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Celeia (Celje in Slowenien)

Namensgebung

Der Name der Stadt dürfte vorkeltischen Ursprungs und unter grch. Einfluss anfangs mit Betonung der ersten Silbe als Kéleia ausgesprochen worden sein. Spätestens seit spätnorischer Zeit (also noch vor der Provinzwerdung Noricums) ist die Form Celeia belegt. Die Umbenennung in Cilli erfolgte erst im Mittelalter, als die Grafen und Fürsten von Celje Einfluss gewannen.

Von der prähistorischen Siedlung zu Kéleia

Celje liegt im Südosten des Savinjatals am Zusammenfluss von Voglajna und der schiffbaren Savinja. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit entstand hier eine Siedlung an der Bernsteinstrasse, die in die jüngere Urnenfelderzeit datiert wird. Weitere Spuren gibt es aus der Hallstattzeit sowie der älteren Eisenzeit. Bereits von urbanem Siedlungscharakter scheint die keltische Höhensiedlung aus der mittleren und späteren  La-Tène-zeit am Miklavski hrib (am Südrand von Celje) gewesen zu sein.

Im 2.& 1.Jh.v.Chr. dürfte die Gegend mit dem Oppidum Kéleia als Zentrum des Tauriskerstammes gedient haben, was zahlreiche Münzfunde (ostnorische Prägungen) belegen. Eine eigene Staatenbildung gelang jedoch nicht und die Taurisker blieben immer im Föderatenverband des Regnum Noricum.

Das römische Municipium Claudium Celeia (um 50 n.Chr. bis 268 n.Chr.)

Nach der friedlichen Übernahme Noricums durch die Römer behielt Celeia seinen bevorrangten Status im Südosten der Provinz bei. Kaiser Claudius verlieh der Stadt bei der Erhebung von Noricum in den Provinzialstatus das Munizipialrecht (wohl gemeinsam mit Aguntum, Iuvavum, Teurnia & Virunum). Eine Zugehörigkeit zur Tribus Claudia ist anzunehmen. An Beamtenstellen sind überliefert: Duoviri iure dicundo (Bürgermeister), Aediles & Questores.

In seiner Blütezeit dürfte die Stadt gut 10.000 Einwohner besessen haben. Bis in das 1.Jh.n.Chr. dominierten keltische Bewohner, wie an zahlreichen Namen auf Grabsteinen erschlossen wurden. Ihr Anteil sinkt gegenüber den zugewanderten Familien aus Oberitalien erst im 2.Jh.n.Chr. deutlich ab.

Im Laufe der Geschichte gelang es einigen Bewohnern in den Ritterstand aufgenommen zu werden und einige wenige dürften auch Mitglieder des Senats geworden sein. Das höchste dokumentierte Amt eines Einwohners aus Celeia ist jenes eines kaiserlichen Sekretärs, das Titus Varius Clemens unter Marcus Aurelius inne hatte.

Das Forum dürfte im heute südwestlichen Teil von Celje zu suchen sein, da in der Nähe hierzu ein Tempel der kapitolinischen Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva) entdeckt wurde. An der untersten Terasse des Miklavski hrib wurden die Reste eines (vermutlich bis zu 10 m hohen) Prostylos-Tempels mit einschiffigen Portiken ergraben. Den wenigen Funden zu urteilen, dürfte es sich um ein Herculesheiligum aus hadrianischer Zeit gehandelt haben.. An weiteren öffentlichen Bauten sind noch zwei Thermen aus dem 2.Jh.n.Chr. zu erwähnen.

Als typische Handelsmetropole war Celeia eine reiche Stadt, die sich mit anderen Orten dieser Kategorie leicht messen konnte. Im ersten Viertel des 19.Jh. wurde das ausgezeichnete Kanalisationssystem entdeckt und der Grossteil der Häuser im Zentrum besass mehrere durch Hypokausten beheizbare Räume. Älteste Mosaiken (seit dem 16.Jh. bekannt) waren schwarz-weiss gehalten und die Ornamentik bis in das 2.Jh.n.Chr. auf geometrische Muster und Pflanzendekoration beschränkt. Ab dem Ende des 2.Jh.n.Chr. setzen sich Farbmosaiken durch. Ergraben wurden auch Reste der Wände, sodass man auch die Verwendung von Stuck zur Verzierung nachweisen konnte.

