GEOGRAFIE |
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PRAENESTE ALPHABETISCH |
Praeneste (Palestrina/Italien) Eine Stadt nahe Rom Praeneste lag gut 35 km östlich von Rom und war eine bedeutende Siedlung in Latium an der Via Labicana. Der Name bezieht sich vermutlich auf eine Stelle mit guter Aussichtsmöglichkeit "vor den Bergen"; auch ein Zusammenhang mit ehemals vorhandenen Eichenwäldern ist möglich. Bereits in der Spätantike um 500 n.Chr. wird der heutige Name Palestrina in oströmischer Quelle als Penestrina vorbereitet. Bezüglich der Stadtgründung gab es eine Vielzahl von Gründungssagen mit einer entsprechenden Bandbreite von Gründern. Hierzu zählten Caeculus, Telegonus (Sohn des Odysseus), Praenestus (Sohn des Latinus und damit Enkel des Odysseus) und Erulus. Bereits im 6.Jh.v.Chr. hatte Latein das Etruskische in Praeneste überflügelt. Diese frühe Übernahme führte zu einem eigenen Dialekt. Eben wegen dieses harten Dialekts und den rauen Umgangsformen machten sich die Römer oft über die Praenestiner lustig. Zahllose Inschriften belegen zudem, dass die Einwohner geradezu vernarrt in Gladiatorenkämpfe waren. Bekanntester Sohn der Stadt war der Schriftsteller Aelianus, der hier im 2.Jh.n.Chr. geboren wurde. Eine Etruskische Gründung Die früheste Besiedlung wird auf Grund von Brandbestattungen in das 8./7.Jh.v.Chr. datiert. Diese Nekropole lag auf einem Plateau am Fuss der Hügeln hinter der Stadt. Die Hügellage begünstigte die Verteidigung und war somit Fluchtort. Bronze- und Elfenbeinfunde deuten auf eine bereits damals existierende etruskische Siedlung hin. Es bestand in dieser Zeit auch Fernhandel mit den Phöniziern, wie versilberte und vergoldete Becher sowie Bernsteinschmuck belegen. Aus dem Festkalender haben sich aber auch sabinische Einflüsse nachweisen lassen. Der antike Schriftsteller Diodorus nannte sie eine Kolonie Alba Longas. Selbst die von 338 v.Chr. bis in das 2.Jh.v.Chr. datierten Gräber weisen noch starke etruskische Züge auf; wie auch die Grabbeigaben (cistae (Bronzeboxen) und wertvolle Handspiegel mit teilweise etruskischen und frühlateinischen Inschriften). Bekannt ist die in archaischem Latein gehaltene Inschrift der Cista Ficoroni: Novios Plautios Romai med fecid. Dindia Macolnia fileai dedit "Novius Plautius hat mich in Rom hergestellt. Dindia macolnia gab mich an ihrer Tochter weiter." Die Häufigkeit der Handspiegel legt nahe, dass sich in oder in der Umgebung von Praeneste zu etruskischer Zeit eine entsprechende Fabrikationsstätte befunden haben muss. Ein Massenimport aus Eturien - eine andere Fundhäufungsstelle - wird heute eher ausgeschlossen. Neben Eturien handelten die Praenestiner auch mit den Griechenstädten in Süditalien und im Osten. Römischer Einfluss Praeneste gehörte schon früh zum Latinerbund unter der Führung von Alba Longa, sagte sich aber von diesem 499 v.Chr. los und ging ein Bündnis mit Rom ein. Nach dem Galliersturm und der damit verbundenen Schwächung Roms erschien den Praenestinern diese Allianz jedoch nicht mehr sinnvoll. So schlugen sie sich 381 v.Chr. auf Seiten der Romgegner in Latium, was in den Latinerkrieg führte. Von 373 bis 370 v.Chr. lag Praeneste in permanentem Kampf mit Rom und wurde schliesslich von Cincinnatus besiegt. Aber auch später gab es keine Ruhe und die Römer mussten mehrmals gegen sie in den Krieg ziehen. Möglicherweise wurde die Stadt 354 v.Chr. abermals eingenommen und 338 v.Chr. endgültig von den Römern besiegt, was zur Abtretung von Land und einer Zwangsallianz mit Rom führte. Als Gegenleistung durften die Praenestiner in zusammenhängenden Formationen unter eigenen Praetoren kämpfen. Bekanntester Praenestiner Praetor war Marcus Anicius, der sich im zweiten Punischen Krieg auszeichnete. Die Stadt erholte sich rasch von den Kriegswirren und man erlaubte römischen Exilanten sich in Praeneste niederzulassen. Die dort gezüchteten "Rosen von Praeneste" waren bald Sinnbild für die Blüte der Siedlung. 