Repräsentation des Sklavenreichtums

Die perfekte Organisation liess sich prächtig bei Gastmählern demonstrieren und wer einen Sklaven mehrere Funktionen innehaben liess, galt nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Folglich nahmen die Reichen (beiderlei Geschlechts!) einen Teil ihres unfreien Trosses mit auf Reisen und Spaziergängen. Da sich nicht ein jeder ein solches Heer leisten konnte, gab es Unternehmen, die Sklaven stundenweise für solche Anlässe vermieteten.

Da der Römer von Welt nicht selbst ging, sondern sich in Sänften tragen liess, hatten auch lectiarii ein gewichtiges Arbeitspensum. Da sich diese bei Reisen abwechseln mussten, konnte die Zahl der Sänftenträger beträchtliche Ausmasse annehmen. Für längere Aufenthalte abseits des heimatlichen Herds benötigte man noch Maultiertreiber, Quartiermacher, Reiter, Stallmeister sowie Gepäckträger und Begleitschutz. Im 2.Jh.n.Chr. fanden manche Gefallen daran von Sklaven geführt zu werden, indem diese sie ständig warnten vor Löchern und Steinen am Weg.

Lucullus hielt sich einen eigenen Sklaven, der bei Banketten darauf zu achten hatte, dass sich sein Herr nicht überfrass oder ihm schlecht wurde. Dieser konnte ihm gefahrlos das Weiteressen verbieten und setzte so der Essensmenge eine Grenze. Durch diese drakonische Massnahme hielt Lucullus übrigens tatsächlich sein Gewicht...

Haushalt

Der Haushalt mit seinen wirtschaftlichen Aktivitäten wurde von einem angesehenen atriensis (Majordomus) verwaltet. Zu ihm gesellten sich die diaetarii (Verwalter der einzelnen Wohnungen in Grosshaushalten), cellarii (Kellermeister), der ianitor (Pförtner), der suppellectarius (Möbel- & Geschirraufseher) und der a veste (auch vestispicus; Garderobenmeister). Für grosse Empfänge gab es dann abgestellte servi ab hospitiis, die die Gäste empfingen und zu den ihnen zugedachten Plätzen brachten und triclinarii, die für einzelne Klinen zuständig waren.

Schautranchieren war eine beliebte Showeinlage, die ein eigener scissor bravourös erledigen konnte. Die für das Servieren zuständigen Sklaven wurden unter der Bezeichnung ministri zusammengefasst. Für sie galten besondere Merkmale: sie sollten jung, hübsch und gut gekleidet sein. Manchmal gab es sogar einen oarnator glabrorum, der sich um die perfekte Optik der ministri kümmerte. Die Reste der Speisen wurden von den analectae wieder in die Küche zurückbefördert. Für die erfrischenden Getränke zwischen den Gängen empfahlen sich capillati, Serviersklaven mit besonders langen Haaren, die von den Gästen wie ein Handtuch benutzt wurden.

Unter einem ad argentum, ab argento oder supra argentum verstand man in einigen wenigen Haushalten jene Sklaven, die sich ausschliesslich um das Silbergeschirr kümmerten. Goldgefässe waren hierbei weniger vertreten, da Tafelgeschirr für die Verwendung in aller Regel aus Silber verfertigt wurde. Der a crystallinis hütete schliesslich noch die Glasgefässe.

Da es oft reiche Kunstsammlungen gab, wurde hierfür der a statuis abkommandiert. Im Gegensatz zum Hausherrn wusste er wohl zu jedem Stück nicht nur den Aufbewahrungsort, sondern auch noch die entsprechenden Anekdoten zu erzählen. Für die optimale Aufbewahrung und Pflege des Perlenschmuck der reichen Frau hatte hingegen der ad margaritas zu sorgen.

Für die persönlichen Dienste waren die in hohem Ansehen stehenden cubicularii (Kammerdiener) berufen. Tonsores und ornatrices besorgten die Frisuren. Letztere hatten einen schweren Stand, denn die Herrin des Hauses konnte schon einmal ausflippen, wenn eine Locke nicht perfekt sass. Auch für das Hervorholen der Kleidung und das Anziehen sowie für das Schuhwerk konnte eigenes Personal bestimmt werden.

Ein Besuch in den Thermen war eine Gelegenheit mit seinem Sklavenreichtum zu protzen. Deshalb folgten ihren Herrschaften unctores (auch aliptae; Einsalber) und capsarii (Garderobenwächter). Ob sich spleenige Leute auch eigene alipili (Achselhaarauszupfer) gehalten haben, ist hingegen nicht überliefert. Sie gehörten aber zum Wellnessangebot einiger Thermen.

Belustigung

Natürlich musste bei Gastmählern mit entsprechenden Darbietungen geprotzt werden, sodass sich auch Gaukler und allerei andere Unterhaltungskünstler wie Akrobaten, Sänger Schauspieler und Tänzer unter der Sklavenschar fanden. Richtige Hausorchester mit bis zu einem Dutzend Musikern tauchten erstmals 187 v.Chr. in Rom auf. Und selbst Privatgladiatoren hielten sich manche Haushalte.

