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Übersicht

In der griechisch-römischen Antike fasste man das Artilleriewesen, d.h. Feld- und Belagerungsartillerie, und den Festungsbau unter dem Begriff Poliorketik (grch. poliorketikos = zur Belagerung gehörig) zusammen. In dieser Rubrik werden nur die Komponenten der Angreifer (Geschütze und Deckungen) behandelt.

Jene Männer, die sich mit diesen Belangen beschäftigten und sei es nur am Rande, wurden Poliorketiker genannt. In der Antike berühmt waren u.a. Aineias, Athenaios, Heron von Alexandria, Philon von Byzanz, Posidonius, Vitruv und Apollodorus.

Die Geschichte der antiken Belagerungskunst reicht bis in das 3.Jt.v.Chr. zurück. Bereits im alten Ägypten und in Mesopotamien wurden Maschinen zur Erstürmung von Städten eingesetzt. Überliefert sind Türme zur Überwindung von Mauern sowie Rammböcke in verschiedensten Ausführungen vom mobilen Mannschaftsrammbock für Tore bis hin zum ausgeklügelten Rammturm für Festungsmauern. Feldartillerie blieb hingegen unbekannt.

Die Belagerungstechnik entwickelte sich zuerst in Hochkulturen, die über ausreichend grosse Siedlungen verfügten und durch die Zentralverwaltung ausreichend Mittel hatten um die Konstruktion derartiger Maschinen voranzutreiben. In Griechenland gab es bis zum 5.Jh.v.Chr. keinen Bedarf an solchem Kriegsgerät. Die Befestigungsanlagen waren zumeist aus Holz oder Lehm und es gab lediglich  Steinfundamente. Die Belagerungen wurden in aller Regel durch Aushungern, Massenangriffe, Verrat oder Kommandounternehmen (vgl. das Trojanische Pferd) gewonnen. An Gerätschaften kamen nur tragbare einfache Systeme zum Einsatz, wie der Rammbock oder der Mauerbohrer. Parallel konnte man noch unterirdische Gänge graben, um die Mauern zum Einsturz zu bringen. Der Einsatz von Sturmböcken in dieser Zeit ist fraglich und eher zu verneinen.

Der Festungsbau passte sich dieser Entwicklung an und ging in den Stein- oder Ziegelbau über, setzte Befestigungstürme ein und errichteten Mauern in Mehrschichtbauweise, die die Einsatzmöglichkeiten der erwähnten Geräte schmälerten.

Um 400 v.Chr. kam es zu einer grundlegenden Änderung der Belagerungskunst und damit zur Entwicklung einer echten Artillerie. Die Erfindung des Torsionsgeschützes und die verbesserten mathematischen Möglichkeiten zur Konstruktion mobiler Türme führten zu riesigen Kriegsmaschinen, deren Wirkung auch psychischer Natur war.

Bereits zu Zeiten von Philipp II. von Makedonien und Alexanders des Grossen war die Artillerie aus dem Belagerungswesen nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile hatten auch die Verteidiger gelernt Steinwerfer und Pfeilgeschütze gegen die Angreifer einzusetzen. Der Höhepunkt der Entwicklung wurde während der Kämpfe der Diadochenreiche untereinander erreicht. Sowohl Zahl als auch Qualität der eingesetzten Maschinen war beachtlich. Aus diesem Grund veränderte sich der Festungsbau erneut und es kam zu Anlage von Vorwerken, schrägen Mauern und Zwingern an den Toren.

Nach der Einnahme der Griechenstädte Süditaliens kamen auch die Römer mit der Belagerungskunst in Kontakt. Sie übernahmen die Konstruktionen eins zu eins, gingen allerdings bei der Umsetzung eigene Wege, da sich die bis ins gigantomanische angewachsenen Belagerungsmaschinen nicht für die ausgedehnten Kriegszüge der römischen Republik eigneten. Die Militäringenieure hatten zudem erkannt, dass die Maschinen anfällig für Gegenmassnahmen der Verteidiger waren. Leicht konnte ein mobiler Turm durch aufgeweichten Boden aufgehalten werden. Aus diesem Grund planierte man nicht einfach den vorhandenen Grund, sondern errichtete eigene Rampen für die Maschinen. Durch diese gewissenhafte Arbeit wurde zwar der Einsatz einzelner Gerätschaften vielleicht verzögert, die Belagerung selbst konnte dafür umso schneller zu Ende geführt werden.

Um den Attacken der Verteidiger zu entkommen und gefahrlos vor den Mauern arbeiten zu können, entwickelte man die auch im alten Griechenland primitiv gebliebenen Schutzvorrichtungen weiter. Sie ermöglichten es, dass Angriffe planmässig über die Bühne gehen konnten. Im Allgemeinen waren die römischen Kriegsmaschinen nach praktischen Gesichtspunkten konstruiert, wohingegen die griechischen Pendants eher eine psychologische Wirkung entfalten sollten.

Vor der römischen Epoche kamen in der Feldschlacht Geschütze nur vereinzelt zum Einsatz. Meist handelte es sich um einfache Weiterentwicklungen von Pfeil und Bogen. Dementsprechend gering blieb ihre Wirkung. Die Erfindung der Torsionstechnik brachte hierbei eine Wende, doch erst die Römer waren in der Lage Feldartillerie in Massenproduktion herzustellen. Damit gehörten Ballisten und Katapulte zur Standardausrüstung der kaiserlichen Armee und wurden dementsprechend oft eingesetzt.

In der Spätantike änderte sich das Kriegsbild durch den vermehrten Einsatz der Kavallerie. Sieht man von einem Typus, dem onager ab, so wurden keinerlei Wurfgeschütze mehr verwendet. Lediglich Pfeilartillerie kam in Feldschlachten weiter in nennenswertem Umfang zum Tragen. Mit dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches, endet im Westen der Einsatz von Artillerie. Die frühen Germanenreiche haben diese Technik nicht übernommen und lernten sie erst wieder durch ihre späteren Gegner kennen. Im Osten hingegen waren die spätantiken Geschützformen noch im 10.Jh.n.Chr. vorzufinden.

Bis zur Erfindung des Schiesspulvers veränderte sich das Belagerungswesen mit seinen Maschinen praktisch nicht mehr. Während des Mittelalters wurde mit dem Trebuchet (frz. Mausefalle) auch nur eine einzige Belagerungsmaschine erfunden, während die antiken Modelle allenfalls in gelehrten Büchern auftauchten. Eine wirksame Feldartillerie wurde überhaupt erst wieder in der Neuzeit Realität.

Legionär des 1.Jh.n.Chr.


 

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(PL)