Neben dem Handel etablierte sich das Handwerk zu einem entscheidenden Faktor der Stadt. Entsprechende Gewerbeviertel wurden im Norden und Südosten der Stadt nachgewiesen. Vor allem die Bronzeverarbeitung hat bedeutende Relikte (Schmelztigel, Model & Halbfabrikate) hinterlassen. Vor allem im Südosten dürften die Töpfereien ihren Sitz gehabt haben, die nur für diese Gegend typische Hauskeramik (Dreifüsse in allen Grössen & Varianten sowie grosse Küchentöpfe) produzierte. Die Glaskunst erreichte erst in römischer Zeit ihren Höhepunkt und ist für den Norden der Stadt belegt. Auch Steinmetzbetriebe dürften in Celeia eine gewisse Rolle gespielt haben. Verarbeitet wurde vor allem Marmor aus Pohorje und Hudinja bei Vitanje; möglicherweise auch aus Planica nad Framom und Smartno na Pohurju. Schlussendlihch konnte 1995 in Vransko eine Legionsziegelei identifiziert werden, die ihre Produkte vom Ende des 1. bis zum Beginn des 3.Jh.n.Chr. auslieferte.

Durch die günstige Lage konnte man von Celeia aus auf ausgebauten Strassen im Osten und Süden nach Pannonien, im Norden in das östliche Noricum und im Westen in die Regio X Italiae reisen. Dementsprechend gab es vier Einfallstrassen. Die westliche kam von Emona (Einmündung am linken Ufer der Savinja in den Decumanus der Stadt), die südliche aus Neviodunum (Einmündung über Breg) und die nördliche (Einmündung über das heutige Mariborska cesta in den Cardo der Stadt) & östliche aus Poetovio. Innerhalb von Celeia herrschte Kalksteinpflaster vor, wohingegen die Strassen geschottert waren.

Bis dato wurden drei Gräberfelder an den Ausfallsstrassen (ausser im Osten) lokalisiert, wobei eines davon während des kontinuierlichen Wachstums (flavische Zeit) aufgegeben und von Häusern überbaut worden war. Die grösste Nekropole lag beim heutigen Lava im Westen der Stadt, wo reiche Funde (Urnen, Grabstein des Gaius Lucianus, Frauenkopf mit keltischer Tracht, etc.) gemacht wurden. 12 km westlich von Celje liegt der Ort Sempeter mit der besterhaltenen römischen Nekropole Sloweniens. Der mehr als 1 km lange Friedhof war entlang der Strasse Emona - Atrans - Celeia angelegt worden. Ein kleiner Vicus (Dorf) dürfte ebenfalls an der mit den Banketten bis zu 9 m breiten Strasse gelegen haben. Ort und Nekropole wurden 268 n.Chr. durch eine Überschwemmungskatastrophe ausradiert. Einige der Grabmonumente wurden nach Beendigung der Ausgrabungen im Jahre 1960 rekonstruiert.

Neben dem römischen Pantheon wurden in Celeia weiter die einheimischen keltischen Gottheiten, wie Sedatus, Aquo, Adsaluta, Noreia und Epona verehrt. Im Laufe der Kaiserzeit gesellten sich noch der Isis- und der Mithraskult hinzu.

links: Marmorgrabstele einer keltischen Familie, 2./3.Jh.n.Chr.
rechts: Reste des Herculestempels, 2.Jh.n.Chr.

Der Ort besass eine deutliche Militärpräsenz zur Kontrolle des Zoll- und Steuerwesens, doch erst unter Marcus Aurelius wurde Celeia für kurze Zeit auch echter Legionsstandort. Celeia gehörte von 168 bis 171 zum Abwehrsystem gegen Germaneneinfälle, der Praetentura Italiae et Alpium. Für diese Zeit wurde die legio II Italica in das neu errichtete Lager von Locica (der antike Name ist leider nicht überliefert) detachiert. Spätestens 172 zog man die Truppe ab, um sie nach Albing und später Lauriacum (Enns) zu verlegen. Das Lager umfasste eine Fläche von 23,3 ha  bei Ausmassen von 543 mal 435,5 m und wurde wohl bereits während des Abzugs wieder abgebrochen. Das bestuntersuchteste Gebäude ist übrigens das Valetudinarium (Lazarett) mit 123 mal 68 m. Die wenigen Streufunde und die hohe Zahl an Ziegelstempeln (32) legen nahe, dass das Lager unter Zeitdruck aus dem Boden gestampft wurde.

Celeia in der Spätantike (268 n.Chr. bis 476)

Für die Spätantike sind in Celeia nur noch gut 7 % keltische Urbevölkerung anhand ihrer Namen identifizierbar. Mit der Veränderung der Verwaltungsstrukturen begann nun auch ein Zuzug von Orientalen.

