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Imperialer Adler LETUM/MORS

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Letum / Mors
grch. Thanatos

Thanatos ist eine Gestalt der griechischen Mythologie, die jedoch ausserhalb der allgemeinen Religionspraxis stand. Der Gott des Todes war als Sohn der Nyx (Nacht) Zwillingsbruder des Hypnos (Schlafes) und hatte mit Eris (Zwietracht), Ker (Todesverhängnis), Momos (beissender Spötter) und Nemesis (Rachegöttin des verletzten Rechts) noch weitere Geschwister. Thanatos war wegen seines unerbittlichen ehernen Wesens auch bei den Göttern verhasst. Wurde ein Mensch einmal von ihm gepackt, so liess er ihn nie wieder los. Zeus soll ihm durch Apollo aufgetragen haben seinen im Trojanischen Krieg gefallenen Sohn Sarpedon gemeinsam mit Hypnos vom Schlachtfeld zu tragen, um ein ehrenvolles Begräbnis in dessen Heimat zu ermöglichen.

All dies entsprang jedoch nicht einem allgemeinen Glauben (manche sahen in ihm den Sohn der Ge und des Tartaros) und auch mythologisch war er in ältester Zeit als Gestalt nur schwer greifbar. Ein eigener Kult existierte lange Zeit nicht und wurde relativ spät nur in Sparta realisiert. Wegen der emotionsgeladenen Thematik ist dies kaum verwunderlich.

Die ihm zunächst zugewiesenen Attribute grch. taneleges (langen Schmerz bereitend) und dyseleges (sehr schmerzlich, hartherzig) weisen ihn in die Ecke ärgster Verbrechen und erst die Hinzunahme des Hypnos als seinen Bruder entschärfte die Sichtweise. Die Vorstellung über sein Äusseres und Gehabe weichen unüberbrückbar voneinander ab. Manchmal ist er geflügelt, manchmal abstossend und schadenfroh. Auch das Schlürfen des Blutes der Toten und das Abschneiden einer Haarlocke wurde ihm nachgesagt. Daran erkennt man einen hohen Anteil an schaurigem Volksglauben und Einflüssen ältester lokaler Totengottheiten ausserhalb der allgemeinen Religionsvorstellungen.

Ohne konkrete Kultformen verblasste schliesslich sein Antlitz und wich der Gestalt des Charon, der nun zur beherrschenden Gestalt am Rande des Totenreiches wurde und auch in die römische Mythologie Eingang fand. Die komplexe Vorstellungswelt wich einer einfacheren. Man stellte sich den Tod als geflügelten jungen Genius mit gesenkter oder umgestürzter Fackel vor. Es ist deshalb auch bezeichnend, dass die Römer für den personifizierten Tod zwei Begriffe verwendeten: Letum und Mors.

Von beiden Begriffen entsprach dem Thanatos am ehesten Letum, den man sich am Eingang des Tartaros dachte und nicht wie die Griechen in dessen Tiefen. Eine religiöse Figur war Letum jedoch zu keiner Zeit und auch Mors war bloss ein Element des Volksglaubens und nicht einmal eine Personifikation. Die Mors (das Wort ist trotz meist männlicher Auffassung feminin!) vollzog den Wechsel vom Leben zum Tod, halb schrecklich noch in der Welt der Lebenden, halb erlösend im Reich der Toten und umgekehrt. Allegorisch stellte man die Vita (Leben) gegenüber.

Gerne brachte man das Zwillingspaar Thanatos-Hypnos in der Kunst gemeinsam zu Bilde und in der Tragödie erscheint er gerne als der Erlöser von allem irdischen Leid. Gerne präsentierte man ihn als schlafenden Jungen oder mit der erwähnten gesenkten, verlöschenden Lebensfackel sich auf den Leichnam stützend. Manchmal brachte man auch die unterirdisch lebenden Kaninchen und Eidechsen mit ihm in Verbindung. Die heute geläufige Darstellung des Todes als Gerippe mit Sense und Stundenglas ist trotz weniger nicht furchterregender Vorläufer auf römischen Trinkgefässen nachantik.

Der geflügelte Thanatos auf dem Schlachtfeld.
(c) non constatus; ex colletcione photographica W. Tungsten


Quellen: W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)