PERSONEN |
|||
EINLEITUNG |
Iustinus (I.) Herrschaft I Amantius und andere hochgestellte Persönlichkeiten, die unter Anastasius ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatten, waren auf Iustinus nicht gut zu sprechen. Der neue Kaiser nutzte seine Macht und liess sie umgehend beseitigen. Die Verwandten des Anastasius hingegen behelligte er nicht und auch die unter seinem Vorgänger Verbannten, allen voran der Militärführer Diogenianus, wurden aus ihren Exilen zurückgeholt. Iustinus machte damit allen von vornherein klar, dass es unter ihm eine andere Politik geben werde. Anastasius' Neffe Pompeius wurde sogar in die Politik geholt. Trotz seines Alters ging Iustinus mit Elan an die Bewältigung der anstehenden Probleme. Noch am gleichen Tag widmete er sich der Religionspolitik, an der seine Vorgänger regelmässig gescheitert waren. Seit 484 hatten sich West- und Ostkirche im sogenannten Akakianischen Schisma getrennt. Dabei war es überhaupt nicht um religiöse Fragen, sondern um reine Personalpolitik gegangen. Mit der vollen Autorität des Kaisers setzte er die Anerkennung der Beschlüsse des Konzils von Chalkedon bei allen Bischöfen im Einflussbereich Konstantinopels durch. Nun war der Patriarch Johannes II. unter Zugzwang. Eine von Mönchen angeführte Volksmenge forderte am 15. Juli 518 von ihm ebenfalls die Annahme der Beschlüsse. Unter dem Druck der Strasse übergab er das Anliegen der Synode von Konstantinopel. Diese stimmte bereits am 20. Juli 518 zu. Daraufhin bestätigte sie der Kaiser - wohl mit Genugtuung - und schickte eine Delegation nach Rom. Papst Hormisdas nahm die Beschlüsse entgegen und sandte ebenfalls eine Delegation. Im März 519 war alles unter Dach und Fach. Mit einer vom Papst bereits 514 vorgelegten Kompromissformel wurde das Schisma durch die Unterschrift von Johannes offiziell beendet. Unterdessen waren nicht alle Menschen mit dieser überraschenden Wende einverstanden. Des Kaisers Sondergesandter in Saloniki wurde vom Mob unter der Anleitung des monophysitischen Metropoliten Dorotheus beinahe gelyncht. Sein Kirchensprengel gehörte nämlich zu Rom, politisch war er jedoch in das Ostreich integriert. Der Papst wünschte eine harte Bestrafung, doch der Kaiser liess die Sache im Sand verlaufen, da er keine Konflikte am ohnedies labilen Balkan brauchen konnte. Dafür verurteilten beide gemeinsam das Henotikon, eine Kompromissformel des Patriarchen Akakios. Anders sah die Sache im äussersten Osten aus. Die Anhänger der Ein-Naturen-Lehre Christi liessen nicht locker und ihr Führer, Patriarch Severus von Antiochia, predigte weiterhin mit aller Radikalität. Damals stand auf die Verbreitung von Irrlehren als Strafe das Abschneiden der Zunge. Gerade rechtzeitig setzte sich Severus nach Alexandria ab und führte seinen Kampf mittels massenhaft in Umlauf gesetzten Schriften. 50 Bischöfe (vor allem in Syrien) weigerten sich bis zuletzt die Beschlüsse anzuerkennen und Iustinus liess sie alle absetzen. Lediglich gegen den Bischof von Alexandria, Timotheos III, konnte er aus politischen Gründen nicht vorgehen. Immerhin war Ägypten einer der wichtigsten wirtschaftlichen Säulen des Oströmischen Reiches. Monophysitische Klöster wurden aufgehoben und in der antikaiserlichen Propaganda erhielt der Kaiser den Beinamen "der Schreckliche". Zu des Kaisers grösster Stütze wurde sein Neffe Petrus Sabbatius, der sich nach erfolgter Adoption, Iustinianus nannte. Bestes Beispiel für dessen stetes Eingreifen waren die ständigen handgreiflichen Auseinandersetzungen von Anhängern der blauen und grünen Wagenteams im Hippodrom zu Konstantinopel. Die blaue Fraktion war der Liebling Iustinianus', sodass deren Anhänger immer wieder gegen die Grünen vorgingen, und es staatlicherseits kein Einschreiten gab. Als Iustinianus einmal krank darniederlag, liess er den Stadtpräfekten Theodotus gegen die Blauen zu Felde rücken, doch kaum gesund wurde Theodotus seines Amtes enthoben und verbannt. Erst als Iustinus und sein Neffe gemeinsam einen ausgleichenden Erlass herausgaben ebbte die Gewaltwelle 527 ab. Auffällig ist vor allem die von Iustinianus initiierte Anlassgesetzgebung. Irgendwann zwischen 520 und 524 erschien ein Gesetz, welches das Heiratsverbot von hochgestellten Personen mit Schauspielerinnen lockerte. Solche, die sich ihres als niedrig angesehenen Berufes entsagten, durften nun eine entsprechende Ehe eingehen. Der Anlassfall hierbei: Theodora, die spätere Kaiserin an Iustinianus' Seite, war von Beruf Schauspielerin gewesen. |
Solidus des Iustinus Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus für Antike Münzen, H.D.Rauch betrug EUR 240,00 |
|
Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
|||
Sie wollen Fragen stellen, Anregungen
liefern oder sich beschweren? |
(PL) |