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Das Heer der frühen & mittleren Republik

Die Legion der frühen Republik

Bis in das 4.Jh.v.Chr. bestand das römische Heer aus jener einzelnen legio, die noch in der Königszeit zusammengestellt worden war. Allerdings hatte sich die Zahl der Soldaten auf etwa 6000 beinahe verdoppelt. Nach Jahrzehnten der Ersetzung des Konsulats durch Militärtribunen ging Rom 366 v.Chr. wieder dazu über Konsuln zu ernennen. Wohl in diese Zeit fällt die Teilung des Heeres in zwei Legionen. Dadurch konnte jeder Konsul im Kriegsfall über eine davon verfügen und Kriegführung an zwei Schauplätzen wurde möglich.

Schon bald zeigte sich, dass auch zwei Legionen den gestellten Aufgaben nicht genügten. Der Schriftsteller Livius berichtete, dass Rom im Jahre 311 v.Chr. bereits seit einiger Zeit über vier Legionen. verfügte. Diese vier Legionen wurden nach dem Prinzip der Manipulartaktik zusammengestellt und verfügten über eine Stärke von je 3000 Mann schwerer Infanterie und 1200 Mann leichter Infanterie; in Summe 16.800 Mann, was beinahe eine Verdreifachung innert weniger Jahrzehnte bedeutet!

Diese enorme Zunahme lässt sich aus der Erweiterung der Rekrutierungsbasis erklären. Viele Einwohner der eroberten Städte Latiums mussten nun im Rahmen der civitas sine suffragio (Bürgerrecht ohne Stimmrecht) Steuern abliefern und Wehrdienst leisten. Einen weiteren, nicht unerheblichen Anteil am Rekrutenaufkommen besorgte die Konfiskationspolitik Roms. Beschlagnahmtes Land wurde mittellosen römischen Bürgern zur Verfügung gestellt, die damit über genügend Vermögen und Wirtschaftskraft verfügten sich in die regulären Rekrutenlisten eintragen zu können. Theoretisch konnte Rom damals in Krisenzeiten bis zu zehn Legionen ausheben.

Legionszeichen

Plinius berichtet, dass erst Marius während seiner grossen Militärreform 104 v.Chr. allen Legionen den Adler als Standarte verlieh. Dennoch gab es den Adler auch bereits zuvor, nur dass er sich das Feld mit Wölfen, Minotauren, Pferden und Ziegen teilen musste. Jedes dieser Symbole stand wohl für eine der vier Legionen (Wolf und Ziege wohl für dritte und vierte). Damit könnte dem Adler eine bevorrangte Stellung als Symbol für die gesamte Armee eingeräumt worden sein. Plinius machte hierzu widersprüchliche Angaben.

Soldatentypen

Die Soldaten am Beginn der Republik waren wie zuvor noch Hopliten und kämpften somit in der Phalanx und mit der hasta (Stosslanze). Mit der Armeevergrösserung im 4.Jh.v.Chr. ging auch eine Änderung in Taktik und Zusammensetzung der Truppenkörper vor sich. Nun gab es vier Arten von Soldaten: hastatus, principis, triarius und veles.

Die hastati und principes waren der Kern einer Legion. Sie führten einen schweren und einen leichten pilum, einen großen Schild sowie ihr Schwert und bildeten die erste bzw. zweite Reihe in der Schlachtordnung. Zu den hastati berief man die jüngsten, zu den principes die bereits etwas älteren Soldaten.

Die triarii waren die ältesten und erfahrensten Soldaten. Sie bildeten die dritte Reihe in der Schlachtordnung und führten statt der pila einen langen Speer sowie ihr Schwert. Überdies wurden sie nur sehr selten in die Schlacht geworfen. Nicht selten stand eine Schlacht an der Kippe, wenn sich ein Feldherr entschloss, sie doch einzusetzen. Eine andere Bezeichnung für die triarii lautete pilari. Dieser Name leitet sich nicht vom Wurfspeer sondern von lat. pila für Pfeiler ab.

Die velites schließlich waren leichtbewaffnete Speerwerfer. Sie hatten kleine runde Schilde und mehrere leichte Speere. Sie dienten dazu, den Feind abzulenken und in kleine Gefechte zu verwickeln (sog. Plänkler) bis die Schlachtreihen der Römer vollständig aufgestellt waren. Vorläufer der velites waren die rorarii, die ebenfalls als Plänkler fungierten, aber auch noch mit Steinschleudern ausgerüstet waren. Als umgangssprachliche Bezeichnung für den am leichtesten bewaffneten Soldaten hielt sich rorarius aber bis ins 2.Jh.v.Chr.

Die Gliederung der Manipel-Legion

In frühester Zeit, als das pilum gerade erst eingeführt wurde, kämpften nur die principes mit diesem und standen in der ersten Reihe. Als auch die hastati den Wurfspeer bekommen hatten, bestand die Schlachtformation aus drei Linien, mit den hastati in der ersten, den principes in der zweiten und den triarii in der dritten Reihe. Die velites dienten als leichte Infanterie und wurden im Vorfeld und zum Flankenschutz eingesetzt.

Eine Legion gliederte sich in 30 Manipel zu je zwei Zenturien mit jeweils 30 bis 60 Mann in Abhängigkeit von der Soldatengattung; in Summe 4200 Soldaten. Jede Gruppe der schweren Infanterie (hastati, principes, triarii) hatte je zehn Manipel in der Legion, die auch nur innerhalb der Soldatengattungen von I bis X durchnummeriert wurden.

Die zehn typgleichen Manipel der hastati wurden als ordo hastatus bezeichnet. Beim Marschieren gingen sie in einer eigenen Kolonne. Im Lager standen einander jeweils fünf Manipel hastati und principes an der via quintana (fünfte Strasse) gegenüber. Die Manipel der hastati und principes bestanden aus zwei Zenturien zu je 60 Mann; in Summe zwei Mal 1200 gleich 2400 Mann.

Die Manipel der triarii waren in der Stärke um die Hälfte reduziert und setzten sich aus zwei Zenturien mit je 30 Mann zusammen; in Summe gleich 600 Mann. Das triarius-Manipel hatte mit pila (lat. "Pfeiler") eine eigenständige Bezeichnung. Laut Polybius waren die triarii von den gemeinen Arbeiten befreit und versahen ausserhalb des Kampfes lediglich Wachdienste.

Die Velites waren nicht in das Manipularsystem eingegliedert. Jeder Zenturie wurden 20 Soldaten dieser leichten Infanterie zugeteilt; in Summe 1200 Mann. Damit hatte eine Zenturie der schweren Infanterie  eigentlich nicht 60, sondern 80 Mann.

Offiziere und Unteroffiziere

Der Manipel war eine rein taktische Formation, sodass die Befehlskette über die Zenturien lief. Taktischer Kommandant im Felde war meist am rechten Flügel des Manipels stehende rangälteste Centurio der beiden Zenturien. Per Manipel gab es damit zwei centuriones (vermutlich einen ernannten und einen, der von den Soldaten gewählt wurde), zwei optii (Unteroffiziere), zwei signifer (Feldzeichenträger), zwei cornicen (Musiker) und zwei tesserarii (Parolenbewahrer). Die höhere Legionshierarchie bestand noch aus sechs Militärtribunen, die als Stabsoffiziere Verwendung fanden.

Republikanischer Legionär


Quellen: N.Sekunda, S.Northwood, R.Hook "Early Roman Armies", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)