RELIGION |
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KYBELE I
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Der Kybelekult Die Göttin Kybele und ihr Kultpartner Attis Kybele war eine kleinasiatische Berggöttin, die in zahlreichen Höhenheiligtümern und durch Steinkulte vor allem in Phrygien verehrt wurde, das um 1000 v.Chr. erstmals durchdringend besiedelt worden war. Die eingewanderten Phryger verehrten schliesslich eine Mater Kubile, doch reichten die Wurzeln als altanatolische Muttergottheit bis in die prähistorische Zeit zurück. Von der lokalen Bevölkerung wurde sie mit zahlreichen Lallnamen wie Amma, Ma und Nana oder Nanna angerufen. Von Kleinasien aus verbreitete sich ihr Kult über die östliche Mittelmeerwelt und verfestigte sich zu unterschiedlichen lokalen Gottheiten. Dies ist kaum verwunderlich, da die altorientalische Muttergottheiten selten von Anfang an ein individuelles Profil besassen und das gesamte weibliche und mütterliche Repertoire abdeckten. Zum Hauptkultplatz wurde Pessinus an der Grenze zwischen Phrygien und Galatien, das auch die für orientalische Kulte typische mächtige Priesterschaft von Eunuchen ausbildete. Diese Galloi genannten Priester entmannten sich für ihre Göttin. Der Oberpriester trug den aus dem mythologischen Kontext herausgebrochenen Kultnamen Attis. Die Feiern waren denen des Dionysos nicht unähnlich mit ungestümen Musikprozessionen und Kultgefolge. Dazu gehörten auch die Korybanten und Kureten die als bewaffnete „Wirbeltänzer“ halsbrecherische Waffentänze aufführten. Ihre Existenz geht auf früheste Schöpfungsmythen zurück, wo die Kureten als dämonische Götterdiener bei der Geburt des Zeus dabei waren und das Weinen des Kindes mit diesen Waffentänzen übertönten. Meist vom Begriff her gleichgesetzt vollführten die Korybanten ähnliche rituelle Tanz- und Musizierfunktion und unterschieden sich von ersteren nur vom kleinasiatischen Ursprung, wohingegen die Kureten aus Kreta stammten. In das griechische Pantheon trat sie in der Gestalt der meter oreia (Bergmutter) oder meter theon (Göttermutter) ein. Parallele Entwicklungen waren die Adrasteia in Mysien, die Hipta der Churriter in Anatolien, die Dea Syria Atargatis, die persische Artemis Anaitis, die kilikische Artemis Perasia sowie auch Teile des Aphroditekultes in Phrygien und der kretisch-minoischen Rhea. Ein manchmal vermuteter Zusammenhang mit römischen Iuno Covella besteht dagegen nicht. Der griechische Name Kybele war ursprünglich nur das Pendent zu phrygisch matar Kybile, was sich auf einen Berg in der Region bezog. Etymologisch dürfte *ku(m)b|p-(a) mit der grundsätzlichen Bedeutung „Höhlung“ und der erweiterten Bedeutung als Berghöhle, Grotte, Grab zugrunde liegen. Daraus abgeleitet wurden zahlreiche Begriffe, die mit dem Kult in Verbindung standen, wie z.B. kymbala (Schellbecken) und kybelis (Opferaxt). Auch die Priesterbezeichnungen folgten diesem Schema: Kombabos und Kybabos bzw. weiblich Kybabe, was die Wiedergabe des hethitischen Göttinnennamens Kubaba entspricht und somit Namensgleichheit zwischen Priesterin und Göttin repräsentiert. Zahllose Nennungen auf altassyrischen Tontafeln und hethitischen Denkmälern belegen das religiöse Gewicht des Kultes. Aus jener Zeit stammte wohl der mystisch-chtonische Charakter der Kybele, welcher in manch lokalen Ritualen immer wieder aufflammte; so etwa der Schreckensschrei mancher Rheapriesterinnen an einem festgelegten Festtag. Um 1200 v.Chr. trat Kybele im churritischen Pantheon als Fusion der anatolischen Ma und der hethitischen Kubaba auf. Letztere stand wiederum in Bezug zu zahlreichen lokalen Berggottheiten, dem Mondgott von Harran und dem mesopotamisch-syrischen Ea-Šarri. 