Bis in das Ende des 3.Jh.n.Chr. besass Celeia keine Verteidigungsanlagen und die Stadtmauer wurde erste errichtet, als auch eine Naturkatastrophe zusätzliche Schutzmassnahmen (zu bestehenden Mauern des 1.Jh.n.Chr. an der Flussseite) erforderte. Nach einem Hochwasser verlegte die Savinja 268 n.Chr. ihr Flussbett vom Nordteil der Stadt in den Südteil, was der Stadt grössten Schaden zufügte. Möglicherweise stand die Laufänderung auch in Zusammenhang mit einem Erdbeben. Die hernach errichteten Mauern aus Kalkstein war bis zu 6 m breit und wurde später als Fundament für die mittelalterliche Umwallung verwendet. Aus dem Verlauf der Mauern ist zu erkennen, dass das spätantike Celeia flächenmässig um ein Drittel geschrumpft war. Die Mauern waren auch bitter nötig geworden. Da Celeia eine wichtige Durchgangsroute von Pannonien nach Italien war, wurde die Stadt von den durchziehenden Goten, Hunnen und Langobarden heimgesucht.

links: Baptisterium, 5.Jh.n.Chr.
rechts: Ziegelei bei Vransko, Luftbild der Ausgrabungen 1995

Im 3.& 4.Jh.n.Chr. wurde in Breg ein allgemeines Gräberfeld angelegt. Literarische Belege für das Christentum vor dem 6.Jh.n.Chr. existieren für Celeia nicht, sodass den Grabungsfunden äusserste Bedeutung zukommt. Ende des 19.Jh. wurde im Osten der Stadt eine frühchristliche Kirche im Ausmass von 13 x 29 m entdeckt, die der Ornamentik der Mosaike nach in das frühe 5.Jh.n.Chr. datiert wurde. Widmungsinschriften weisen neben den Angehörigen einer senatorischen Familie den Diakon Iustinianus, einen Scholasticus Leon und einen Orientalen Abraham aus. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein antikes Taufbecken in einer Taufkirche Ende 4./Anfang 5.Jh.n.Chr. identifiziert, die am ungefähr selben Standort belegbar nicht zur ersten erwähnten Kirche gehörte. Es liegt die Vermutung nach einem grösseren Kirchenkomplex nahe. Als Bischofssitz dürfte Celeia seit dem 4.Jh.n.Chr. fungiert haben. Im beginnenden Frühmittelalter ist dies archäologisch kaum fassbar und lediglich durch den Grabstein des Bischofs Gaudentius belegt.

Cilli nach den Römern

Im Frankenreich war Cilli in Pannonien hart an der Grenze zu den Slawenstämmen, die im späten 6.Jh.n.Chr. in Karantanien ein eigenes Fürstentum errichteten. 631 gehört Celeia zum ersten gesamtslawischen Reich unter Samo. 788 konnten die Franken Karantanien zurückerobern. Mit diesem Zeitpunkt setzte auch die Missionstätigkeit von Aquileia und Salzburg aus ein. Ab 796 wurde Karantantien entlang der Drau geteilt und Celeia fiel in den Bereich des Bischofs von Aquileia und des Markgrafen von Friaul unter der Bezeichnung "Mark Friaul" Mit dem Zerfall der fränkischen Macht ging die Oberherrschaft nahtlos an die Bayernherzöge über. Vom kurzzeitig zwischen 869 und 875 existierenden unabhängigen Fürstentum Ostslawonien unter Kocelj war Celeia nicht betroffen.

Mitte des 10.Jh. überrannten die Ungarn Celeia und verwüsteten es. Nach der Bändigung der ungarischen Gefahr 955, wurde Karantantien als eigenständiges Herzogtum 976 von Bayern abgetrennt. In weiterer Folge sollten die Habsburger ihren Herrschaftsbereich in diese Gegend ausdehnen.

Grabstele des Aurelius Iustinus, Legionär der 2.ital.Legion, gefallen gegen die Daker

rekonstruiertes Grabmal der Ennier

Göttin Ceres auf Rest einer Wandmalerei, 1.Jh.n.Chr.

Kalksteinpflaster einer Hauptstrasse


Quellen: I.Lazar "Celeia - eine römische Stadt in der Provinz Noricum; Katalog Nr.38"; das (c) aller Bilder dieser Seite liegt beim zuständigen Museum in Celje.

 

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