GEOGRAFIE |
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M. GERMANICUM |
Mare Germanicum Benennung Eine eigene Bezeichnung der Nordsee aus der phönizischen Zeit ist nicht bekannt. Seit den Feldzügen von Drusus und Germanicus bürgerte sich langsam der Name Mare Germanicum ein; aus römischer Sicht ein logischer Schritt. Der Begriff erstreckte sich über das Meer ohne den Ärmelkanal. Die moderne Bezeichnung Nordsee wurde erst im 13. Jh. allmählich üblich. Geografie Die Nordsee wird geografisch im Norden durch die Shetland-Inseln, im Süden durch die Strasse von Calais, im Osten durch Skandinavien und Dänemark sowie im Westen durch die britischen Inseln begrenzt. Ursprünglich bestand das Meer lediglich aus einem von Norden nach Süden abfallenden Tal. Durch tektonische Verschiebungen wurde daraus ein Schelfmeer, das sich erst in geologisch jüngerer Zeit als Überschwemmungsbecken des Atlantiks nach Osten ausdehnte. Im Altertum war die Küstenlinie vom Ärmelkanal bis nach Jütland noch geschlossen und wurde nur durch die Lagunen den Rheins, der Zuidersee, der Ems, der Weser und der Elbe durchbrochen. Die Linie verlief näher bei den Friesischen Inseln als heute. Auch war deren Anzahl beträchtlich grösser als heutzutage. Plinius beschrieb aus eigener Beobachtung die Landschaft zwischen Weser und Elbe als eine zwei Mal am Tag durch die Flut überschwemmte Wattenküste. Die Nordsee ist besitzt eine Fläche von etwa 580.000 km² und ist durchschnittlich 94 m tief. Im Norden grenzt es an das atlantische Polarmeer, im Südwesten durch den Ärmelkanal an den Atlantik und über den Sund an die Ostsee. Das Meer von starken Gezeitenströmen heimgesuchte Meer ist sehr fischreich (noch). Geschichte Die Phönizier waren das erste Volk des Mittelmeerraumes, dem die Küsten des Ärmelkanals und der angrenzenden Nordsee einigermassen bekannt waren. Durch den Zinnhandel mit Britannien waren sie vom 11.Jh.v.Chr. an in dieses Gebiet vorgestossen. Um 500 v.Chr. vermittelte die Entdeckungsfahrt Himilkons auch den griechischen Gelehrten eine Vorstellung über die Gegend rund um die Kassiterides (Zinninseln). Der erste echte Erforscher der Nordsee war Pytheas von Massalia, der zwischen 330 und 310 an der Ostküste Britanniens bis zu ihrem nördlichsten Punkt entlangsegelte. Anschliessend begab er sich auf das offene Meer und erreichte nach sechs Tagen die rätselhafte Insel Thule. Durch konkrete Beschreibungen der Umstände (Erwähnung 2 bis 3stündiger Nächte zur Zeit der Sommersonnenwende und den Geitreidearten auf den Thule benachbarten Inseln) kann die nördlichste Grenze seines Vordringens (Höhe Trondheim) einigermassen genau bestimmt werden. Im weiteren beschrieb er auch die Küsten Germaniens und deren vorgelagerte Inseln, wie die Guiones (unbekannt) oder Abalus (vielleicht Helgoland), die nur einen Fahrtag von Metuon (möglicherweise Jütland) entfernt lagen. In den folgenden Jahrhunderten sollten seine Aufzeichnungen von zahlreichen Gelehrten wie Timaios, Eratosthenes und Poseidonos übernommen werden. Als Hirngespinste sahen sie hingegen Dikaiarchos, Polybios und Strabon. Letztendlich floss das Wissen aber noch die Geographie des Ptolemaios ein. Erst die Eroberungen Caesars brachten die Nordseeküste aktiv in die römische Gedankenwelt ein. Die Feldzüge eines Drusus bzw. Germanicus erweiterten daraufhin den Wissenshorizont noch mehr. In den Jahren 4 und 5 n.Chr. umsegelten die Truppen des Tiberius Jütland und konnten dabei vermutlich das erste Mal Skandinavien identifizieren. Nach dieser einmaligen Aktion gab es keine grossen Vorstösse mehr in dieses Gebiet und Skandinavien blieb in den Köpfen der Geografen bis zum 12.Jh.n.Chr. eine Insel. Schottland samt seiner Küsten fand erst 43 n.Chr. im Zuge der Eroberungen des Claudius durch Lucanus seine Erwähnung. Orkaden und Shatland-Inseln waren im folgenden dem Schriftsteller Tacitus bekannt. Die Küstenstriche (besonders die britischen) zeigten bald eine tiefgehende Romanisierung, was man an der Anlage zahlreicher Häfen erkennen kann. Der nördlichste Punkt war hierbei Segedunum (Wallsend) in Britannien. Eine Siedlung namens Marnamanis könnte auf der Kontinentalseite an der Mündung der Ems bestanden haben. Die Nordsee war Operationsgebiet zweier römischer Provinzialflotten. Zum einen der classis Britannica, die die britannische Küste schützte, zum anderen der classis Germanica, die vom Rhein aus operierte. Bei den Feldzügen jenseits des Rheins spielten die Flotten eine wichtige Rolle für Versorgung und Infanterielandungen. Im 3.Jh.n.Chr. errangen die Sachsen die Hoheit über das Meer und bemächtigten sich der südlichen Nordseeküsten. Das rechte Rheinufer ging 260 und die belgische Küste im Laufe des 4.Jh.n.Chr. für Rom verloren. |
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