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REPUBLIK
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Die Maultiere des Marius

Gegen Ende des 2. Jh. vor der Zeitwende war die Situation in der römischen Republik jene, dass Rom bereits so stark expandiert war, dass Schlachten überall fern der Hauptstadt zu führen waren. Kam man anfangs noch mit Manipulationen am bestehenden System aus wie durch die Senkung des Zensussatzes, war dies an der Wende zum 1. Jahrhundert nicht mehr möglich. Ausserdem musste ja der Staat in demselben Ausmass in dem der Zensussatz gesenkt wurde, für die Bewaffnung der Legionäre aufkommen.

Zu jener Zeit war Gaius Marius Konsul in Rom und es wurde in Algerien ein langwieriger Krieg geführt. Da dieser Krieg so unattraktiv war, konnten fast keine Rekruten für die Legionen mehr aufgetrieben werden.

So wurde von Marius der Zugang zum Heer für jeden Freiwilligen mit römischen Bürgerrecht geöffnet. Im Unterschied zu früher wurde dem Rekruten die Anschaffung von den notwendigen Waffen durch die Auszahlung dementsprechender finanzieller Mittel ermöglicht, sprich: man erhöhte ihren Sold.

Da sich nun auch die ärmsten Rekruten dieselben Waffen leisten konnten wie ein reicher Rekrut, wurde eine Waffengattung überflüssig: Die der velites, also jene leichtbewaffneten Krieger, welche meist nur einen Rundschild als Schutz sowie leichte Wurfspieße mit sich trugen. Dies brachte militärisch eine Neugliederung der Legionen mit sich:

Aufgrund der Tatsache, dass die Legionen nun offen für jeden waren, wurden die Unterscheidung zwischen triarii sowie hastati bzw. principes aufgehoben. Die ehemaligen triarii-Manipel wurden auf die selben Stärke der übrigen Manipel angehoben und somit bildeten drei Manipel eine Kohorte und 10 Kohorten eine Legion.

Weiters verfügte Marius, dass die Legionäre das anfallende Gepäck künftig selbst zu tragen hatten. Dies brachte zwei Vorteile: Einerseits fiel der immer wieder Gegenstand von feindlichen Angriffen gewordene und träge Begleittross zum Großteil weg und zweitens wurde durch den Begleittross das Marschtempo sehr verlangsamt. So wurden die Legionäre hinkünftig „Maultiere des Marius“ genannt.

Da in etwa zu diesem Zeitpunkt die freie Bevölkerung von ganz Italien das römische Bürgerrecht erhielt (Bundesgenossenkrieg von 91-87 v.Chr.) und somit die Hilfstruppen der Bundesgenossen wegfielen, bedeutete von nun auch eine Legion eine Legion und nicht eine Legion plus dieselbe Anzahl an Bundesgenossen.

Die Legion wurde weiterhin von 6 Militärtribunen angeführt, das Oberkommando besass ein legatus. Dass der Oberbefehl weiterhin in der Hand der Legaten blieb, geschah deshalb, weil die Militärtribunen meist jung und unerfahren und ihre Position als eine Stufe in ihrer politischen Karriere betrachteten, sodass es besser war, dass ein Mann den Oberbefehl hatte, der mehr Erfahrung besass.

Der soziale Hintergrund während der Heeresreform war nicht unproblematisch. Einerseits war es so, dass  der Legionär von der Herkunft meist ein Kleinbauer war. Dies bedeutete, dass seine Felder unbestellt blieben, wenn er Waffendienst in einer Legion leistete. Somit hatte er an langwierigen Kriegen kein Interesse, weil zuhause nicht selten der finanzielle Ruin auf ihn wartete. Zudem gab es die Problematik der Großgrundbesitzer, welche für den Kleinbauer eine direkte und starke Konkurrenz war, da erstere durch billige Arbeitskräfte, den Sklaven, ihre Felder bewirtschaften konnten und somit auch der Preis für den Ertrag der Feldfrüchte sank.

Blieb der census nun für den Waffendienst gleich, so wurden dem Heeressystem dadurch wiederum die Kleinbauern, welche verarmten, als Rekruten entzogen. Die von Marius gewählte Variante des Berufsheeres war daher für viele verarmte Menschen wieder eine Hoffnung, einen Beruf ausüben zu können und sich finanziell über Wasser halten zu können.

Auf der anderen Seite misstraute der Senat mit Recht dieser Heeresreform: Denn durch die Berufsarmee war ein Machtfaktor entstanden, den nicht selten zukünftige Feldherrn ausschöpften, um ihrerseits an die Macht zu kommen: Sulla, Caesar, Pompeius, Marcus Antonius und nicht zuletzt Octavian schöpften ihre Macht als Befehlshaber über ganze ihnen treu ergebene Armeen.

Ausserdem mussten die Veteranen, welche  aus dem Militärdienst entlassen worden waren, abgefunden werden. Durch die Heeresreform des Marius geschah dies dadurch, dass jeder Veteran, der abgerüstet war, ein Stück Land bekam. Dies musste aus der Staatskasse finanziert werden oder man muss einen Großgrundbesitzer enteignen. Dies konnte den Senatoren, welche ja selbst dem Patrizierstand angehörten nicht gefallen, da mancher von ihnen ebenso ein Großgrundbesitzer war.

Dass man den abgerüsteten Veteranen ein Stück Land ausserhalb Italiens gab, gefiel den Veteranen zu einem großen Teil nicht, da sie nicht fern ihrer Heimat ihr Leben fristen wollten. Dennoch setzte sich diese Massnahme durch und wurde in der folgenden Kaiserzeit durch Geldzahlungen ergänzt. Die Landzuweisung selbst wurde zu einem der durchgreifendsten Faktoren in der Romanisierung der unterworfen Länder.

Republikanischer Legionär

C. Marius,
 Schöpfer der
römischen
Militärmacht

(Ob die Büste wirklich Marius zeigt ist unbekannt.)


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.LeBohec "Die römische Armee", P.Connolly "Die römische Armee"

 

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(RW)