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FEUERWEHR

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Vigiles

In republikanischer Zeit gab es in Rom keine Feuerwehr als eigenständige Truppe. Zwar versahen die Angehörigen und Staatssklaven der tresviri nocturni (Dreimännerkollegium für nächtliche Angelegenheiten) ihren Dienst, doch waren diese eher mit Sicherheitsaufgaben betraut. Aus der Sicht der Verwaltung gab es jedoch mit den Aedilen Beamte, in deren Aufgabenbereich die Brandbekämpfung fiel.

Da dies alles mit grösserem Aufwand verbunden gewesen wäre und die Aedilen nur ein Jahr im Amt waren, funktionierte die öffentliche Brandbekämpfung äusserst schlecht. Auch wurden die zahlreichen Brände in Rom von der Bevölkerung in der Regel als Naturkatastrophe hingenommen.

Das beständige Wachstum der Stadt führte zu einer immer dichter werdenden Bauweise und die Anzahl der Bewohner pro Haus stieg durch die Errichtung der mehrstöckigen insulae (Mietshäuser) drastisch an. Die Zahl der Brände in der frühen Kaiserzeit darf am Tag auf 100 geschätzt werden. Hiervor dürften ca. zwanzig über das Stadium eines Zimmerbrandes hinausgegangen sein. Zwei Brände pro Tag griffen wohl auf mehr als ein Gebäude über.

Aus diesem Grund wurden private Feuerwachen organisiert. Diese standen allerdings in keinem guten Ruf. Einige Bürger schlugen aus den Brandkatastrophen Kapital. Bekanntestes Beispiel ist Marcus Licinius Crassus, der eine Privatfeuerwehr aus 600 als Bauarbeiter ausgebildete Sklaven aufstellte. Bei Brandausbruch erschienen sie und boten an zu löschen, falls ihnen der Hauseigentümer das Gebäude weit unter dem Marktwert verkaufte. Tat er das nicht, so rückten die Männer wieder ab und der Eigentümer war wieder auf sich gestellt.

Diese Praktiken verärgerten die Bürger. Ein findiger Aedil namens Egnatius Rufus wollte eine schnelle  politische Karriere machen und nahm sich 26 v.Chr. des Problems an. Er kaufte auf eigene Kosten Sklaven an und setzte sie zur Brandbekämpfung ein. Der neue Dienst schlug ein wie eine Bombe. Das Volk dankte es ihm, dass es ihm die Kosten für die Einsätze refundierte ohne dass er es verlangt hätte. Ausserdem war er nun so populär, dass er es leicht mit seinen Gegenkandidaten bei politischen Ämtern hatte.

Der Erfolg des Egnatius Rufus bereitete dem erst kurz regierenden Kaiser Augustus Kopfzerbrechen. Er wollte für die Zukunft verhindern, dass mit der Sicherheit der Stadt politische Karrieren gemacht werden konnten. Ausserdem wütete im Jahre 23 v.Chr. ein Grossbrand in der Hauptstadt. So stellte er den Aedilen 500 oder 600 Sklaven (es ist unbekannt ob aus eigenem Besitz, angekaufte oder staatliche Sklaven) zur Brandbekämpfung zur Verfügung. Dass ihm dabei die politische Komponente wichtiger war, ist daran zu erkennen, dass sich Augustus nicht weiter um die Feuerwehr kümmerte.

Da die Aedilen weiterhin nur ein Jahr im Amt waren, war auch diese Feuerbekämpfung nicht wirklich effektiv. So kam es 6 v.Chr. wieder zu einem Grossbrand. Diesmal kümmerte sich Kaiser Augustus effektiver um die Brandbekämpfung; zumal es ihm auch ins politische Konzept passte.

3500 Freigelassene wurden militärisch in sieben Kohorten zu je sieben Zenturien als stehende Feuerwehr mit der Bezeichnung vigiles (Wächter) organisiert. Jede Kohorte war für zwei Stadtbezirke zuständig. Das Kommando übernahm ein aus dem Ritterstand stammender praefectus vigilum. Anfangs waren die Männer in Privathäusern untergebracht, doch schliesslich standen ihnen mit stationes und excubitoriae eigene Quartiere zur Verfügung. Die Verteilung der Mannschaften folgte nach der Bevölkerungsdichte und der Brandhäufigkeit. Um der wachsenden Einwohnerzahl gerecht zu werden, wurde um das Jahr 200 die Zahl der vigiles auf 7000 verdoppelt.