Die Schattenseite der menschlichen Seele wurde in der "Haltung" von missgebildeten Menschen offenbart. Sie wurden unter der euphemistischen Bezeichnung deliciae (Lieblinge) zusammengefasst. Körperliche oder geistige Behinderung wurde so zur Schau gestellt. Aber nicht alle Idioten waren auch solche. Es gab Sklaven, die nur solche mimten und dadurch zu Possenreisern par excellance avancierten. Scurrae waren hochgebildete Witzbolde, die modernen Entertainern oder Comedystars vergleichbar waren. Vorlaute Kinder aus Alexandria waren das Nonplusultra für eine Veranstaltung. Unter dem Deckmantel des kindlichen Übermuts konnten sie gefahrlos die Gäste mit spritziger, übergenauer Wahrheit beleidigen. Besonders die Damen der Gesellschaft waren von ihnen entzückt und schleppten sie überall hin mit.

Daraus entwickelte sich ein florierender Markt für Luxussklaven, der auch mit Hermaphroditen, Zwergen und Krüppeln handelte. Allerdings ist auch überliefert, dass nicht wenige mit diesem zweifelhaften Vergnügen nichts zu tun haben wollten: Sie liessen sich einfach die Schuhe bringen und gingen.

Die gebildete Sphäre der Termine

Ein nomenclator begleitete seinen Herrn bei Spaziergängen und nannte ihm die Namen der begegnenden Personen bzw. die der Sklaven im Haushalt (Natürlich konnte man diese Funktionen auch auf zwei Sklaven aufteilen ;-). Er führte auch die Liste der amici (Freunde der Familie), die unbedingt gegrüsst werden mussten. Andere wiederum verdingten sich als lebendes Notizbuch und erinnerten an Termine und noch zu erledigende Geschäfte. Ein weiterer Sklave konnte dazu verwendet werden, die vollen Stunden des Tages auszurufen und wieder ein anderer erinnerte an normale Tätigkeiten, wie baden, essen oder schlafen...

Snobistische Familien benutzten die antike Version des Handys, indem sie auch innerhalb des Hauses pausenlos cursores (Boten) hin- und herschickten um Gesagtes wiederzugeben und die Antworten zu überbringen. So konnte die Dame des Hauses bequem mit ihrem Ehegatten "telefonieren" und noch dazu Anweisungen erteilen.

Nicht ganz so snobistisch waren die Heerscharen von Kopisten und Schreibern, die modernen Sekretärinnen um nichts nachstanden. Sie schrieben, kompilierten, recherchierten und korrespondierten mit den Bekannten des Hauses. In einem Haushalt, wo es nur um das Protzen ging, fand man hiervor eher wenige. Gerne verwendet wurden lectores (auch anagnostae; Vorleser). Der reiche Gebildete liess sich beim Essen oder Baden vorlesen. Selbst Kaiser Augustus liess einen kommen, wenn er einmal nicht einschlafen konnte.

Um gebildet zu erscheinen, schafften sich Neureiche, wie ein gewisser Calvisius Sabinus, Sklaven an, die Homer oder Hesiod auswendig konnten. Die Preise für derartiges Luxuspersonal waren astronomisch. Bei Gastmählern standen sie dann hinter ihrem Herrn und sagten ihnen bei Bedarf ein. Aber auch die religiöse Sphäre wurde an Bedienstete delegiert. Es gab Verwalter für Ahnenbilder, Lararien und kleine private Tempelanlagen (z.B. Nymphäen).

Grösse der reichen Sklavenhaushalte

Die Zahl der Sklaven in reichen Haushalten stieg seit dem Ende der Republik stetig an. Mitverantwortlich hierfür war die oft geübte Praxis, die Zahl der persönlichen Sklaven (z.B. für das Ankleiden) zu verdoppeln, da ja sowohl Hausherr als auch die Dame eigenes Personal wünschte.

Pedanius Secundus, der praefectus urbi (Stadtpräfekt von Rom) des Jahres 61 n.Chr. verfügte über 400 Sklaven in seinem Haushalt. Mitte des 2.Jh.n.Chr. verschenkte eine gewisse Pudentilla die gleiche Anzahl (aber nur einen Teil der Gesamtzahl) an ihre Söhne aus erster Ehe. C.Caecilius Isidorus vererbte 8 v.Chr. ganze 4116 Sklaven (wovon die meisten wohl auf den Landgütern arbeiteten).

Aber selbst Plinius konnte testamentarisch die Freilassung von 100 Sklaven verfügen. Gemäss der lex Fufia Caninia des Jahres 2 v.Chr. musste er folglich wenigstens 500 Sklaven besessen haben. Das Gesetz bestimmte die maximale Zahl der jährlichen Freilassungen nach Grössen der Haushalte. Kaiser Augustus legte fest, dass Exilanten maximal 20 Sklaven mitnehmen durften. Aus diesen Zahlen lässt sich erkennen, dass der "durchschnittliche" Reiche im allgemeinen mehr als 20, aber weniger als 100 Sklaven besass.

Herrin mit ihrer Sklavin, die ein Schmuckkästchen reicht.

Einkaufssklave mit dem für dies Gruppe typischen Korb
(c) Städt. Kunsthalle Recklinghausen


Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", K.-W.Weeber "Luxus im alten Rom", L.Schmumacher, "Sklaverei in der Antike"

 

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(PL)