200 Jahre später gehörte sie zu den grossen Gottheiten einiger Städte in Assyrien (z.B. Šadikanni, Karkemiš oder Ras Šamra). Auffallend ist dabei die Königinnenbezeichnung für die Göttin und die Bezeichnung mancher Regenten als „Knecht der Kubaba“. Die Schutzfunktion übernahmen auch spätere Städte und Reiche. Im 7.Jh.v.Chr. erwählte sich das lydische Adelsgeschlecht der Mermnadai Kybele als Schutzgöttin in Sardeis. Nun erschien sie in zweierlei Herrschergestalt: zum einen in der Funktion als Regentin theokratischer Priesterstaaten (in Anatolien mit Mauerkrone auf dem Löwenthron) und zum anderen als Fruchtbarkeitsspenderin (Herrin über die Tiere und die weibliche Fruchtbarkeit). Neben die thronende oder stehende Kybele treten nun zahlreiche Attribute wie Vogel, Fische, Schnabelkrug, Granatapfel, Spiegel, Löwe, Leopard, Hirsch, Stier usw. Aus ihrer chtonischen Seite heraus sollte sich später die Funktion als Heilerin entwickeln. Obwohl die Schutzfunktion über das Tierreich - und hierbei vor allem des Wildes - klar für eine Muttergöttin in den Bergwäldern Kleinasiens spricht, wurde sie doch vor allem in den Städten verehrt - wie man unschwer an der Mauerkrone an ihrem Haupt ersehen kann. Dies geht vermutlich auf den frühen Einfluss mesopotamischer Stadtstaaten zurück. Die ihre Brüste haltende Kybele von Büyükkale samt musizierenden Begleitern zeigen wiederum eine Verbindung zu den Daktylen (Schmiedekobolde des Idagebirges); Löwe mit der indischen Kali, Doppelaxt mit der minoischen Potnia teron aus Knossos, die heiligen Fische mit der Dea Syria und der vergöttlichte Hirsch Akoluthos mit der Artemis in Ephesos. Die Kybele wurde schon früh in zahlreiche griechische Schöpfungsmythologien eingebettet. So soll sie u.a. aus einem der von Deukalion und Pyrrha nach der Zeus'schen Sintflut geworfenen Steine entstammen, aber auch mythische Herrscher von Lydien und Phrygien wurden als Eltern genannt (z.B. Meon & Dindyma). Später führten die lydischen Könige ihr Geschlecht auf Kybele zurück. Der sich rasch in der griechischen Welt verbreitende Kult führte zu zahlreichen Namen und Beinamen wie Andirina, Antaia, Asporina, Berecynthia, Daucia, Enthea, Dindymene, Idaea, Mydonia, Pasithea, Pessinuntia, Phasiane, Phrygia oder Turrita. Das Kultzentrum in Pessinus erlangte dadurch den Status eines obersten lokalen und später sogar überregionalen Heiligtums. Ein für Kybele wesentliches Merkmal war die Existenz eines gefürsteten, aber dennoch untergeordneten Dieners (Midas-Mita), eines Sohngottes (Sandas-Šanta) oder Geliebten (Attis, Kombabos, Esmun). Letzterer entmannte sich ob der göttlichen Macht in Wahnsinn verfallen selbst und stellte den Prototypen des Eunuchenpriesters dar. Solch blutige Praxis wurde stets von Musik, Tanz und durch rhythmusstimulierte hemmungslose Raserei begleitet. In diesem kulturhistorischen Kreis ist auch die Entwicklung des Kybelekultes hin zu einer Mysterienreligion in hellenistischer Zeit zu suchen. Die darin wurzelnde Idee von Wiedergeburt und Welterneuerung war auch anderen Kulturen und Religionen zu eigen. Der Ritus um Attis konnte aber auch ausgeweitet werden. Bereits in griechischer Zeit identifizierte man ihn gelegentlich mit Dionysos. Überschneidungen mit dem Mithraskult gab es nicht nur in puncto rituelle Kleidung (phrygische Mütze sowie orientalische Hosen), sondern auch im Zusammenhang mit den Denkweisen um die, das gesamte Himmelsgewölbe umspannende Göttlichkeit. |
Thronende Kybele, |
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Quellen: H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", H.Kloft "Mysterienkulte der Antike", W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", Der kleine Pauly" |
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