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Flavius Petrus Sabbatius
Iustinianus (I.)

Herrschaft IV (Die neue Finanzordnung)

Auch auf anderen innenpolitischen Feldern betätigte sich der Kaiser rege. Die beiden Schwerpunkte hiessen: innere Sicherheit und Finanzwesen. Die Erfahrungen aus dem Nika-Aufstand des Jahres 532 hatten Iustinianus traumatisiert und so sorgte er inneren Unruhen, die eventuell von aussen unterstützt werden konnten, massiv vor. Konstantinopel erhielt einen Sicherheitschef und eine Fremdenbehörde, die so nebenbei auch Arbeitslose aus der Hauptstadt verbannte. Der Festungsgürtel entlang der langen Mauern wurde unter das Kommando eines Praetors für Thrakien gestellt und die bisherigen militärischen und zivilen Kompetenzen in diesem Amt vereinigt.

Die Steuererhebung war aus den Fugen geraten und wurde nun wieder der Leistungsfähigkeit der Bevölkerung angepasst. Auch für diesen Bereich konnte sich Iustinianus auf ergebene Experten stützen; allen voran die Prätorianerpräfekten des Ostens, zunächst Johannes von Kappadokien und in weiterer Folge Petrus Barsymes. Bei Amtsantritt waren die Staatskassen gut gefüllt, doch mussten die Summen für den Perserkrieg aufgewendet werden und die Rückeroberung des Westens lastete ebenfalls am Budget.

Die Finanzverwaltung wurde bis 541 radikal vereinfacht. 535 erging ein Verbot des Ämterkaufs bei den Statthaltern. Diese wurden bislang auf Vorschlag der hohen Würdenträger des Reichs an Leute mit genügend Kleingeld verhökert. Dementsprechend wollten die Statthalter durch die Steuerschraube ihre Ausgaben wieder hereinholen. Darüber hinaus legte Iustinianus Standards für die Provinzverwaltung fest. In den Jahren 535 bis 539 straffte man den Instanzenzug zwischen Prätorianerpräfektur und der Provinzverwaltung. Die Trennung von militärischer und ziviler Macht, die seit Kaiser Gallienus existierte, wurde ausser in den Grenzprovinzen wieder aufgehoben um die innere Sicherheit zu stärken.

Die Bemühungen waren löblich und im allgemeinen von Erfolg gekrönt. Die Steuerschraube konnte durch den Wegfall zahlreicher Instanzen und Institutionen deutlich gelockert werden und die Prozessflut durch Streitwertgrenzen an die Stadtverwaltungen abgelenkt werden. Rückschläge blieben dennoch nicht aus. So kam es etwa durch Meutereien infolge von Soldrückständen und Einfällen der Mauren in Afrika nicht zu den erhofften Steuereinnahmen, obwohl die Grundbücher völlig überarbeitet worden waren. Ausserdem belasteten unvorhergesehene Zusatzausgaben, wie etwa die Tribute an die Perser in der Höhe von 7500 Pfund Gold, das Budget.

So musste sich der Kaiser mehr als nur einmal der Realität beugen. Um etwa die Versorgung der an der Donau stehenden Truppen zu gewährleisten, war 536 ein neues Militärkommando für Moesia Secunda, Scythia, Karien, Zypern und die Inseln der Ägäis zu schaffen. Die Auflösung zahlreicher Instanzen in den Provinzen hatte Platz für organisierte Räuberbanden geschaffen, die sich geschickt über die Grenzen zurückzogen und so ungestört operieren konnten. So war Iustinianus 541 wieder gezwungen Zwischeninstanzen einzuführen und zwar für die besonders betroffenen Provinzen am Balkan, in Kleinasien und Syrien.

Iustinianus hatte damit gerechnet, dass sich die wiedereroberten Gebiete finanziell selbst über Wasser halten konnten, doch war die Sicherheitslage nicht stabil genug, um diesem frommen Wunsch Rechnung zu tragen. Trotz dieser Belastungen blieb der Finanzkollaps aus und dies war vor allem den beiden erwähnten Präfekten zu verdanken. Ein wichtiger Umstand hierfür war die konsequente Steuereintreibung auch bei mächtigen Persönlichkeiten. Niemand konnte sich ob seiner persönlichen Macht vor der Bezahlung drücken.

Verstärkt wurde all dies durch Sparmassnahmen in Bereichen, die man für unnötig hielt. So wurden die Palastgarden drastisch verkleinert und nach dem Friedensschluss mit den Persern auch die dortigen Truppen reduziert (dies sollte sich nach dem Wiederaufflammen der Feindseligkeiten 540 allerdings als Manko erweisen). Neu war auch der flächendeckende Einsatz von Steuerprüfern für die Städte und Truppen. Nach einem Korruptionsfall bestellte der Kaiser diese Prüfer persönlich. Diese Ämter waren heiss begeht, da die Prüfer den zwölften Teil der Nachbemessungen für sich einbehalten durften.

Naturgemäss hatten die reichen Grossgrundbesitzer keine grosse Freude mit diesen neuen Finanzzuständen. Der Fiskus war die am meisten verhasste Institution des Oströmischen Reiches. Die Historiker zeichneten deshalb von den leitenden Beamten ein desaströses Bild. Die erhalten gebliebenen Anweisungen an die Steuereintreiber vor Ort zeigen jedoch eine auf strikter Gesetzesgrundlage handelnde und die Finanzkraft berücksichtigende Finanzverwaltung. Die Erhebungen zeigen bereits Ähnlichkeiten mit modernen Steuerformularen.

Solidus des Kaisers Iustinianus im Gewicht von 4,36 g

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus für antike Münzen H.D.Rauch betrug EUR 240,00


Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)