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EINLEITUNG |
Marcus
Iulius Gessius Bassianus Alexianus (Severus Alexander) Herrschaft I (Die Friedensjahre) Mit der Ermordung Elagabals
am 11. März 222 ging der kaiserliche Purpur automatisch an Severus
Alexander über. Durch den Machtwechsel erhoffte man sich eine
Beruhigung der angespannten Lage. Die wahre Macht hatte aber weiterhin
nicht der Kaiser selbst, sondern seine Mutter Iulia Mamaea inne. So
war eigentlich nur die Galionsfigur ausgetauscht worden. Die
Unzufriedenheit der Armee mochte aber auch sie nicht bändigen. Obwohl
die zeitgenössischen Historiker das Regime Severus Alexander in den höchsten
Tönen lobten, kam es immer wieder zu Meutereien und Aufständen. Der Beginn der Herrschaft war
noch durch das Regiment der Grossmutter Iulia Maesa gekennzeichnet
gewesen. Nach ihrem Tod im Jahre 224 ging auch ihre Macht gleichwohl
auf seine Mutter Iulia Mamaea über. Sie baute ihre Stellung immer
mehr auf, und das zum Ärger des Kaisers. Er bemängelte ihre
Machtbesessenheit und Geldgier, die sich in wahllosen Konfiskationen
von Privatleuten ererbter Landgüter äusserte. Um 227 wurde sie unter dem Titel
Mater Augusti et castrorum et senatus et patrie (Mutter des
Kaisers, der Armee, des Senats und des Vaterlandes) verherrlicht. Später
liess sich Iulia Mamaea sogar als Mater universi generis humani
(Mutter des gesamten Menschengeschlechts) feiern. Trotz ihrer
Machtbesessenheit schien sie die äussersten Grenzen ihres Handelns
wenigstens teilweise erkannt zu haben und vermied bewusst in so
manches Fettnäpfchen zu treten, das bereits Elagabal
zu schaffen gemacht hatte. Zum Beraterkreis des Kaisers ernannte sie
sechzehn altehrwürdige Senatoren. Auch war sie sich des schlechten
Einflusses von Elagabals Mutter
Soaemias auf dessen Lebensstil bewusst. Um ihren eigenen Sohn vor den
negativen Auswirkungen diverser Ausschweifungen abzuhalten, hütete
sie sein Privatleben wie ihren eigenen Augapfel. Den religiösen Vorstellungen
seines Vorgängers wurde zwar nicht ganz abgeschworen, aber die alten
Götter erhielten ihren Platz im Pantheon zurück. Der heilige Stein
aus Emesa wurde umgehend in seine Heimat verbracht und das Elagaballium
in einen Tempel für Iuppiter
Ultor (der rächende Iuppiter) umgeweiht. Der Sonnenkult erhielt
ein römisches Gewand, indem man ihn seiner syrischen Eigenschaften
entledigte und eine Strahlenkrone aufs Haupt setzte, die den
griechisch-römischen Sonnengott Sol-Helios
charakterisierte. Alexander selbst betete zu
diversen Göttern und begann seinen Tagesablauf mit Gebeten in der
Hauskapelle. Dort gab es u.a. eine Auswahl der besten vergöttlichten
Kaiser und einem zeitgenössischen Autor zufolge sogar Christus,
Abraham und Orpheus. All dies wohl ein Relikt aus Elagabals
Weltsicht. Den Spitzenplatz nahm aber Alexander der Grosse ein, den er
als Wohltäter der Menschheit pries. Als Iulia Mamaeas rechte Hand
fungierte der angesehene - ebenfalls aus Syrien stammende - Jurist und
Autor Domitius Ulpianus. Er konnte weitreichende Reformen durchsetzen
und wurde deshalb Prätorianerpräfekt. Leider waren die Gardisten
anderer Meinung und liessen sich nicht so einfach herumkommandieren,
wie man sich das im kaiserlichen Palast hatte vorgestellt. Während einer
Auseinandersetzung mit der städtischen Bevölkerung kam es zu dreitägigen
Krawallen. Die Bilanz waren unzählige Tote auf beiden Seiten und die
Schuld schien bei den beiden anderen Gardepräfekten Iulius Flavianus
und Geminus Chrestus gelegen zu sein. Jedenfalls wurden sie von
Ulpianus zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dies und gegenteilige
Ansichten über altmodische Disziplinierungen nahmen die Gardisten
nicht hin und stürzten ihn Ende 223 oder Anfang 224. Von seinen
eigenen aufgebrachten Soldaten verfolgt floh er in den Palast, konnte
seinen Häschern aber nicht entkommen und wurde ermordet. Die beiden führenden Frauen
konnten ihn nicht retten und wurden sogar gezwungen den Anführer der
Häscher mit Namen Marcus Aurelius Epagathus zum Präfekten von Ägypten
zu machen. Schliesslich konnten sie es doch noch so einfädeln, dass
Epagathus die gerechte Strafe für den Mord erhielt. Ulpianus war der letzte grosse
Jurist gewesen, dem die Prätorianerpräfektur angetragen worden war.