90 v.Chr. erlangten die Einwohner im Bundesgenossenkrieg das römische Bürgerrecht. Praeneste inmitten des römischen Bürgerkrieges Der jüngere Gaius Marius liess - unrechtmässig zum Konsul gewählt - 82 v.Chr. römische Tempelschätze einschmelzen und verwahrte die Barren in Praeneste. Nachdem er von Sulla bei Sacriportus besiegt worden war, wurde er in der Stadt eingeschlossen und versuchte über unterirdische Gänge zu fliehen, was jedoch misslang. Nach der Einnahme der Stadt beging der Marius Selbstmord und männlichen Bewohner wurden kaltblütig von Sullas Truppen ermordet. Zudem legte man eine Militärkolonie auf dem Stadtterritorium an, mit deren Errichtung der römische Konsul von 73 v.Chr. Marcus Terentius Varro Lucullus beauftragt wurde. Nach einigen Jahrzehnten hatten sich einige reiche Landbesitzer das Kolonieland unter den Nagel gerissen. Die Stadt als Erholungsort Vermutlich nach den Ereignissen von 82 v.Chr. verlegte man die Stadt von den Hügeln in die Ebene. Am Platz der alten Siedlung erweiterte man das Areal des Tempels der Fortuna so gewaltig, dass es schliesslich den grössten Teil der antiken Stadt einnahm. Im weiteren konnte sich Praeneste wieder friedlich entwickeln. In der hohen Kaiserzeit war die Gegend infolge ihrer angenehmen Winde bei der römischen Oberschicht als Sommerfrische beliebt. In dieser Zeit entstanden rund um die Stadt zahlreiche Landvillen und der Schriftsteller Horaz lobte das "kühle Praeneste" in einer Reihe mit Baiae und Tibur. Sowohl Augustus als auch Tiberius verbrachten manchen Tag in Praeneste, wobei letzterer sich dort von einer Krankheit auskurierte. Wohl zum Dank an die Götter und dem Entgegenkommen der Einwohner erhob er die Stadt in den Rang eines Munizipiums mit der ehrenvollen Einschreibung ihrer Bürger in die tribus Menenia (Menenischer Wahlbezirk) in der ersten Region Roms. Auch spätere Kaiser waren von der Gegend angetan. Bekanntester Name hierbei ist Hadrianus, dessen berühmte Villa sich nur unweit der Stadt befand. Andere schillernde Persönlichkeiten mit Besitz in oder um Praeneste waren Marcus Aurelius, der jüngere Plinius sowie in der Spätantike Symmachus. Praeneste als Kultzentrum Berühmt war die Stadt in der Antike nicht nur für ihr angenehmes Klima, sondern vor allem für den Kult der Fortuna Primigenia (die erstgeborne Fortuna) mit angeschlossenem Orakel, den sortes praenestinae (Pränestiner Lose). Noch im 3.Jh.v.Chr. verbot der römische Senat seinen Bürgern die Befragung dieses Orakels, doch bereits 204 v.Chr. erfolgte die erste Auslobung eines Fortunatempels in Rom. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte auch das Befragungsverbot gefallen sein. Die Göttin wurde zwei Kinder (Iuppiter und Iuno) säugend dargestellt und wurde deshalb besonders von den Matronen angerufen. Neben der Fortuna Primigenia liessen sich durch den Festkalender auch noch die wichtigsten anderen Kulte nachweisen, so des Hercules, des Iuppiter Imperator, der Iuno und des Mars. Aber sie standen stets im Schatten des Fortunakultes. Der älteste Teil des Fortunaheiligtums befand sich in auf einer Terrasse und beinhaltete eine Felsengrotte mit gefasster Quelle. Das einfache und archaische Heiligtum hielt sich bis in das 2.Jh.v.Chr., als man erstmals grössere Baumassnahmen setzte. Aus dieser Zeit datieren die ersten hervorragenden Bodenmosaike mit Meereslandschaft. Im Osten der Grotte errichtete man eine zweigeschossige mit Pilastern verzierte Basilica an den Felsen der Nordseite. In einer Apsidenhalle - vermutlich das nunmehrige Zentrum des Heiligtums - wurden Mosaike von höchster Qualität ausgebracht. In deren Untergeschoss fand sich eine Kammer mit Inschrift, die besagte, dass es sich um einen Schatzraum handelt. In der Zeit des Claudius stellte man vor dieser Anlage