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II
ADIUTRIX |
LEGIO II ITALICA Aufstellung, Aushebung & Symbolik Als grosse Kontingente der Donaulegionen für den Partherkrieg von 161-166 in den Osten abgezogen worden waren, versuchte Kaiser Marcus Aurelius den reduzierten Grenzschutz durch die Neuaushebung von zwei Legionen in Norditalien wieder zu verstärken. Angesichts drohender Auseinandersetzungen mit den germanischen und sarmatischen Stämmen und der Schwächung der militärischen Schlagkraft durch die aus dem Osten eingeschleppte Antoninische Pest war dies eine unumgängliche Notwendigkeit. In weiterer Folge wurde ihr (vor 170) der Beiname pia (lat. treu, pflichtbewusst handelnd) verliehen, der insgesamt sieben Mal bestätigt wurde (zuletzt durch Gallienus). 199 sympathisiert die Zivilbevölkerung von Noricum und Raetia mit Clodius Albinus, die Legion bleibt hingegen kaisertreu. Septimius Severus zeichnete sie deshalb mit Fidelis (lat. treu, zuverlässig) aus. Alleine Kaiser Gallienus erneuerte die Beinamen pia und fidelis ganze drei Mal, wie aus Münzprägungen hervorgeht. Unter Caracalla führte die Truppe auch den Beinamen Antoniniana. Weitere personenbezogene Beinamen waren Severiana nach Severus Alexander und Gordiana nach Gordian III. Als Embleme erscheinen im 1. & 2.Jh.n.Chr. Wölfin, Steinbock und Storch. Unter Gallienus wurde die Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus versehen. Münzen auf die Legion erscheinen unter Septimius Severus und Gallienus als Anerkennung für ihre Loyalität. In der Spätantike Mitte des 4.Jh.n.Chr. wurden aus dem verbliebenen Legionsstamm mehrere neue Einheiten abgezweigt, so der cuneus equitum Secundanorum Italicanorum (berittene Truppe für Pannonien) und die milites Secundani Italicani (Infanterieeinheit für Nordafrika). Der zurückgebliebene Truppenrest dürfte kümmerlich gewesen sein. Die Spuren der Legion verlieren sich im Laufe des 5.Jh.n.Chr. In der letzten Quelle zur Geschichte von Ufernoricum, der Vita Sancti Severini (Leben des hl.Severin), gibt es keine Hinweise mehr auf Besatzungen in den Römerkastellen. Doch könnten sich hinter den erwähnten vigiles (die Lauriacum bewachen) und den exploratores (die germanische Feinde beobachten) noch Veteranen bzw. deren Nachkommen der Legion verbergen. Stützpunkte & Lager Bevor die Legion in ihr Einsatzgebiet vorrücken konnte, wurde sie für den Lagerbau verwendet. 170 kommandierte man eine aus Mannschaften beider neuer Legionen bestehende Abteilung nach Salona (Solin) zum Mauerbau. Das Hauptkontingent der legio II Italica errichtete in der Nähe von Celeia (Celje/Slowenien) das Lager von Lotschitz, das allerdings erst nach den Markomannenkriegen fertiggestellt werden konnte. Die Einheit hatte ihr Lager seit 174/175 in Albing. Der Standort wurde wohl deshalb ausgewählt, um in Sichtweite der wichtigsten Handelsroute - der Donau - Präsenz zu zeigen. Ähnlich verfuhr man bei der Schwesterlegion in Castra Regina (Regensburg), deren Lager 179 fertiggestellt wurde. Das Lager von Albing wurde vermutlich bereits um 185 wegen Hochwasser oder gestiegenem Grundwasser aufgegeben und die Truppe erscheint im Herbst191 unter Commodus bereits in Lauriacum (Lorch/Enns). Detachements gab es zudem in Lentia (Linz) und Ioviacum (Gstöttenau bei Aschach). Im Jahre 170 waren Teile der Legion am Mauerbau im Hafen von Salonae (Solin) in Dalmatien beteiligt. Unter Septimius Severus stand die Legion immer noch an der norischen Donaugrenze und war im Bürgerkrieg im Gegensatz zur städtischen Bevölkerung, die eher für Clodius Albinus votierte, loyal geblieben. Kaiser Diocletian teilte im Zuge seiner Staatsreform die Legion auf drei Standorte auf: Lauriacum (Lorch/Enns), Lentia (Linz) und Ioviacum (Gstöttenau bei Aschach). Konstantin d.Gr. verlegte einen Teil der Legion nach Divitia (Deutz/Köln) als legio II Italica Divitensium. Ob diese Einheiten wieder an den Rhein zurückgingen ist nicht bekannt. Im 4.Jh.n.Chr. liegen Einheiten verschiedenen Charakters in Ioviacum (Gstöttenau bei Aschach), Lentia (Linz), Lauriacum (Enns), Adiuvense (Ybbs?) und Favianae (Mautern). In Enhagen bei Lorch lag vermutlich eine unterstützende Einheit der classis Lauriacensis (lokale Donauflotille). 