Version L

PERSONEN
Kaiser


Imperialer Adler EINLEITUNG
HERKUNFT
HERRSCHAFT I
HERRSCHAFT II
TOD
BEWERTUNG
ZITATE

zurück zu den
Kaisern im Osten

zurück zum
Kaiserindex

zurück zur
Übersicht Personen

zurück zum Index

Iustinus (I.)

Herrschaft II

Die Einigung mit Rom hatte auch politische-militärische Folgen. Der Ostgotenführer Flavius Vitalianus stand mit seiner Streitmacht schon länger in Thrakien. Er war bei Kaiser Anastasius mit dem Wunsch nach Anerkennung der Konzilsbeschlüsse immer abgeblitzt. Das gespannte Verhältnis wandelte sich nun in gutes Einvernehmen. Vitalian wurde Heermeister und zum Konsul des Jahres 520 ernannt. Auf Betreiben von Iustinianus wurde er allerdings in diesem Jahr wieder aus seiner militärischen Stellung entlassen, die dieser selbst übernahm.

In Italien fühlten sich Volk und Senatoren (es gab immer noch einen Senat der quasi als Stadtrat von Rom und Umgebung wirkte) durch das Zusammenrücken mit dem Osten bestärkt in der Ablehnung der Herrschaft von Theoderich d.Gr. Doch Iustinus wollte keinen Konflikt mit den Ostgoten und hat dies von Anfang an gegenüber dem Papst durchblicken lassen. Vielmehr adoptierte er Eutharich, den Schwiegersohn des Theoderich und ernannte ihn zum Konsul für das Jahr 519. In Italien dachte man indes anders und 523 deckte Theoderich eine senatorische Verschwörung auf. Es gab zahlreiche Opfer in angesehenen Familien, der bekannteste von ihnen war des Königs oberster Minister Boethius. Dieser schrieb übrigens, als man ihn inhaftiert hatte, das Werk "Trost der Philosophie".

Im gleichen Jahr gab es Veränderungen im Vandalenreich. Der neue König Hilderich liess die Verfolgung katholischer Christen einstellen, näherte sich aber politisch Konstantinopel an. Doch dann beging er einen religiös motivierten Massenmord an der Witwe seines Vorgängers Thrasamund und allen Ostgoten, die mit ihr ins Land gekommen waren. Das brisante daran war, dass Amalafrida die Schwester Theoderichs war.

Iustinus wollte diesen Frevel bestrafen. 524 wurde gegen Abweichler vom Glauben verschärft vorgegangen und alle arianischen Kirchen in Konstantinopel geschlossen. Theoderich sah sich durch die zunehmende Katholisierung sowohl von Italien, als auch von Ostrom bedroht und liess als Vorsichtsmassnahme eine Flotte von 1000 Schiffen auf Reede legen.

Trotzdem wollte er keinen militärischen Konflikt heraufbeschwören und schickte gegen Ende des Jahres 525 den neuen Papst Johannes I. zu Iustinus. Er sollte den Kaiser dazu bewegen die Massnahmen gegen die arianische Glaubensrichtung zurückzunehmen. Der Papst wurde mit allen Ehren empfangen und Iustinus liess sich sogar dazu herab sich zu verbeugen und ihn zu küssen. Dieses als Proskynese bekannte Ritual stand eigentlich nur dem Kaiser selbst zu. Zu Ostern durfte Johannes ihm nach dem Gottesdienst sogar die Krone wieder aufsetzen. Begleitet wurden die Freundlichkeiten mit einer Wiederöffnung der arianischen Kirchen. Lediglich die Konvertierten durften nicht wieder ihren alten Glauben annehmen.

In Rom war Theoderich ob der seinem Vermittler dargebrachten Ehrungen misstrauisch und glaubte ihm nicht. So liess er den Papst vielleicht sogar gefangen nehmen. Auf alle Fälle starb der bereits schwerkranke Johannes I. bald darauf. Zum Nachfolger liess Theoderich nun den gotenfreundlichen Felix IV. einsetzen. Das Verhältnis zwischen den Goten und Ostrom blieb weiter gespannt, doch wurden von beiden Seiten Kriegshandlungen vermieden. Noch kurz vor seinem Tod am 30. August 526 liess Theoderich seinen Unterführern den Rat zukommen, den Frieden mit Konstantinopel unbedingt zu wahren.

An der Ostgrenze des Reiches herrschte seit dem Friedensvertrag von 509 Ruhe. Der Sassanidenkönig Kahvades haderte politisch mit einer mächtigen Opposition. Sie stand unter der Führung der Anhänger des Propheten Mazdak, der eine Abschaffung des Privateigentums forderte. Aus diesem Grund war der persischen Führung sehr daran gelegen den Frieden zu erhalten.

