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BENEVENTUM

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Beneventum (Benevent in Kampanien in Italien)

Eine wichtige Festung in der Campania

Die sehr alte samnitische Stadt (wohl im Gebiet der Hirpiner; die antiken Autoren waren sich uneins darüber) am Zusammenfluss von Calor (Calore Irpino) und Sabato trug ursprünglich den Namen Malventum (grch. Maloenton). Dem zugrunde liegt illyrisch Maluentum bzw. Malowent (sabinisch vermutlich Maloeis oder Malieis; wie Münzfunde nahe legen) mit der Bedeutung Bergstadt bzw. Bergplatz im Sinne eines Handelsplatzes an einem Hügel. Im Zuge der Gründung einer latinischen Kolonie im Jahre 268 v.Chr. wurde der Name boni ominis gratia (der guten Vorzeichen wegen) in Beneventum abgeändert, denn die Römer leiteten den alten Namen von malum eventum (schlechtes Ereignis) her. Der hauptsächlich in der Kaiserzeit tradierten Sage nach wurde sie vom griechischen Helden Diomedes nach Ende des Trojanischen Krieges gegründet, aber auch die Idee einer ausonischen Gründung war bekannt.

Beneventum unter römischer Herrschaft

Jedenfalls gelangte die Stadt irgendwann unter samnitische Oberhoheit und wurde zur Festung ausgebaut. Strategisch günstig gelegen und stark befestigt vermieden es die Römer Malventum während der beiden ersten Samnitenkriege anzugreifen. Unter römische Herrschaft gelangte die Stadt um 300 v.Chr. während des dritten Samnitenkrieges.

Hier fand 274 v.Chr. auch die dritte und unentschiedene Schlacht der Römer unter dem Konsul Marcus Curius Dentatus mit König Phyrros von Epirus statt. 268 v.Chr. legte man eine latinische Militärkolonie an und die Stadt nahm wirtschaftlichen Aufschwung. Im Zweiten Punischen Krieg stand die Stadt fest an römischer Seite und vor ihren Toren fanden zwei wichtige Auseinandersetzungen zwischen Römern und Karthagern statt. 214 v.Chr. besiegte Tiberius Gracchus den Karthager Hanno und zwei Jahre später eroberte der Konsul Quintus Fulvius Flaccus Hannos Hauptquartier mit seinen Vorräten. Trotz der Verwüstungen durch den Krieg konnte Beneventum den Römern 209 v.Chr. ausreichend Mannschaften und Geld für die Fortsetzung des Krieges schicken. 

Dem stetigen Wachstum seit den Punischen kriegen wurde 89 v.Chr. mit der Erhebung zu einem municipium (Siedlung mit Stadtrecht) Rechnung getragen. Ihre Bewohner wählten fortan in der tribus Stellatina. 42 v.Chr. legten die Triumvirn infolge der strategischen Bedeutung eine Militärkolonie an; ditto Augustus, der das Territorium der Stadt durch jenes von Caudium vergrösserte. Zu Beneventum gehörten auch der Pagus Veianus sowie Equus Tuticus (Sant'Eleuterio). Einige weitere überlieferte Ortschaften liessen sich bislang nicht konkreten Plätzen zuordnen.

Auch Kaiser Nero schickte Siedler zur Vergrösserung der Bewohnerzahl. In seine Regierungszeit fällt auch die erstmalige Bezeichnung Concordia Beneventum.  Spätestens zu Zeiten des Septimius Severus wurde die Stadt zu einer römischen Kolonie erhoben und trug den Namen Colonia Iulia Concordia Augusta Felix Beneventum. Besuche römischer Kaiser sind zumindest für Nero, Traianus und Septimius Severus gesichert. Es scheint, als habe die Stadt in der Antike einen besonderen Hang zur Literatur gehabt, denn hier wurde der Grammatiker Orbilius geboren und andere Grammatiker wie Rutilius Aelianus und diverse Redner durch Statuen geehrt. 

Beneventum war in der Antike ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Via Appia mit Abzweigungen der Via Traiana und einer Strasse nach Tarentum (Tarent). Die Hauptstrecke nach Rom mass 164 Meilen (264 km), jene nach Capua 32 Meilen (51,5 km).

