Version LX

HEER
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Das Pilum & die Hasta

Neben dem Schwert war der Wurfspeer die wichtigste Waffe des römischen Legionärs. Übernommen wurde es im 4. oder 3.Jh.v.Chr. durch Vermittlung der Etrusker, die das pilum schon im 5.Jh.v.Chr. nutzten. Im 2.Jh.v.Chr. hatte jeder Mann der schweren Infanterie zwei pila von unterschiedlichem Gewicht bei sich.

Das leichte pilum diente vor allem dem Weitwurf, wohingegen das schwere und massiver gefertigte pilum erst danach zum Einsatz kam. Die bis über 2 m langen Wurfspeere bestanden aus mehreren Teilen: der Spitze, der Klinge und dem hölzernen Schaft mit dem spitzen Lanzenschuh (um sie in den Boden stecken zu können).

Eisen und Holz konnten auf zweierlei Art miteinander verbunden werden. Einerseits verwendete man zungenförmig ausgeschmiedete Enden, die in das verbreitete Ende des meist aus Eschenholz gefertigten Schaftes gesteckt und vernietet wurden (Zungenpilum). Auf der anderen Seite kamen Bahnen zum Einsatz um sie auf den Schaft zu schieben und wiederum zu vernieten (Tüllenpilum). Der Eisenteil konnte in der Kaiserzeit bis zu einem Meter lang sein. Marius soll während seiner Militärreform eine der beiden Nieten durch Holz ersetzt haben, damit die pila noch leichter brachen und nach dem Wurf nicht mehr herausgezogen werden konnten.

Die pyramidenförmige Eisenspitze wurde gehärtet, die darunter liegende Metallklinge hingegen nicht. Damit verbog sich die Spitze nach dem Auftreffen und machten das pilum zu einer Einwegwaffe, die nicht zurückgeworfen werden konnte. Zudem verkantete sich der Wurfspeer beim Durchschlagen von hölzernen Schilden und machten diese Verteidigungswaffe unbrauchbar. Nach Ende des Gefechts sammelte man die pila allerdings wieder ein und schmiedete sie gerade. Ausführung von Spitze und Klinge beeinflussten auch das Gewicht des Wurfspeeres, das zwischen 1 und 3 kg liegen konnte.

An der Konstruktion änderte sich bis in die Hohe Kaiserzeit nichts mehr und man verwendete beide Typen nebeneinander. Allerdings dürfte ab dem 1.Jh.n.Chr. der Legionär nur mehr mit einem einzigen pilum ausgerüstet gewesen sein. Seit claudisch-neronischer Zeit machte man das schwere pilum mit Bleikugeln zusätzlich gewichtiger.

Das relativ hohe Gewicht der pila führte zu einer hohen Durchschlagskraft. Auf 5 m konnte man eine 3 cm dicke Fichtenbretterwand problemlos durchdringen. Kein Körperpanzer und kein Holzschild war einem Volltreffer gewachsen. Steckte es einmal irgendwo drinnen, hatte man kaum Chancen es wieder herauszuziehen. Auch ein Abhacken des hölzernen Teiles war mühsam (schon gar in einem Gefecht). Die Reichweite lag bei allen pila deutlich über 20 m, wobei allerdings der Einsatz im Gefecht eher bei dieser Marke zu sehen ist.

Die velites (leichte Infanterie, Plänkler) der frühen römischen Armee benutzten eine kleinere Version des pilum. Die leichte Infanterie des 2.Jh.v.Chr. nutzte nicht das pilum, sondern mit der hasta die Stosslanze der Hopliten. Mit der Heeresreform des Marius wurde die Stosslanze in ihrem Gebrauch zwar zurückgedrängt, tauchte aber dem archäologischen Befund nach zu urteilen weiterhin auch im Legionärsdienst auf; sodass ihn nicht nur die Hilfstruppen benutzten. Seit Kaiser Hadrian begann man vermehrt Speere und leichte Formen des Wurfspeeres zu benutzen.

Um die Wurfweite zu erhöhen wurden mit armenta (Schleuderschlaufen) versehene Wurfspeere verwendet, die man iacula bzw. lancea nannte. Der Speer besass eine eiserne lorbeerförmige Spitze auf einem bis zu anderthalb Meter langen hölzernen Schaft. Die Schleuderschlaufe war etwas hinter dem Schwerpunkt des Speeres befestigt. Zum Wurf steckte der Soldat Zeige- und Mittelfinger in die Schlaufe. Damit erzielte man eine Verlängerung des Wurfarmes und mittels des entstehenden scharfen Dralls konnte der Speer bis zu 70 m weit geworfen werden. Die Durchschlagskraft lag indes wesentlich unter der des pilum.

Speerköcher für die berittene Kavallerie
(c) Christa Hook

Es war eine typische Wurfwaffe der leichten Infanterie und der Kavallerie. Möglicherweise setzten auch die antesigani (Plänkler vor der ersten eigentlichen Schlachtreihe) diesen Waffentyp ein. Dabei hatte jeder Mann zwei bis fünf davon im Gepäck. Die Kavalleristen verfügten dafür über eigene Speerköcher.

Der Einsatz sämtlicher Speere und Lanzen hielt bei der Infanterie bis in die Spätantike an. Allerdings trat auch hierbei eine Veränderung ein. Der Schriftsteller Vegetius berichtete etwa, dass das pilum durch eine ähnliche Waffe namens spiculum ersetzt wurde.

links: Vorderer Teil
eines Wurfspeeres
rechts: Hastaspitze


Quellen: Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus"; Simon Macdowall, Gerry Embleton, "Late Roman Infantryman 236-565 AD"; Simon Macdowall, Christa Hook, "Late Roman Cavalryman 236-565 AD", Marcus Junkelmann, "Panis Militaris"
 

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(PL)