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TALI

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Tali

Der Name Tali rührt von lat. talus (= Knöchel(chen)) her. So bezeichnete man einen quaderförmigen Würfel aus Knochenmaterial. Der talus hatte vier Seiten mit unterschiedlichen Werten. Die flache Seite wurde mit einem, die nach aussen gekrümmte mit drei, die nach innen gekrümmte mit vier und die Schmalseite mit sechs Punkten bewertet.

Bereits die Griechen spielten mit solchen Würfeln und selbst in der Ilias von Homer wird das Knöchelspiel erwähnt. Die Regeln sind indes etwas komplizierter, als beim normalen Würfelspiel. Zu einem kompletten Spielset gehörten vier tali, die man gleichzeitig warf.

Ziel war nicht nur das Erreichen einer möglichst hohen Punktezahl, sondern auch der Wurf einer günstigen Kombination von Zahlen. Als höchster Wurf (Venuswurf) galten unterschiedliche Punktwerte auf den einzelnen Würfeln (1-3-4-6). Der schlechteste Wurf (Hundswurf) war jener mit vier Einsen. Neben Venus und canis hatten auch die übrigen 33 möglichen Würfelkombination eigene Namen: "Alexander", "Antigone", "Berenike", "Darius", "Euripides" oder "Stesichoros". Die genaue Zuordnung zu den Wertsummen ist leider literarisch nicht eindeutig. "Stesichoros" bezeichnete einen Wurf mit acht Punkten, da das Grab dieses Dichters acht Ecken besass. Andere Namen sind überhaupt nicht schlüssig, wie etwa "Euripides", dessen Punktezahl unbekannt ist, aber als 40 zählte! Entwirrt werden die verwirrenden Zahlen und Namen etwas dadurch, wenn man berücksichtigt, dass es zu unterschiedlichen Epochen und Gegenden auch verschiedene Werte und Bezeichnungen gab.

Im Gegensatz zum echten Würfelspiel wurde Tali nicht ganz so riskant gespielt. Bei einigen Würfen musste man einen Standardeinsatz auf den Tisch legen (Augustus berichtet von einem persönlichen Spiel, wo dies bei Hundswurf und der Summe sechs erfolgte). Der Venuswurf berechtigte zur Auszahlung des sich angesammelten Geldes. Die restlichen Würfe gingen ohne finanzielle Transaktion über den Tisch.

Natürlich wurde öfters auch um Sacheinsätze gespielt und selbst bei rituellen Handlungen kamen die Knöchelchen zum Einsatz. Wie die Würfel hatten auch die tali mantische (= weissagende) Bedeutung. Eine Inschrift aus Epidauros berichtet etwa über die Heilung eines Knaben, dem im Traum Aesculapius erschienen war. Der Gott fragte nach dem Lohn für eine Heilung und der Knabe versprach ihm zehn Knöchelchen. Daraufhin lächelte der Gott und machte ihn gesund.

Polyedrischer Würfel mit Buchstaben & Symbolen
(c) British Museum, London


Quellen: Marco Fitta, "Spiele und Spielzeug in der Antike", K.-W.Weeber, "Nachtleben im alten Rom"

 

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(PL)