Die Verwaltungsaufgaben in Rom sollten sich in den nächsten Jahren
mehr und mehr zugunsten von militärischen Angelegenheiten reduzieren.
Der Schutz des Palastes, der Hauptstadt und der italischen Halbinsel
vor immer neuen Militärrevolten sollte das Berufsbild der künftigen
Gardebefehlshaber werden. Auch auf einem anderen wichtigen Posten
zeigte sich die Vormachtstellung des Militärs. Publius Valerius
Comazon, der bereits unter Elagabal eine wichtige Rolle gespielt
hatte, durfte zum dritten Mal das Amt des Stadtpräfekten von Rom ausüben. Auf juristischem Gebiet war die
Regierung Severus Alexanders die letzte, die für lange Zeit
weitreichende Reformen durchführen liess. Das Strafrecht wurde
teilweise entschärft. Die Bestimmungen hoben sich auch bewusst von Elagabals
Strenge in diesem Bereich ab. Der Ruf einer erbärmlichen Regierung,
die zeitweise in Volk und Armee kolportiert wurde war ganz und gar
unangebracht. Die stadtrömische Bevölkerung erhielt etwa fünf
Getreidezuteilungen pro Jahr und die allgemeine Steuerlast wurde etwas
gesenkt. Um sich mehr Prestige zu
verschaffen begann Alexander die Bauten früherer Kaiser zu
restaurieren bzw. zu erweitern. Das unter Elagabal
217 durch einen Blitzschlag schwer beschädigte Kolosseum konnte erst
238 wieder voll in Betrieb gehen und die letzten Säulenhallen der
Caracalla-Thermen wurden fertiggestellt. Aber auch für neue Bauten
zeichnete Alexander verantwortlich. Zu ihnen zählte ein Nymphaeum
(Brunnenanlage) und mit den Thermae Alexandrinae nach ihm
benannte Bäder. Zwar wurde hierfür alte neronische Anlagen als
Kernstück herangezogen, doch die Erweiterung konnte sich sehen
lassen. Durch ein eigenes Aquädukt versorgt und mit einem weitläufigen
Park versehen, war es eine beeindruckende Anlage. Um den Unterhalt
aller Bäderanlagen zu bezahlen, führte er neue Luxussteuern ein. Aus
seiner eigenen Schatulle stiftete er Öl für Lampen, um den Betrieb
über die Dämmerung hinaus zu ermöglichen. Elagabals
Politik hatte eine Lücke im Budget hinterlassen und Alexander musste
sich etwas einfallen lassen. Persönlich pflegte er gewohnheitsgemäss
einen sparsamen Lebensstil. Die Habgierigkeit seiner Mutter sorgte
aber dafür, dass sich die Staatsfinanzen nur langsam erholten.
Dadurch sollte sie aber ihre eigene Stellung gefährden. Denn ihr
Lebensstil wurde in der Öffentlichkeit auf den Alexanders übertragen. Dem Wunsch seiner Mutter
folgend, verband sich Severus Alexander im Jahre 225 mit Gnaea Seia
Herennia Sallustia Barbia Orbiana, der Tochter einer angesehenen
Patrizierfamilie. Dies erwies sich für die Machtbesessene als
Bumerang. Sie neidete ihrer Schwiegertochter den Kaiserintitel und fühlte
sich durch den einflussreichen Schwiegervater Seius Sallustius
Macrinus bedroht. Möglicherweise war dieser von Severus Alexander
sogar in den Caesarenrang erhoben worden. Doch sind die Quellen hier
unsicher. Zwei Jahre lang stauten sich die
Spannungen auf und mit einem Knalleffekt wurde Orbiana von ihrer
Schwiegermutter aus dem Palast geworfen. Damit nicht genug musste ihr
Vater sie unter den Schutz der Prätorianer stellen lassen, um nicht
weiter verfolgt zu werden. Diese Tat verstand Iulia Mamaea als
Rebellion, liess den Mann 227 oder 228 als Aufrührer hinrichten und
verbannte Orbiana nach Afrika. Der Leidtragende des Intrigenspiels war
Severus Alexander. Er war an seiner Frau und ihrer Familie gehangen,
konnte sich jedoch gegenüber seiner Mutter nicht durchsetzten. Auch
die Prätorianer waren verärgert. Der einflussreiche Mann war bei den
Soldaten beliebt und sie hatten im Palast auf ihn gesetzt, um ihre
eigene Macht besser in die Waagschale werfen zu können. |
Büste des |
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