Version L

RELIGION
Antike Religion


Imperialer Adler CARMENTA

zurück zu den
kleinen Gottheiten

zurück zur
Antiken Religion

zurück zum
Religionsindex

zurück zum Index

Carmenta

Carmenta (oder Carmentis) ist eine altitalische Göttin (oder Quellnymphe), die schon zur Zeit Varros kaum mehr bekannt war. Die Herleitung ihres Namens von carmen (im Sinne von Orakelspruch) oder carpentum (zweirädriger Wagen) beruht auf reiner Spekulation des Volkes. Eine etruskische Basis ist möglich. In der Mythologie war sie mit König Euander entweder als Gattin oder Mutter verbunden und damit eine Gottheit des Palatinhügels in Rom. In diesem Zusammenhang soll sie die lateinische Schrift erfunden haben.

Mit dem Flamen Carmentalis besass sie einen eigenen Spezialpriester in Rom, was das Alter des Kultes bezeugt. Obwohl eine für Frauen sehr wichtige Göttin, waren bestand ihre Priesterschaft nur aus Männern. Ihr getrennt-zweitägiges Fest hiess Carmentalia und wurde am 11. und 15. Jänner gefeiert.

Das zweitägige Fest soll dadurch entstanden sein, dass sie Matronen Roms gegen das Verbot protestierten, in einem Wagen durch die Stadt fahren zu dürfen. Sie traten - modern formuliert - in Sexstreik und erzwangen dieses Recht, das wohl erst unter Caesar wieder aufgehoben wurde. Der zweite Tag des Festes wurde somit als Versöhnungstag gesehen. Andere Quellen behaupten, dieser Tag sei ein Feiertag zu Ehren der Einnahme der Stadt Fidenae. Da diese Stadt wahrscheinlich mehrmals erobert wurde ist unklar, wann dies geschehen sein soll.

Durch die Namensähnlichkeit zu carmen wurde Carmentia zur Göttin der carmina (). Manche versuchten ihn sogar von carere mente (seherische Verzückung) abzuleiten. Dazu ist interessant anzuführen, dass sie in der Literatur als Prophetin eine grosse Rolle spielte. Ihre Beinamen Ante- und Postverta (oder -vorta) beziehen sich auf die seherische Gabe des Vergangenen und Zukünftigen. Eine genaue Erklärung ist auch hier nicht möglich, vielleicht waren es auch Begleiterinnen oder Schwestern.

Carmenta war eine Göttin vor allem für Frauen, besonders der werdenden Mütter. Als Carmenta Prorsa (oder Porrima, auch Antevorta und Postverta) war sie für die Lage des Kindes im Mutterleib verantwortlich.

Die Porta Carmentalis in Rom hatte durch den in der Nähe befindlichen Tempel (oder Altar) ihren Namen. Die dedictio (Einweihung) des Heiligtums fand an einem 15. Jänner statt. In ihrem Kult durfte kein Leder (Bestandteil eines toten Tieres) und kein omen morticinum (Vorzeichen durch verendetes Tier) vorkommen, weil dies die Gegensätze von Geburt und Tod andeutete.

Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quelle: "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)