Version LX

PERSONEN
Kaiser


EINLEITUNG
HERKUNFT
GUTER START
VERGNÜGEN
FRAUEN
SINNESWANDEL
WIDERSTAND
TOD
BEWERTUNG
ZITATE

zurück zur iulisch-claudischen Dynastie

zurück zum Kaiserindex

zurück zur Übersicht Personen

zurück zum Index

Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus

Herrschaft & Wirken V (Widerstand & Grotesken)

Der Wiederaufbau von Rom verschlimmerte die ohnehin bereits prekäre Finanzlage des Reiches. Dazu kam dass durch die Hochverratsprozesse immer mehr Verbannungen, Hinrichtungen und Selbstmorde verübt wurden. In diesem politischen Klima war eine Verschwörung nur noch eine Frage der Zeit.

Eine grosse Gruppe von Senatoren unter der Führung von Gaius Calpurnius Piso wollte den Kaiser während der Circusspiele vom 12. bis 19. April 65 erdolchen. Doch wurde die Tat von einem Sklaven des Flavius Scaevinus, jenes Mannes, der die Tat vollbringen sollte, verraten. Das Vorhaben ging als „Pisonische Verschwörung“ in die Geschichte ein. Die darauffolgende Jagd nach den Verschwörern (erstmals wurde Folter gegen römische Bürger angewendet) kostete 19 Personen entweder durch Hinrichtung oder aufgezwungenen Selbstmord das Leben und 13 mussten ins Exil gehen.

Unter den Opfern waren neben Piso auch Seneca, der von Tigellinus ausmanövrierte zweite Prätorianerpräfekt Faenius Rufus, eine Tochter des Kaisers Claudius und der Dichter Lucanus. Letzterer war nicht nur Senecas Neffe gewesen, sondern gehörte früher zum engsten Freundeskreis Neros. Die beiden dürften schuldlos in die Sache verwickelt worden sein, da die Verschwörer wohl ihre Namen zur Gewinnung von Anhängern missbraucht hatten. Um das harte Vorgehen zu rechtfertigen, liess Nero die Geständnisse der Verschwörer in Buchform unter die Leute bringen.

Für den Kaiser besonders besorgniserregend war der Umstand, dass der Verschwörung mehrere Offiziere der Prätorianergarde angehörten. Um sich deren weitere Loyalität zu sichern, billigte er den Gardisten 2.000 Sesterzen pro Mann als Geschenk zu.

Ein Jahr später konnte eine weitere Verschwörung aufgedeckt werden. Nero befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf seiner Bildungsreise in Griechenland. Und wiederum waren einflussreiche Senatoren, darunter der hochdekorierte Feldherr Gnaeus Domitius Corbulo, beteiligt. Mit der Aufdeckung dieser Machenschaften war die Vertrauensbasis zwischen Kaiser und Senat endgültig zerstört und von nun hasste Nero die ganze Senatorenschaft.

Mittlerweile reichte es in den Verdacht irgendwelcher Verfehlungen zu kommen, um sein Todesurteil gefällt zu bekommen. So fielen neben Corbulo auch der für seine strengen stoischen Grundsätze bekannte Philosoph Thrasea Paetus und die Befehlshaber in den beiden Germanien den tödlichen Verdächtigungen zum Opfer.

Die bereits erwähnte Bildungsreise nach Griechenland blieb Neros einzige Reise ausserhalb von Italien. Sie drückte seine grosse Bewunderung für die griechische Kultur aus. Er hatte vor an den Wettkämpfen in Olympia, Nemea, Delphi und am Isthmos teilzunehmen. Die beiden erstgenannten Spiele wurden extra für Nero um ein Jahr vorgezogen. Dieses Entgegenkommen wurde belohnt. Nero entliess Griechenland aus seinem Provinzialstatus. Damit änderte sich allerdings kaum etwas, nur dass das Land der Hellenen von nun an vom Tribut befreit war.

Selbstverständlich kassierte er alle Preise. Vorsorglich hatte er alle ernstzunehmenden Konkurrenten und die Schiedsrichter bestochen. Dem Publikum wurde bei Strafe verboten die Ränge während des 7stündigen Spektakels zu verlassen. Der spätere Kaiser Vespasian schlief bei einer von Neros Darbietungen ein und wurde dezent aus dem Theater getragen. Andere Personen stellten sich tot, um ebenfalls hinausgetragen zu werden. Einige Frauen sollen sogar ihre Kinder während der Aufführungen geboren haben.

Nero wertete seinen Auftritt in Griechenland als vollen Erfolg. Obwohl einige Siege wahrlich grotesk erschienen, so wie der beim Wagenrennen mit einem Zehnspänner in Olympia, wo er aus dem Wagen gefallen war. Er hatte erkannt, dass die Einwohner der Reiches von ihm Siege verlangten. Leider konnte er dem Imperium nur die Siege bei den Wettkämpfen und aussenpolitische Diplomatie präsentieren, jedoch keine militärischen Erfolge bieten. Auch aus diesem Gesichtspunkt ist die Griechenlandreise zu bewerten.

Zwar waren während der Herrschaft von Nero zahlreiche Rebellionen an den Grenzen niederzuschlagen, doch waren dies alles Siege seiner Generäle und deren Erfolge liessen sich dem Volk nicht als die des Kaisers verkaufen. Noch in Griechenland befindlich erreichte Nero die Nachricht von einem Aufstand in Iudaea, wo sich die einheimische Bevölkerung gegen die harten Massnahmen des Statthalters und die Zusammenarbeit der Oberschicht mit den Römern empörte. Durch die Nähe zu Parthien war die Lage ernst und der Kaiser entsandte mit Vespasian einen seiner fähigsten Feldherrn zur Niederschlagung dieses Aufstandes.

Während seines Aufenthalts in Griechenland spitzte sich die Lage in der Hauptstadt zu. Die Hinrichtungen nahmen immer mehr zu und das Getreide verknappte sich. So musste der Freigelassene Helios, der von Nero während seiner Abwesenheit mit den Regierungsgeschäften betraut worden war, ihm ins Land der Hellenen nachreisen um ihn zur sofortigen Rückkehr nach Rom zu bewegen.

Bronzekopf des Nero,
Kilikien, 1.Jh.n.Chr.

(c) ex libro F.Conti "Das Römische Reich"


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)