Die Spätantike

Die Befestigungsanlagen von Beneventum waren auch in der Zeit nach dem Zusammenbruch Westroms von Bedeutung und wurden deswegen 545 n.Chr. vom Ostgotenkönig Totila geschleift. Doch bereits kurz darauf wurden die Mauern wieder aufgebaut und die Stadt erlangte sowohl Bedeutung als auch Reichtum zurück. Mit der Festigung der langobardischen Macht richteten sie auf dem Territorium von Benevent ein Herzogtum ein, das allerdings bereits 576 n.Chr. durch einen gewissen Zotto unabhängig von den Langobarden vorab eingerichtet worden sein könnte. Dessen Nachfolger Arechi I. war der Herzog von Friaul und eroberte Amalfi, Capua, Crotone; wohingegen sein Vorstoss nach Neapel scheiterte. Die byzantinische Vormachtstellung in Süditalien war damit gebrochen worden. Im 7.Jh.n.Chr. haderten die Beneventer mit den Langobardenkönigen, welche die Stadt nun als fremdes Territorium ansahen und für die Durchreise Sondergenehmigungen verlangten.

Das Mittelalter

Nach dem Zusammenbruch des Langobardenreichs unterwarf sich Herzog Arechi II. 773 n.Chr. den Frankenherrschern und wurde zum Prinzen befördert. Als Gegenleistung gingen einige Gebiete an den Kirchenstaat. 840 n.Chr. eroberten die Sarazenen die Stadt. Die Machtausübung war jedoch beschränkt und so konnten sich 851 n.Chr. Salerno und Ende des 9.Jh.n.Chr. auch Capua selbständig machen. Eine letzte Vereinigung als Langobardia minor (Unterlombardei) erreichte Herzog Pandolfo Testo di Ferro, der von Kaiser Otto I. auch den Herzogstitel über Spoleto verliehen bekommen hatte. Unter seinem Sohn Pandulf II. fielen die meisten Gebiete wieder ab.

1022 wurden Capua und Benevent kurzfristig durch Heinrich II. erobert; ditto 1038 durch Konrad II. In dieser Epoche kämpften die einzelnen Städte meist gegeneinander, sodass sich die Normannenherrschaft leicht über Süditalien ausdehnen konnte. 1047 eroberten die Normannen das Herzogtum, jedoch verblieb die Stadt selbst vorläufig dem römisch-deutschen Kaiser. 1053 tauschte Kaiser Heinrich III. die Stadt mit Papst Leo IX. gegen das Bistum Bamberg.

Besondere Bedeutung erlangte Benevent im 11. & 12.Jh. durch die Abhaltung von insgesamt vier Konzilen. 1266 schlug hier Karl von Anjou die Hohenstaufer und bemächtigten sich Apuliens, Siziliens und Tusciens. Ab 1418 lag Benevent kurzfristig im Königreich Neapel, doch Ferdinand I. erstattete es Papst Alexander VI. zurück. 1668 zerstörte ein gewaltiges Erdbeben die Stadt, worauf der Wiederaufbau durch den späteren Papst Benedikt XIII. aus der Privatschatulle finanziert wurde. Die Stadt verblieb beim Kirchenstaat bis 1806.

Archäologischer Befund

Bekanntestes Bauwerk ist der 114 n.Chr. zu Ehren des Traianus durch den Architekten Apollodorus von Damaskus erbaute Triumphbogen, der als Stadttor des mittelalterlichen Benevent den Namen porta aurea (goldenes Tor) trägt. Erhalten blieb auch das antike Theater des Hadrianus - später vergrössert unter Caracalla auf ca. 10.000 Sitzplätze, ein Kryptoportikus von 60 m Länge, ein Triumphbogen unbekannter Herkunft, die Brücke über den Sabato, Thermenanlagen sowie Reste eines Isistempels.

Römischer Meilenstein an der Via Appia zwischen Beneventum und Aedanum. Die Inschrift erwähnt Kaiser Hadrian und lokale Grundbesitzer
(c) incognatus


Quellen: "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org
 

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