Zur Nagelprobe wurde 519 der Einfall eines persischen Vasalls in die römische Provinz Mesopotamien. Der Lachmidenherrscher Mundar von Hira handelte dabei auf eigene Faust und nahm zwei hohe römische Offiziere gefangen. Kahvades rief den Abtrünnigen zur Mässigung auf und 524 wurde die Krise auf dem Verhandlungswege beigelegt. Die Gefangenen kamen frei und Persien blieb unbehelligt.

Zwei Jahre zuvor hatten die Perser ohnehin eine diplomatische Niederlage einstecken müssen. Tzath, der König der Lazen (und damit Herrscher von Lazistan am Ostufer des Pontus) vollzog nach dem Tod seines Vaters Damnazes eine politische Kehrtwendung, indem er sich von Persien lossagte und von Iustinus die Königswürde erhielt. Zudem trat er zum christlichen Glauben über und heiratete mit Valeriana ein Mitglied der führenden Familien des Oströmischen Reiches.

Der persische Herrscher schickte zwar ein Protestschreiben nach Konstantinopel, doch infolge seiner angegriffenen innenpolitischen Position kam es noch zu keiner Konfrontation. Vielmehr schlug er 525 Iustinus vor, er möge seinen Sohn Chosroes adoptieren. Diese Vorgehensweise war in jenen Zeiten nichts ungewöhnliches, da bereits Isdigerdes I. die Vormundschaft für den noch unmündigen Theodosius II. innegehabt hatte. Auf Anraten des höchsten Justizbeamten, Proculus, lehnte der Kaiser den Vorschlag jedoch geschickt ab, indem man die Adoption als Waffenleihe ansah wie sie bei tributpflichtigen Germanenstämmen üblich war. Dies war für die Perser unannehmbar und die Verhandlungen verliefen im Sand. Am Hof hatte man nämlich befürchtet, dass infolge der Kinderlosigkeit des Iustinus, Chosroes Ansprüche auf das Oströmische Reich stellen könnte.

Doch kurz darauf war es mit dem Frieden vorbei. Gurgenes, seines Zeichens König der christlichen Iberer im Kaukasus und damit zum Perserreich gehörig, behauptete Kahvades wolle sie zum Zoroastrismus zwangskonvertieren. Dies nahm Iustinus zum Anlass kriegerische Auseinandersetzungen folgen zu lassen. Erst seit kurzem war es Ostrom Gelungen die Stadt Bosporus auf der Halbinsel Krim dem Reich einzugliedern. Nun wurde die Siedlung zum Ausgangspunkt des Feldzuges. In dem den kaukasischen Iberern benachbarten Lazistan kam es noch 525 zu einer Schlacht, die trotz hunnischer Unterstützung auf römischer Seite, unentschieden blieb.

Infolge der brenzligen Situation musste Gurgenes nach Konstantinopel fliehen. Iustinus liess von drei Seiten Heeresverbände auf persisches Gebiet vorrücken. Doch von einem Ergebnis dieser Operationen findet man in den Geschichtsbüchern nichts. Entweder siegten die Perser auf der ganzen Linie, die Angriffe gingen ins Leere oder die römischen Truppen wurden ohne grössere Schlachten wieder über die Grenze zurückgedrängt. Zudem weigerten sich die Lazen Hilfstruppen zu stellen. Durch ihre innere Schwäche konnten die Perser ihre Erfolge aber nicht ausnutzen, sodass bis zum Tod des Iustinus eine Pattsituation eintrat, obwohl die Kämpfe nie offiziell beendet wurden.

An der Südgrenze konnte Ostrom jedoch abermals einen Erfolg verbuchen - wieder auf diplomatischem Wege. Im Gebiet des heutigen Jemen hatte der himjaritische Herrscher und Jude Dhu-Nuwas versucht sein Gebiet aus der Oberhoheit des äthiopischen Reiches von Axum zu befreien. Der monophysitische Patriarch von Alexandria bat nun Ella Atsbeha, den König von Axum, die separatistischen Tendenzen auf der arabischen Halbinsel zu beenden. Nach einem Feldzug gegen die Aufständischen wurde Dhu-Nuwas hingerichtet und die bedrohte christliche Mission konnte fortgesetzt werden. Der Kaiser nahm dabei durchaus in Kauf, dass die Monophysiten gestärkt wurden. Gemäss dem Motto: der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Ein ähnlicher Erfolg gelang in entgegengesetzter Himmelsrichtung. Als Probus, ein Neffe des Kaisers Anastasius um das Jahr 525 bei den hunnischen Sabiren nördlich des Schwarzen Meeres Truppen rekrutierte, gelang es einem monophysitischen Bischof aus dem kaukasischen Albanien diese für das Christentum zu gewinnen.

Solidus des Iustinus
Gewicht von 4,41g

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus für Antike Münzen, H.D.Rauch betrug EUR 240,00


Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)