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HEER
Auszeichnungen


AUSZEICHNUNG
PHALERAE & CO
CORONAE
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Coronae

Corona (Krone) bezeichnete ursprünglich einen Kranz, den man sich um das Haupt band. Später verstand man darunter besonders Auszeichnungen, die ihren Anfang in magischer Bedeutung hatten. Aus diesem Grund wurden abseits der allgemeinen Blumenkränze (z.B. beim Gastmahl) die Coronae immer nur aus bestimmten Pflanzen gebunden, die den jeweiligen Gottheiten heilig oder magischen Kräften zugedacht waren (v.a. Eiche, Lorbeer, Myrthe & Olive).

Sie bildeten das äussere Erkennungszeichen von Priestern und Opfernden. Plinius vertrat die Meinung, dass sie ganz zu Beginn nur den Göttern zustanden. In weiterer Folge wurde alles bekränzt, was nur irgendwie mit der religiösen Sphäre zu tun hatte (z.B. Statuen, Altäre, Opfertiere, Tempel, Häuser, etc.). Der apotropäische (= unheilabwendend) Charakter blieb besonders bei den Totenkränzen und auf Gräbern erhalten, obwohl später das Christentum die Verwendung von Kränzen als heidnisch massiv unterdrückte.

Im öffentlichen Leben verwendete man die corona donaticae (Ehrenkrone) als besondere Auszeichnung für den friedlichen als auch militärischen Wettkampf. Über etruskische Vermittlung, aber wohl unabhängig von den Griechen, verliehen die Römer schon früh Coronae als militärische Auszeichnungen. Bereits die Zwölftafelgesetze in Rom erwähnen diese als Grabbeigaben. Bei dem im Zuge der Expansion Roms gesteigerten Bedarf verwundert es kaum, dass die coronarii (Kranzflechter) einem einträglichen Gewerbe nachgehen konnten. Die Verleihungsrichtlinien (die meisten ursprünglich nur höhergestellten Persönlichkeiten zugänglich) wurden zwar im Laufe der Zeit geändert, doch bildete der Verdienst beinahe ausschliesslich die Basis hierfür. Augustus blieb bei der Abgabe der Coronae sehr sparsam und setzte eher auf andere Auszeichnungen.

Metallene (aber auch aus Horn) Kränze mit der Bezeichnung corolla oder corollarium wurden anfangs nur Künstlern - allen voran Schauspielern - verliehen (noch so im Mittelalter und in der Renaissance als Dichterkranz!!!). Sie bestanden zumeist aus Kupferblech und wurden mit Ochsengalle goldartig gefärbt. Um sie wertvoller zu machen, griff man auch auf Versilberung und Vergoldung zurück. Damit erhielt der Kranz nicht nur den Charakter einer symbolischen Auszeichnung, sondern auch einer physisch wertvollen Gabe im Sinne einer Entlohnung.

Bedeutend für die Kunst wurde der Siegespreis beim von Domitian gestifteten Capitolinischen Agon (Wettbewerb, bei denen um Preise gerungen wurde) in Form eines Eichenkranzes. Man verlieh diesen Preis für grch. und lat. Eloquenz in der Rede und später für entsprechende Poesie.

In der frühen Kaiserzeit wurde die Herstellung von Coronae in Metall üblich. Ausnahmen blieben manche Dichterkränze sowie corona triumphalis & coronae myrtea. Herausragend über alle Coronae ist die Strahlenkrone, die erstmals unter Nero auf Senatsmünzen als Zeichen der Vergöttlichung erscheint und u.a. ein Attribut des Sonnengottes ist (vgl. die neronische Kolossalstatue beim Colosseum). Von Personen getragen wurde die Strahlenkrone allerdings frühestens im 3.Jh.n.Chr. (möglicherweise seit Aurelian), wohingegen der Lorbeerkranz als Triumphalkrone schon seit Augustus zu den kaiserlichen Attributen zählte. Aus der perspektivlosen Darstellung der Strahlenkrone auf römischen Münzen sollte sich die typische Zackenkrone des Mittelalters entwickeln.

Corona aurea (Goldkrone)

Diese Corona bestand anfangs - im Gegensatz zu ihrer Benennung - wie die meisten anderen Militärkränze auch aus Lorbeerblättern. Erst in der Kaiserzeit fertigte man sie aus Gold in Form eines Reifens mit Lorbeerblattmuster. Ihre Verleihung war an keine speziell zu erfüllende Aufgabe gebunden und dürfte nach langem Militärdienst und/oder herausragenden Leistungen gewährt worden sein.

