RELIGION |
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VESTALINNEN |
Sacerdotes Vestales
(Vestalinnen)
Die Vestalinnen waren kein Priesterkollegium, sondern galten als eine
Summe von Einzelpriesterinnen von zunächst vier, dann sechs (pro
urspr. Tribus zwei) und schliesslich sieben Mitgliedern von -
zumindest am Anfang des Kultes und wieder seit Augustus
- patrizischer Herkunft. Ihre offizielle Bezeichnung lautete sacerdos
Vestalis, doch wurde eine Vestalin gemeinhin virgo Vestalis
(Vestalische Jungfrau) genannt. Dem Gremium stand die virgo
Vestalis maxima (Obervestalin) vor. Die künftigen Mitglieder wurden vom Pontifex Maximus schon als Kinder ausgewählt. Der entsprechende Vorgang wurde als captio (Ergreifung) bezeichnet und stellte dem Recht gemäss eigentlich einen Raub dar. Kaiser Augustus bedauerte, dass sich immer weniger Mädchen freiwillig für den Dienst an der Göttin fanden. Vestalinnenprozession
vom Ara Pacis des Augustus, 30. Jänner.9 v.Chr. Die auserwählten Mädchen mussten zwischen sechs und
zehn Jahre alt und beide Elternteile in Italien frei geboren, am Leben
und von Ehrlichkeit sein. Die
Neuhinzugekommenen wurden als amata bezeichnet und wohnten
forthin im atrium Vestae. Der Kult verlangte von ihnen dreissig
Jahre (zehn Jahre Novizin, zehn Jahre Dienst am Tempel, zehn Jahre
Lehrerin neuer Novizinnen) lang strengste Disziplin und Askese, so auch die Bewahrung der
Jungfräulichkeit. Verstösse gegen das Keuschheitsgelübde wurden als
prodigium (Untat) angezeigt und nach altem Gesetz durch das
Begraben bei lebendigem Leibe oder den Sturz vom Tarpeischen Felsen
geahndet. Ihre Aufgabe war der Vollzug des Vestakultes in Rom. Ihre Hauptpflicht war das schüren des heiligen Feuers, das im Tempel der Vesta auf dem Forum Romanum loderte und als Symbol für die Lebendigkeit der Stadt verehrt wurde. Erlosch das zu hütende Feuer, so wurde dies mit Rutenschlägen bestraft. Besondere Tätigkeiten gab es an bestimmten
Festen und für bestimmte Götten mit bestimmten Priestern. Sie
vollzogen den im Vestatempel eingerichteten Kult der staatlichen
Penaten und beaufsichtigten geheimnisvolle Kultgegenstände, die
niemand betrachten durfte und angeblich das Fortbestehen des
Menschengeschlechts gewährleisten sollten. Auch das Wasser für den
Tempel holten sie selbst. Da sie für das Wohl des gesamten römischen Volkes wirkten nahmen die Vestalinnen eine besondere rechtliche Stellung ein. Sie waren schon alleine deshalb etwas Besonderes, da sie weiblich waren. Selbst die Kulte der Carmenta, Ceres, Flora oder Pomona wurden durch Männer vollzogen. Jeder Verurteilte konnte durch eine Vestalin, wenn sie ihm begegnete, begnadigt werden. Die Liktoren der Stadtmagistrate senkten vor ihnen die Rutenbündel. Bei Ausgängen in die Stadt konnten sie auf einen eigenen Liktor zurückgreifen. Ihre Tracht (sie war üblich, aber nicht vorgeschrieben) bestand aus einem suffibulum (Schleier), grossem weissem Kopftuch und Stirnbinden. Sowohl in Kleidung als auch im Verhalten bildeten sie durch Kraft und Reinheit das Spiegelbild ihrer Göttin. Wurde eine Vestalin krank, so pflegte man sie ausserhalb des Heiligtums gesund, um nicht die rituelle Reinheit des Tempels zu gefährden.
links:
vermutliche Darstellung der Ergreifung eines Mädchens durch Kaiser
Trajan Die Vestalinnen wohnten im atrium Vestae gleich neben dem Vestatempel. Das Gebäude war rechteckig und seine Räume gruppierten sich um einen geräumigen Innenhof. Dort befanden sich drei grosse Teiche und Ehrenstatuen ehemaliger Kollegiumsmitglieder. Augustus stellte es ihnen als Pontifex Maximus zur Verfügung. 64 n.Chr. fiel das Gebäude dem grossen Brand von Rom zum Opfer, wurde jedoch noch unter Nero wieder aufgebaut. Die archäologisch erschlossene Fassung stammt aus der Zeit der Severer. Das Gebäude durfte sonst von niemandem betreten werden und wurde nur während des Festes der Vestalia im Juni für Frauen, die an den Kulthandlungen teilnahmen geöffnet. Obwohl
der Dienst sehr streng war, gab es dennoch Platz für Geselligkeit und
Vergnügen im kleinen Rahmen. Beweis hierfür ist ein Relief aus
claudischer Zeit, das die Priesterinnen bei einem Gelage mit
gemeinsamen Mahl zeigt. Zudem hatten sie Anrecht auf Ehrenplätze im
Theater und konnten sich unter ihrer Tracht kleiden wie sie wollten;
d.h. auch üppigen Schmuck tragen. Nach dem Ende ihres langjährigen Dienstes konnten sie zwischen dem Verbleib in der Kultgemeinschaft oder der Entlassung in das Zivilleben (das damit auch das Heiratsrecht mit einschloss) wählen. Die meisten verblieben nach den dreissig Jahren aber im Dienst der Göttin. |
Rest einer Vestalinnen-Statue
Dieser Dupondius
der Iulia Domna aus der Zeit Caracallas
zeigt vier Vestalinnen, die vor ihrem Tempel opfern |
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Quellen: E.Simon "Die Götter der Römer", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", "Der kleine Pauly" |
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