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Medizin im alten Rom

Von der ursprünglichen römischen Medizin (vor dem griechischen Einfluss) hat sich kaum etwas erhalten. Sie hatte sich vor allem auf pflanzliche Mittel gestützt; allen voran den Kohl. Schon früh scheinen auch etruskische Elemente eingeflossen zu sein. Für diese alte Volksmedizin konnte sich vor allem der alte Cato erwärmen. Neben den Heilkräutern kannte man Diät- und Badekuren (vor allem Kaltwasser) und natürlich die Versorgung von Wunden. Entwicklungen aus dem näheren Umfeld, wie die sectio caesarea (Kaiserschnitt), blieben selten.

Fortschrittlich hingegen waren die allgemeinen sanitären Massnahmen (sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich) seit dem 6.Jh.v.Chr. Diese und zahlreiche Aquädukte für frisches Wasser haben sicher viele Seuchen verhindert, an denen ähnliche Städte im Mittelmeerraum zu leiden hatten.

Die medizinische Literatur wird erstmals mit Celsus in der frühen Kaiserzeit greifbar, der griechisch-hellenistische Theorie und Praxis in acht Büchern zusammenfasste und damit zugleich den Grundstein für die medizinische Terminologie im Lateinischen legte. Grosse Beliebtheit erlangten Rezeptsammlungen, wie jene des Scribonius Largus, oder Kompendien von Heilpflanzen durch Plinius.

Die "neue" Medizin wurde von vielen Zeitgenossen abgelehnt und die entsprechenden Meinungen waren mit Hinweis auf kulturelle Dekadenz und Überfremdung antigriechisch gefärbt. Nach Plinius soll der erste griechische Arzt in Rom Agathos geheissen haben. Er erhielt 218 v.Chr. das Bürgerrecht und praktizierte in einer Taverne. Sein Vorgehen bei Operationen brachte ihm den Spitznamen carnifex ("Henker") ein.

Die wissenschaftliche Medizin kam mit Asklepiades von Bithynien im 1.Jh.v.Chr. nach Rom. Sein Schüler Themison von Laodikeia gründete hier die erste römische Ärzteschule der Methodiker. Später kam die pneumatische Schule dazu, die eine Mittlerrolle zwischen den Methodikern und den mittlerweile ebenfalls praktizierenden Dogmatikern einnahm. Gemeinsam mit dem praktischen Erprobungsfeld der Gladiatorenschulen wurden neue Erkenntnisse in Chirurgie und Internistik gewonnen.

Trotzdem wurde das medizinische Wirken von den Schriftstellern gerne aus dem negativen Blickwinkel heraus betrachtet. Vor allem Gewinnstreben, kaum vorhandene Moral sowie Geltungs- und Neuerungssucht wurden den Ärzten vorgeworfen. Im wesentlichen konzentrierte sich die Kritik auf eine Umkehr der tatsächlichen Verhältnisse: dekadentes Verhalten würde durch die Ärzte entstehen. Aber auch groteske Ansichten wurden publiziert. So etwa die Theorie von einer Verschwörung der Ärzte zur Schädigung des Römertums. Eines der seltenen paranoiden Phänomene in Rom.

Trotz dieser Anfeindungen aus der Oberschicht, verbreitete sich die griechische Medizin rasch im gesamten Imperium. Die hohe Bevölkerungsdichte Roms zog nicht nur die bedeutendsten Mediziner jener Tage an und führte zur Bildung von Ärzteschulen, sondern brachte auch Spezialdisziplinen hervor, die sich nicht einmal in den hellenistischen Königreichen entwickelt hatten.

Zu beachten ist auch, dass viele der ersten Ärzte aus dem privaten Umfeld stammten und nicht wenige Sklaven waren, die ihr Wissen der Allgemeinheit gegen Honorar (das natürlich meist abzuführen war) zur Verfügung stellen mussten. Erfolgreiche Ärzte konnten sich freikaufen, wie es etwa der berühmte Augenarzt Publius Decimius Eros Merula machte. Er zahlte übrigens 6 Millionen Sesterzen dafür, die er alleine aus seinen Honoraren erwirtschaftet hatte.

Mangelnde Getreidequalität bot in der Antike ein grosses Potenzial für Massenerkrankungen


Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)