Corona civica quercea (Zivilkrone aus Eichenlaub)

Diese bereits von Polybios erwähnte Corona bestand aus Eichenlaub und wurde demjenigen Soldaten verliehen, der einem Mitbürger das Leben rettete. In der Kaiserzeit aus Gold gefertigt, bildete man die Eichenblätter aus Metall nach. Sie war eine der angesehensten Auszeichnungen und wurde manchmal auch von Kaisern getragen, wenn sie der Meinung waren, durch ihr Handeln römische Bürger gerettet zu haben.

Corona obsidionalis graminea (Belagerungskrone aus Grasbündeln)

Diese ebenfalls von Polybios erwähnte Corona wurde aus Grashalmen gefertigt. Sie wurde an Personen (meist Offiziere) verliehen, die eine Stadt entsetzten bzw. eine Belagerung beenden konnten. Plinius kannte lediglich acht Personen, die sich rühmen konnten, sie zu tragen und deshalb war diese Auszeichnung sehr begehrt.

Corona muralis (Mauerkrone)

Diese wiederum bei Polybios erwähnte Auszeichnung gebührte jenem, der als Erster über eine feindliche Stadtmauer gelangt war. Sie wurde aus Gold gefertigt und ihre Erscheinung glich einer Rundmauer mit Zinnen und einem Stadttor in der Mitte. Getragen wurde sie am Kopf, wobei aus einem Tuch ein runder Wulst (vermutlich um einen Reif) gewickelt wurde, auf dem die Corona sass. In der Kaiserzeit vor allem Centurionen verliehen.

Corona vallaris (Wallkrone)

Ähnlich wie die Corona muralis konnte derjenige sie erlangen, der als Erster einen feindlichen Lagerwall (keine Stadt!) überstieg. Auch sie bestand aus Gold, hatte jedoch eine quadratische Form und zeigte ebenso wie die Corona muralis eine Mauer mit Zinnen (ohne Stadttor). Die Trageweise entsprach jener ihrer goldenen Schwester. In der Kaiserzeit wurde diese Auszeichnung vor allem Centurionen verliehen.

Corona exploratoria (Kundschafterkrone)

Im Jahre 39 n.Chr. führte Kaiser Gaius eine Kohorte Prätorianer über den Rhein. Im Feindesland gerieten sie in ein Gefecht. Für ihren Einsatz belohnte sie der Kaiser mit dieser von ihm neu geschaffenen Auszeichnung. Fortan stand sie jedem Soldaten offen, der hervorragende Kundschafterdienste geleistet hatte. Der Schriftsteller Suetonius beschreibt ihr Dekor mit Sonne, Mond und Sternen.

Corona navalis (Seekrone)

Wie der Name bereits andeutet, wurde sie an denjenigen verliehen, der ein feindliches Schiff eroberte bzw. als erster über die Planken sprang. Vom Aussehen her entsprach die Corona navalis einem gewöhnlichen Lorbeerkranz, doch waren zwischen den Blättern Rammsporne eingearbeitet. Sie wurde aus Gold gefertigt und stand ursprünglich nur einem Konsul zu. von einer Münze des Agrippa kennt man eine Version mit einem extra Schiffsschnabel an der Vorderseite.

Corona triumphalis (der "Lorbeerkranz" der Imperatoren)

Dies war die höchste Auszeichnung, die einem Feldherrn zukommen konnte und gehörte zum Fundus der ornamenta triumphalis (Abzeichen eines Triumphators). Der Lorbeerkranz gesellte sich zur tunica palmata (Purpurtunika mit goldenen Plametten bestickt), der toga picta (Toga mit goldenen Sternen bestickt) sowie dem Szepter mit Goldadler. Sie wurde an siegreiche Feldherrn verliehen, denen ein Triumph gewährt worden war. Seit Augustus gehörte der Lorbeerkranz zur permanenten Kaiserpropaganda. Nunmehr in Gold, wurde sie nicht mehr nur als filigraner Kranz, sondern auch als Kopfreif mit Lorbeerblattverzierung hergestellt. Die Corona triumphalis darf nicht mit ähnlichen Corona aurea verwechselt werden.



Revers eines
augusteischen Denars
von 12. v.Chr.
Portrait Agrippas
mit Flottenkrone
(c) incognitus


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.LeBohec "Die römische Armee", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)