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LAVINIUM

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Lavinium (Pratica di Mare in Italien) &
Laurentum (Castelporziano)

Eine alte Siedlung nahe Rom

Der Zentralort des Stammes der Laurenter lag in Wald und Sumpf zwischen der Mündung von Tiber und Numicius. Die nächstgelegenen Orte waren Ardea und Laurentum. Als Alternativnamen steht Laurolavinium gleichberechtigt neben Lavinium. Wann die Siedlung Laurentum gegründet (6 Meilen westlich von Lavinium) und wann sie mit dieser vereinigt wurde (vermutlich hohe Kaiserzeit) ist unbekannt. Jedenfalls lagen beide Orte im ager Laurens (Laurentinisches Territorium). Gerne verwechselte man in der Antike Lavinium mit Lanuvium; einer Stadt am Südhang der Albaner Berge.

Der Sage nach landete Aeneas beim späteren Laurentum und wollte eine trächtige Sau opfern. Diese konnte ihm jedoch entwischen und brachte in einiger Entfernung vom Meer (24 Stadien, 8 Meilen?) 30 Ferkel zur Welt. Aeneas opferte daraufhin an diesem neuen Ort und später errichtete man hier einen Schrein, während rundum die nach Lavinia, der Tochter des Latinerkönigs Latinus, benannte Siedlung entstand. Das Opfertier wurde in Salzlake konserviert und den Ferkeln ein Denkmal errichtet.

Bereits in frühester Zeit entstand mit Alba Longa eine Pflanzstadt, was die damalige Bedeutung von Lavinium als vorübergehender Zentralort des Latinischen Bundes hervorhebt. Der römischen historischen Tradition nach wurde hier auch König Titus Tatius ermordet. Der zweite Konsul von Rom, Lucius Tarquinius Arruns Collatinus, ging nach zahlreichen Anfeindungen hier her ins freiwillige Exil.

Archäologisch konnte eine Befestigungsanlage bereits für das 7.Jh.v.Chr. nachgewiesen werden und im Jahrhundert darauf entwickelte sich der Ort rasch weiter. Durch die Expansion Roms wurde Lavinium rasch assimiliert und mit der Via Laurentina auch verkehrstechnisch gut erschlossen. Zahlreiche Brennöfen in der Stadt lieferten die Basis für eine fortgeschrittene Keramikindustrie.

Von überregionaler religiöser Bedeutung war der Kult der Penaten, denen auch die römischen Magistrate vor Amtsantritt opferten und damit ein altes foedus (Bündnis) jährlich erneuerten. Beim Opfer am Albaner Berg empfingen die Laurenter Fleisch. Andere in und um die Stadt verehrte Gottheiten waren Iuppiter Indiges, Iuno, Ceres, die DioskurenLiber, Sol Indigetes sowie Venus. Zahlreiche Reste von Altären belegen die überregionale Bedeutung dieser Kulte.

Dem republikanischen Historiker Cassius Hemina nach, brachte Aenas aus Sizilien ein Kultbild der Venus nach Lavinium. Dort wurde sie Frutis genannt und das Heiligtum hiess Frutinal. Die Forschung nimmt an, dass es bei Frutis um den Vorläufernamen der Venus gehandelt hat, der von Aphrodite abgeleitet worden war. Der Geograph Strabo lokalisiert später in Lavinium ein gemeinsames Heiligtum der Latiner, das er griechisch Aphrodision nannte. In die Zeit der mittleren Republik war daraus ein grosser heiliger Bezirk mit 13 Altären geworden. Der älteste wurde in das 2. Viertel des 6.Jh.v.Chr. datiert. Zahlreiche Funde belegen die Anwesenheit grosser Menschengruppen während der Blütezeiten im 6. und 4.Jh.v.Chr., was durch nahe Schwefelquellen noch verstärkt wurde.

Aus hoher Kaiserzeit und Spätantike gibt es keine nennenswerten Nachrichten aus Lavinium - zu sehr stand die Stadt wohl im Einflussbereich des nahen Rom. Der jüngere Plinius erwähnt hier Landvillen, von denen eine ihm selbst gehörte. Ab dem 7.Jh.n.Chr. taucht das nicht an den antiken Namen anknüpfende Castrum Pratica auf, das infolge der Romnähe stets unter Papsteinfluss stand. Es wird angenommen, dass sich die mittelalterliche Siedlung am Platz der ehemaligen Akropolis konzentrierte.

Irgendwann in den Jahren 882 bis 884 gab Papst Marinus I. die Gegend den Mönchen von St.Paul vor den Mauern. In dessen klösterlichem Besitz blieb der Ort bis ins 14.Jh. hinein. In weiterer Folge wechselten die Eigentümer je nach Machtverhältnissen der römischen Adelsfamilien. Infolge zunehmender Piratentätigkeit liess 1526 die Eigentümerfamilie Massimo eine Burg errichten, die jedoch nicht verhindern konnte, dass am 9. Mai 1588 Pratica von algerischen Seeräubern geplündert wurde. 103 Bewohner wurden in die Sklaverei verschleppt. Von diesem Tiefschlag hat sich der Ort nie erholt und hat selbst heute nur noch ca. 20 Einwohner. Überreste von Laurentum konnten innert im Besitz des Staates stehenden Landgutes Castelporziano aufgedeckt werden.

Auch Lavinium wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"; E.Simon "Die Götter der Römer", en.wikipedia.org; de.wikipedia.org
 

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(PL)