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Flavius Theodosius (I., der Grosse)

Herrschaft I

Die unmittelbare Gefahr einer Invasion war gebannt, doch stand es um die Balkanprovinzen im Argen. Dabei waren die Germanenstämme jenseits der Donau nicht das dringlichste Problem. Der stark dezimierte römische Armee im Osten mangelte es neben Mannschaften, Offizieren vor allem an Moral und Disziplin. Die in ihrer Zahl ausgedünnte Zivilbevölkerung konnte nicht genug Rekruten stellen, da sie meist in anderen Berufen zwangsverpflichtet waren. Somit musste er in immer stärkerem Masse auf barbarische Überläufer zurückgreifen, die es in jener Zeit scheinbar häufig gab.

Am 24. November 380 triumphierte Theodosius in Konstantinopel für seine Erfolge auf dem Balkan. Die tatsächliche Bilanz seiner Aktionen sah allerdings etwas mager aus. Die Lage hatte sich stabilisiert, doch es war Theodosius nicht gelungen die Barbaren vollständig vom römischen Territorium fernzuhalten. In dieser Zwickmühle schloss er im Oktober 382 mit den Westgoten einen Bündnisvertrag. Diese bekamen Siedlungsland zwischen der unteren Donau und den Gebirgen am Balkan zugewiesen.

Diese Vorgehensweise war zwar schon zuvor gang und gäbe, doch gab es zwei Neuerungen. Erstens waren die Westgoten nicht gerade ein kleiner Haufen und zweitens erhielten sie innerhalb des römischen Staatsverbandes Autonomie. Konkret konnten sie nach ihren eigenen Gesetzen leben und sich selbständig Herrscher erwählen. Als Gegenleistung mussten sie Soldaten und Feldarbeiter stellen, denn auch die Landwirtschaft lag infolge Personalmangels danieder. Die Führer erhielten vom Staat regelmässig Geld und Sachgüter, damit diese ihre Soldaten bezahlten, die für die Römer kämpften. Auch gab es Privilegien, die andere nicht hatten. Etwa konnte sich ein Soldat jederzeit vom Dienst zurückziehen, falls er einen Ersatzmann stellen konnte.

Die aus einer solchen Vorgehensweise resultierenden Gefahren waren dem Kaiser jedoch wohl bewusst, sodass er sich dem Ansinnen anderer Stämme strikt widersetzte. Es war sein Ziel alle anderen Barbaren unbedingt vom römischen Territorium fernzuhalten. Als Gegenpol zu den Germanen liess Theodosius Hunnen als Hilfstruppen anwerben. Wenn auch die obere Donaugrenze immer durchlässiger wurde, so konnte er erreichen, dass es während seiner Herrschaft zu keinen Gebietsverlusten kam.

Auch innenpolitisch wollte Theodosius einen Schlussstrich ziehen. Die ständigen Konzile sowie die schwankende Haltung seiner Vorgänger im Verhältnis zwischen Christen und Heiden hatten eine permanente innenpolitische Krise erzeugt. Am 27. Februar 380 erliess der Kaiser sein berühmtes Edikt, das den Bürgern des Reiches nur mehr einen Glauben erlaubte - den christlich-nicaenischen. Theodosius selbst liess sich übrigens erst während einer Erkrankung im Sommer 380 taufen. Mittlerweile war der Einfluss des Heidentums derart gesunken, dass es zu keinen Protesten mehr kam. Aus dem Edikt kann man vielmehr die Absicht einer Bekämpfung der anderen christlichen Glaubensrichtungen erkennen.

Am 11. Jänner 381 kam es zu einer Verschärfung dieses Ediktes in Bezug auf Abweichler vom rechten Glauben. Nun war sogar die Diskussion religiöser Fragen verboten. Die Manichäer, eine christliche Sekte, die den Kampf zwischen Gut und Böse in den Mittelpunkt ihrer Lehre setzte, wurde nun ebenfalls verboten und ihre Mitglieder in den Untergrund getrieben. Lediglich das Judentum konnte sich einer gewissen Bewegungsfreiheit erfreuen, da ihr Oberhaupt Gamaliel VI. mit Theodosius befreundet war. Die Politik gegenüber den Heiden war indes zwiespältig. Sie durften opfern, aber nicht weissagen, Heiligtümer wurden vorerst nicht geschlossen, Zerstörungen des aufgebrachten Pöbels aber nicht bestraft.

Parallel suchte der Kaiser Verbündete für seine Politik und lud zu einem Konzil in Konstantinopel. Das eigentlich schon lange geplante Konzil trat im Mai 381 mit 150 Teilnehmern zusammen und verabschiedete - trotz der Abwesenheit des Kaisers - nur Beschlüsse, die im Sinne von Theodosius waren. Als nicaenisch Glaubensbekenntnis sollte es für alle Christen Gültigkeit haben. Ein diesbezügliches Edikt erfolgte bereits am 30. Juli 381 mit dem alle Kirchen den Bischöfen mit eben diesem Bekenntnis unterstanden. Auch machtpolitische Entscheidungen wurden getroffen. Der Bischof von Konstantinopel - hier erstmals als Neues Rom bezeichnet - rangierte nun gleich nach dem von Rom.

Im Westen, wo Gratian und Valentinan das Sagen hatten, war man über dies Vorgangsweise nicht gerade erfreut. Die dortige Kirche stand unter dem Einfluss des Ambrosius von Mailand und in der Synode von Aquileia im September 381 ignorierte man die theodosianischen Erlasse geflissentlich. Dennoch kam es zu keinerlei offenen Protesten.

Nach diesem religionspolitisch anstrengenden Jahr haderte Theodosius immer noch mit der Glaubenseinheit seiner Bürger. So berief er nach einem Versprechen, das er dem Bischof Ulfila der Goten gegeben hatte, im Juni 383 nochmals die Kirchenvertreter nach Konstantinopel. Das Konzil mündete in einen ausgeprägten Streit. Diesmal war Theodosius anwesend und er liess sich die verschiedensten Versionen der Glaubensbekenntnisse vorlegen. Am Ende erkannte er nur das Bekenntnis des Nectarius von Konstantinopel an. Das ebenfalls eine religiöse Wesenseinheit verkündende Bekenntnis des Agelius wurde damit ebenfalls anerkennt. Alle anderen Bekenntnisse wurden verworfen.

Theodosius bestimmte in diesen Jahren die Religionspolitik massgeblich, setzte die Edikte allerdings nicht mit Härte durch. Vielmehr war es ihm daran gelegen die Abweichler vom Gottesdienst auszuschliessen und ihnen keine eigenen Versammlungen zu gestatten. Zu Strafaktionen kam es nicht. Sieht man von der Bestellung des Bischofs Flavianus in Antiochia ab, so mischte sich der Kaiser auch nicht weiter in die innerkirchlichen Angelegenheiten ein.

Portrait des Theodosius
auf einem missorium (Silbertablett). Man beachte den Heiligenschein.


Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)