Version LII

RELIGION
Mysterienkulte der Antike


Eleusis
Dionysos
Isis & Osiris
KYBELE
MITHRAS

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Übersicht

Die Mysterienkulte - von grch. mysterion (Geheimnis, Geheimkult) - nahmen zu aller Zeit in den Hochkulturen einen besonderen Stellenwert in der Religionspraxis ein. Als esoterische Sonderformen des Kultes einer oder mehrerer Gottheiten stellen sie in ihrem Endstadium eine eigene religiöse Kategorie dar. Als Ursprung werden sicher zurecht vorzeitliche Initiationsriten angenommen. Mit dem Übergang zu städtischen Siedlungsformen trat neben den privaten  und jenen in dörflichen Gemeinschaften ausgeübten Riten (Dionysoskult, Orpheusvereine, etc.) erweiterte kommunale Formen (z.B. in Eleusis oder Samothrake). Parallel erfolgte die Ergänzung alleiniger ritueller Handlungen mit schriftlichen Aufzeichnungen (vor allem in der Hermeneutik und der Orphik).

Unabhängig von der konkreten Ausprägung gab es mehrere, allen Mysterienkulten gemeine, grundlegenden Prinzipien. Dazu gehörten die verborgene Begehung - grch. dromena - der Riten in nichtöffentlichen Lokationen und die Verkündigung - grch. legomena - "unausprechlicher" Dinge in geheimen Lehren und Riten. Als gemeinsames Ziel diente ein in der Zukunft (in der Regel nach dem Tod) zu erwartendes Heilsstadium. Basis bildete hierfür eine jedem Kult eigene Heilsgeschichte, welche in der Form von Welterklärungsmythen den Mitgliedern ein nur ihnen zugängliches Weltbild bieten sollte.

Die auf enge gruppendynamische Prozesse ausgelegten Riten verpflichteten die Mitglieder der Mysterienkulte zu absoluter Geheimhaltung gegenüber Nichteingeweihten. Um sich gegenüber anderen Mitglieder zu identifizieren bzw. den Zusammenhalt noch mehr zu fördern griff man auf geheime Kennzeichnung der Personen zurück. Beim Kult selbst trug man rituelle Gewänder. Dazu konnte noch dir coronatio (Bekränzung) der Teilnehmer oder Kultausführenden kommen, wie es für die Antike auch ausserhalb der Mysterienreligionen gang und gäbe war.

Die auszusprechenden religiösen Formeln - grch. synthemata - griffen auf uralten Fruchtbarkeitskult sowohl für die Vegetation als auch beim Menschen zurück. Sie fanden Ergänzung in rituellen Instrumenten, denen eine überproportional hohe Bedeutung beigemessen wurde. Diese Utensilien kamen besonders bei der Weihe von neuen Mitgliedern oder dem Aufstieg in der Kulthierarchie zum Einsatz.

Um in die auserwählte Gemeinschaft aufgenommen zu werden musste man spezielle Initiationsriten, Prüfungen und religiöse Übungen (meist in der Form von Läuterungen, Speisetabus oder asketischer Lebensweise) absolvieren. Auch das Eingeständnis von bisherigem Fehlverhalten infolge des "Nichtwissens" war integraler Bestandteil der Mysterienreligionen. Durch die Teilhabe am Mysterium sollten die Mitglieder sittlich gereinigt einem Prozess der Erkenntnisgewinnung unterworfen werden.

Ebenfalls kennzeichnend waren mehrstufige Initiationsstufen, welche die Gläubigen auf dem Weg zur Wahrheit der Lehre zu durchlaufen hatten. Am Ziel stand die telete (grch. Offenbarung) des vor den anderen Menschen "verborgenen Wissens". Nach dem Tod und dem Schatten der Unterwelt erfolgte das refrigerium (lat. Erfrischung) - als Symbole dienten die sprudelnde Quelle und ein Wassergefäss - und der Eingang in eine jenseitige Seligkeit.

Als höchster Zustand dieser Glückseligkeit - sowohl im Jenseits, als auch im Diesseits bei den Kulthandlungen - galt die Epiphanie (das Erscheinen des Göttlichen) und das Erheischen eines Blickes auf die verborgene Wahrheit. Zu dem konnte noch die Vorstellung des ewigen Kreislaufs treten. Diese renovatio (lat. Erneuerung) beruhte in der Regel auf der Lehre der vier Elemente und verband sich mit Tod und Wiedergeburt einer Erlösungsgottheit als sichtbares Beispiel des menschlichen und göttlichen Schicksals.

Trotz zahlreicher einschränkender und separatistischer Praktiken waren bei allen Mysterienreligionen synkretistische - d.h. kultübergreifende - Tendenzen nicht zu übersehen. Damit wurden die potenzielle Basis für Mitglieder deutlich erweitert. Zudem boten die Kulte den Interessierten einen Einblick in ausgewählte Philosophien und reichlich Platz für eschatologische - d.h. das Weltenende betreffende - Spekulationen. Einfluss hatten die Mysterienkulte der Antike deshalb auch auf die heute noch existierenden monotheistischen Religionen der damaligen Zeit, allen voran des Spätjudentums und des frühen Christentums, das viele Elemente dieser Kulte übernahm.

Ein im Isiskult übliches sistrum (Kultrassel)


Quellen: H.Kloft "Mysterienkulte der Antike", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)