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Flavius Iulius Constans

Herrschaft II (Constans & Constantius II.)

In punkto Gesetzgebung arbeiteten Constans und Constantius zwar jeder für sich, doch im Endeffekt trotzdem oft gemeinsam. Die Erlasse des einen galten meist auch im Gebiet des anderen, unabhängig davon wer jetzt den Text verfassen liess. Zahlreich sind Verordnungen, die sich um eine funktionierende Verwaltung und gesicherte Finanzbasis der Städte kümmerten. Immer mehr angesehene Bürger flüchteten sich in den Verwaltungsdienst. Jene die die Möglichkeit hatten gingen an den Hof und viele wählten sogar das Militär, nur um den drohenden Finanzlasten bei der Übernahme eines Amtes in den städtischen Räten zu entgehen.

So einträchtig die beiden Brüder in politischen Fragen waren, so grosse Differenzen gab es bei der Auslegung des Christentums, das die beherrschende Thematik der Innenpolitik blieb. Constantius war wie viele seiner Landsleute im Osten dem Arianismus zugetan. Constans hingegen gab der strengen Lehre des Athanasios den Vorzug, die die Arianer nicht als Kirche anerkannte.

Der Bischof von Rom schrieb an den Hof im Osten des Reiches einen Brief und forderte darin die Rückkehr des Athanasios nach Alexandria. Da dies durch eine offizielle Gesandtschaft erfolgte, wurde die Problematik endgültig zur Staatsaffäre erhoben. Nun wollte man dem Problem durch Einberufen von Konzilen Herr werden.

Höhepunkt der Auseinandersetzung war die Synode von Serdica (Sofia) im Jahre 342, wo Constans voll und ganz die Partei des Athanasios unterstützte. Im Westen stieg dadurch seine Beliebtheit, wo viele Menschen der Meinung waren, er verteidige das Christentum gegen eine Irrlehre. Ein weiters Konzil in Mediolanum (Mailand) 345 endete ebenfalls ergebnislos.

Die Forderung nach der Wiedereinsetzung Athanasios blieb aufrecht und entwickelte eine wahre Eigendynamik. Dass der östliche Klerus ständig neue Glaubensformeln zur Abstimmung vorgelegte, war dabei schon nebensächlich. Mit Constantius Hilfe hielt sich derweilen Bischof Gregorius in Alexandria im Amt.

Constans begünstigte im Westreich den Klerus und machte ihm zahlreiche Schenkungen. Mit kaiserlicher Unterstützung konnte die Kirche die Donatisten-Sekte in den Provinzen Africa proconsularis und Numidia bekämpfen sowie Heiden und Juden verfolgen.

Die zunehmende Gewaltbereitschaft fundamentalistischer Glaubensanhänger machte sich im Anschwellen von Gerichtsakten und Beschwerden bei den Reichsbehörden bemerkbar. Die Donatisten wollten die Reinheit der Lehre, ihrer Kirche und des Klerus erhalten. Eine ihrer Forderungen war die Wiedertaufe nach der Abbusse von Verfehlungen. Die Spaltung ging quer durch die beiden Provinzen und führte zu zahlreichen grotesken Doppelbesetzungen von Bischofsstühlen.

Seit etwa 340 erfuhr der lodernde Konflikt eine drastische Verschärfung. Die radikale Gruppe der aus armen ländlichen Schichten rekrutierenden Circumcellionen erhielt Unterstützung durch die Donatisten. Das politische Programm der Gruppe ging auf eine sozialistische Nivellierung von Stand und Vermögen, bei Abschaffung des privaten Grundeigentums hinaus. Ihre Rädelsführer nannten sich „Führer der Heiligen“. Die grossen Landgüter wurden von ihren kleinen Heerhaufen terrorisiert.

Die drastische Zunahme an Gewalttaten bedrohte die öffentliche Ordnung und Constans sah sich gezwungen diese - als auch die Kircheneinheit - wieder herzustellen. Der Kaiser entsandte 347 eine Kommission, die den Streit beenden sollte. Daraufhin brachen heftige soziale Unruhen unter der Führung der Circumcellionen aus und Constans musste die Verhandlungen abbrechen. Er setzte in Carthago einen orthodoxen Bischof ein und liess die „Andersgläubigen“ verfolgen. Die Lage blieb nur kurz ruhig und die Donatistenfrage blieb bis weit ins 5.Jh.n.Chr. hinein ungelöst.

Die ständigen Konflikte mit den Persern hatte die Stellung des Constantius offenbar geschwächt und 345/346 drohte Constans seinem Bruder offen mit Krieg, wenn dieser der Rückkehr des Athanasios nicht augenblicklich zustimme. Constantius beugte sich dem Wunsch und liess den Bischof sein Amt erneut in Alexandria antreten. Damit hatte sich der Religionskonflikt so drastisch entschärft, dass während der verbleibenden gemeinsamen Herrschaft überraschenderweise keine Streitpunkte mehr auftraten. Schon 342 und nun im Jahre 346 teilten sich die beiden Brüder symbolhaft das Konsulat um der Bevölkerung Eintracht vorzugaukeln.

Dem strengen Umgang mit Andersgläubigen hatten nicht nur die Anhänger der christlichen Religion, sondern vor allem die Heiden zu spüren bekommen. In diesem Sinne wirkte er als Vorreiter von Kaiser Theodosius; verbot 341 erstmals alle Opferhandlungen und liess die Tempel schliessen. 346 wurde von beiden Kaisern ein Edikt erlassen, das Provinzstatthalter mit Strafe bedrohte, falls sie nicht die heidnische Religionsausübung unterbanden, das Vermögen dieser Personen nicht einzogen oder auf eine Verfolgung von Anhängern verzichteten. Trotz all dieser Massnahmen existierten die Kulte weiter.

Die Priorität der Aussenpolitik lag in der Befriedung von Britannien und der Sicherung der Grenzen. Trier und Mailand wurden dabei die bevorzugten Aufenthaltsorte des Kaisers. 340 begab sich Constans von Mailand aus auf Inspektionsreise zu den Grenztruppen der Donauprovinzen. In den folgenden Jahren wurde der Hofstaat nach Trier überführt, um die vernachlässigte Rheingrenze zu sichern.

341/342 errang Constans dort einen bedeutenden Sieg über die Franken und gleich hernach wiederholte er diesen Erfolg auch an der Donaugrenze. 343 führte in sein Weg nach Britannien, wo er zunächst den Küstenschutz neu ordnete und dafür einen eigenen Kommandanten einsetzte. Die Gegend des Hadrianswalls wurde von Eindringlingen gesäubert und die Verteidigungsanlage selbst wieder instandgesetzt. Mit den arcani schuf er auch eine neue Spezialeinheit, die Feinde jenseits der Grenze auszuspionieren hatten und den lokalen Einheitskommandanten regelmässig Berichte abliefern mussten. Die Truppe sollte später unter Valentininan I. wieder aufgelöst werden. Der Besuch Constans sollte der letzte eines rechtmässigen Kaisers in Britannien sein.

Centenionalis des Constans von 2,35 g geprägt in Siscia


Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)