noch einen Obelisken auf, dessen Überreste noch heute besichtigt werden können. Die vorhandene Anlage wurde bei Verlegung der Stadt nach 82 v.Chr. grosszügig ausgebaut. Unter Ausnutzung des Geländes entstanden ganze Serien von Exedren, Portiken und Terrassen; allesamt mit monumentalen Treppenanlagen und Rampen verbunden. Die aus dem hellenistischen Osten importierte Bauweise war für römische Verhältnisse revolutionär und lieferte einen Vorgeschmack für die Architektur der hohen Kaiserzeit in Rom selbst. Nun erstreckte sich die Anlage über fünf gewaltige Terrassen auf gemauertem Unterbau; eine jede mit grandiosen Treppen verbunden bis hin zum Rundtempel der Fortuna. Der archäologische Befund legt nahe, dass es sich um das grösste Heiligtum der Antike auf italischem Boden handeln könnte. Möglicherweise konnte man es sogar von Rom und vom Meer aus sehen. Selbst die niedrigste Terrasse lag 450 m über dem Meeresspiegel. Dort fand sich auch eine gemauerte Zisterne mit zehn Kammern. Die Konzeption der Gesamtanlage wirkte architektonisch bis in die Neuzeit fort. Nicht nur die antike römische Gartenbaukunst der Kaiserzeit nahm an Praeneste Anleihe, sondern auch die Renaissancevillen Italiens wurden massgeblich davon beeinflusst. Schlussendlich lehnte sich auch das Monument (verächtlich als "Schreibmaschine" bezeichnet) des italienischen Königs Victor Emmanuel II. in Rom daran an. Das Heiligtum hielt sich auch in christlicher Zeit. Zum ersten Mal verbot Kaiser Constantinus erfolglos das Praenestiner Orakel und auch der Fortunakult wurde weiterhin ausgeübt. Erst die grossangelegte Heidenverfolgung des Theodosius I. machte dem Orakel den Garaus und der Tempel musste endgültig geschlossen werden. Kulthandlungen an die alten Götter oder das Niederlegen von Blumen an ehemals heidnischen Stätten war nun per Todesstrafe verboten. Wann das Christentum in Praeneste Fuss gefasst hatte ist unbekannt; ein Bischof wird jedenfalls erstmals für das Jahr 313 n.Chr. erwähnt. Die Zeit nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reichs Für die Zeit nach dem Zusammenbruch Westroms gibt es kaum Belege. Das moderne Palestrina hat jedenfalls einen Kern am Gelände des Fortunatempels. Es ist deshalb davon auszugehen, dass man sich einerseits im frühen Mittelalter auf die besser zu verteidigende Position auf den Hügeln zurückzog und andererseits es dort nach der Aufgabe des Tempels genügend Freiflächen für eine Bebauung gab. Durch ihre nahe Lage an Rom gehörte die Stadt schon von Beginn weg zum Patrimonium Petri (päpstlicher Besitz). Um das Jahr 980 n.Chr. errichtete man an der Stelle der arx Praenestina (Burg von Praeneste; heute das Castel San Pietro Romano) auf einem der Hügel eine mittelalterliche Befestigungsanlage. Seit dem 11.Jh. stand Palestrina samt der Burg im Besitz der italienischen Familie Colonna. 1297 revoltierten diese gegen den Papst Bonifazius VIII. Im Jahr darauf eroberte ein päpstliches Heer die Stadt, die nun bis auf die Grundmauern eingerissen wurde. Auch nach dem Wiederaufbau gestaltete sich das Verhältnis der Bewohner zum Oberherrn als schwierig und 1437 nahm der päpstliche Heerführer Giovanni Vitelleschi die Stadt ein und abermals gab ein Papst - diesmal Eugenius IV. - die Order aus alles in Grund und Boden zu stampfen. Bereits 1448 unter der Aufsicht von Stefano Colonna wieder aufgebaut und befestigt, fiel Palestrina 1527 erneut in die Hände päpstlicher Truppen. Eine Schleifung unterblieb diesmal jedoch. 1556 eroberte der Herzog von Alba die Stadt. 1630 verkaufte sie dieser an die Familie der Berberinni. |
Das berühmte Nilmosaik aus der
Apsidenhalle des Fortunatempels wird auf die Zeit um 100 n.Chr.
datiert und zeigt das Nilhochwasser. |
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Quellen: "Der kleine Pauly", en.wikipedia.org |
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