341 besuchte Constantius II. das Lager von Lauriacum. Später visitierte auch Kaiser Valentinianus das Lager im Zuge seines Zuges nach Osten und den Ausbau der Limesbefestigungen, an dem auch milites auxiliares Lauriacenses (Hilfstruppen von Lauriacum) beteiligt waren (u.a. 370 an einem burgus bei Ybbs). Den letzten Herrschaftsbesuch machte 378 Gratianus, auf dem Weg in Osten um seinem Onkel Valens Waffenhilfe zu leisten. Einsätze 171-174 Einsatz in den Markomannenkriegen Marc Aurels208-211 Detachements im Britannienfeldzug des Septimius Severus 213 wohl Teilnahme am Alamannenkrieg Caracallas 215 wohl Teilnahme an der Intervention im Gebiet der Quaden 234 Abwehrkampf gegen die bis Lauriacum vorgedrungenen Iuthungen 238-244 Teilnahme am Dakerkrieg des Maximinus Thrax im 3.Jh. Detachements im Einsatz gegen die Goten an der unteren Donau zw. 253 und 260 Detachements in Africa proconsularis um die von Gordian III. aufgelöste legio III Augusta wieder zu reaktivieren 260 Teilnahme am Perserkrieg Valerians zw. 260 und 268 Abwehr eingedrungener Iuthungen in Oberitalien 270-275 Teilnahme am Kampf Aurelians gegen Zenobia von Palmyra 282 aktive Parteinahme für Kaiser Carus 27. Juni 310 siegreicher Abwehrkampf gegen die Markomannen bei Prutting/Rosenheim 312 kämpfen die in Divitia liegenden Kontingente nach ihrem Marsch entlang der via Flamina an der Seite Konstantins in der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom Personal Die Aushebung der beiden neuen Legionen - legio II Italica und legio III Italica leiteten M.Claudius Fronto, Cn.Iulius Verus und Ti. Claudius Proculus Cornelianus. Infolge der Anwesenheit der beiden Kaiser 168 in Aquileia, ist davon auszugehen, dass das Truppentraining in unmittelbarer Nähe erfolgt ist. Da die Einheit 166 durch eine von Kontingenten aus dem Partherkrieg eingeschleppte Seuche nicht aktiv verwendet werden konnte, verblieb sie im Hinterland unter dem Oberkommando von Q. Antistius Auspex Postumius Aquilinus, der als legatus Augusti at praetenturam Italiae et Alpium den Alpenostrand gegen feindliche Übergriffe zu schützen hatte. Als Kommandant der Einheit erscheint im Jahre 169 ein gewisser Q. Herennius Silvius Maximus. Die Säuberung der Provinzen von Raetia bis Dacia unterstand in den 170er Jahren P.Helvius Pertinax und Ti.Claudius Pompeianus, dem Schwiegersohn von Marcus Aurelius. 187/188 stand Iunius Priscus Carinus? Quintilianus der Legion vor. Der Präfekt der Ala Antoniniana - eine Kavallerieeinheit - besiegte den Naristenhäuptling Valao im Zweikampf. Das Lager von Lauriacum wurde 191 vom primuspilus (erster Centurio der Legion) M. Gavius Firmus eingeweiht. Von den Legaten der Legion, die zugleich Statthalter von Noricum waren, sind bekannt: C. Memmius Fidus Iulius Albius (190/91)M. Iuventius Surus Proculus (200/201) Pollienus Sebennus (205/206) P. Catius Sabinus (206 bis 208) M. Munatius Sulla Cerialis (vor 215) M. Cn. Licinius Rufinus (unter Severus Alexander; zw. 222 u. 235) P. Cosinius Felix (vor 250) C. Macrinius Decianus (um 255) Die Umorganisation der Prätorianergarde unter Septimius Severus hatte auch Auswirkungen auf die legio II Italica, da einige ihrer Soldaten in die Hauptstadt zur Garde abkommandiert wurden. Im 3.Jh. ist die Legion u.a. in Thrakien nachzuweisen. Im Zuge gegen die Goten gerichteter Einsätze wurden Griechisch sprechende Rekruten ausgehoben. Nach den Gallienischen Militärreformen wurden Teile der Einheit den mobilen Einsatzkommanden zugeteilt. Im weiteren stand die Legion folgenden agentes vices praesidis (Statthaltern) zur Verfügung: Aelius Restutus
(letztes Drittel 3.Jh.) In der Spätantike wurde ein Grenzabschnitt von einem dux (militärischer Führer) beaufsichtigt. Für Binnennoricum und Westpannonien war dies der dux Pannoniae Primae et Norici ripensis. Drei dieser duces sind durch Inschriften namentlich belegt:
Aurelius Senecio (310) In der der Notitia dignitatum (ein Verwaltungsverzeichnis des 4.Jh.n.Chr.) werden für Binnennoricum fünf Präfektenstellen an ebenso vielen Standorten angegeben. Die Soldaten waren nun liburnarii (Flussinfanterie) unterstützt von einer Einheit der classis Lauriacensis (lokale Donauflotille). Von den Soldaten der Legion sind insgesamt 70 Namen durch Grabsteine erhalten geblieben. |
Legionär der |
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Quellen: H.Petrovitsch "legio II Italica" |
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