Die vigiles patrouillierten Tag und Nacht in Schichten durch die Stadt und versuchten dabei vor allem das Ausbrechen von Bränden zu verhindern. Auch überwachten sie die immer zahlreicher werdenden Brandschutzvorschriften der Kaiser. 

Durch diese Überwachungsfunktion gab es immer mehr polizeiliche Aufgaben für die vigiles, welche jedoch immer im Hintergrund gegenüber ihrer Feuerwehrfunktion blieben. Namentlich konnten sie gegen Brandstifter, Einbrecher, Diebe, Räuber und Hehler einschreiten. Seit Trajan hatte der praefectus vigilum bei Brandstiftungsprozessen automatisch den Vorsitz. Bei öffentlichen Veranstaltungen sowie im Falle von politischen Unruhen wurden sie dem praefectus urbi (Stadtpräfekt von Rom) als Sicherheitspolizei zugeteilt. Auch im Bereich des innerstädtischen Strassenwesens griff mancher Kläger auf die Urteile des praefectus vigilum zurück. So wurden etwa Prozesse um die Aufstellungsgenehmigung von Marktständen vor den Präfekten der Feuerwehr gebracht.

Die antike Feuerwehr kannte bereits viele Utensilien, die auch heute noch verwendet werden. Zur Brandbekämpfung wurden folgende Geräte verwendet:

  • siphones (Spritzen)
  • hemae (Eimer)
  • dolabrae (Äxte)
  • scalae (Leitern, meist alaungetränkt)
  • centones (Decken, in der Regel wasser- oder essiggetränkte Filzdecken)
  • perticae (Hakenstangen)

Rom hatte den Vorteil, dass quasi an jeder Ecke ein öffentlicher Brunnen stand, auf den man beim Löschen zurückgreifen konnte. Drohte ein Brand ausser Kontrolle zu geraten oder war er bereits so gross, dass ein Löschversuch keinen Erfolg versprach, so wurden umstehende Gebäude evakuiert und abgerissen. Nach dem verheerenden Brand von 64 n.Chr. liess Nero die Brandvorschriften verschärfen und schrieb Nero jedem Haus die Anschaffung von Brandlöschutensilien vor, die im Eingangsbereich zu lagern waren.

Im Falle eines Brandes wurden Eimerketten aus aquarii (Wasserträger) gebildet, an denen sich auch die Hausbewohner und Passanten beteiligten. Die siphonarii (Pumpenpersonal) gehörten hingegen zu den Spezialisten, ebenso wie die einheitseigenen Ärzte, die sich vor allem um Brandverletzungen kümmerten.

Eine eigene staatliche Feuerwehr gab es ausserhalb Roms nicht. In Karthago standen städtische Kohorten, die wohl auch Feuerwehrfunktion hatten, aber eigentlich die lokale Legion zu unterstützen hatten. Ähnlich war die Situation in Lyon, wo die städtische Münze zu bewachen war. In spätrömischer Zeit (vor Kaiser Theodosius I.) bekam Konstantinopel, weil es neue Hauptstadt war, eine eigene Feuerwehr. Gleiches galt im 5.Jh.n.Chr. für Ravenna als neuen Regierungssitz im Westen. Alle anderen Städte mussten sich selbst um Feuerwehren kümmern. Diese kommunalen Feuerwehren dürften in grösseren Städten üblich gewesen sein. In Ostia gab es etwa eine Feuerwehr in der Stärke von vier Zenturien, wie sich anhand der ergrabenen Kaserne aus hadrianischer Zeit errechnen liess.

In anderen Städten wurde der Feuerschutz oft von Handwerkerkollegien übernommen. Herausragend waren dabei die centonarii  (Filzmacher). Auch gab es immer wieder zeitlich begrenzte Feuerwehren. Sie wurden bei besonderen Anlässen, wie Trockenheit oder vermehrte Brandstiftungen aufgestellt. Vielerorts wurde aber die Feuerbekämpfung einfach den Hauseigentümern selbst überlassen, die sich dann einfach mit ihren Nachbarn auf gegenseitige Hilfe verständigten. Da eine unzureichende Feuerbekämpfung Unruhe in der Bevölkerung auslösen konnte, liess sich etwa Plinius d.J. die Aufstellung von 150 Mann Feuerwehr in Nicomedia von Kaiser Trajan ausdrücklich bestätigen.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der Hohen Kaiserzeit"; F.M.Ausbüttel "Die Verwaltung des Römischen Kaiserreiches"; J.-C. Fredouille "Lexikon der Römischen Welt", K.-W.Weeber "Alltag im Alten Rom", K.-W.Weeber "Nachtleben im alten Rom", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)