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Theodosius (II.)

Herrschaft II

Das wichtigste Ereignis jener Tage war der Versuch das Westreich nach dem Todes des Honorius für die Dynastie zu retten. Die Bestrebungen waren erfolgreich und 425 konnte Theodosius' Vetter Valentinianus III. den Thron in Ravenna besteigen. Um sich ein Stück vom Weströmischen Gebiet zu sichern, wurde Salonae besetzt und später auch formell dem Osten zugeschlagen.

Um dem Erfolg noch ein Sahnehäubchen zu geben, beschloss Theodosius die Krönung seines Verwandten selbst vorzunehmen. Die Reise endete aber abrupt in Thessalonice, wo der Kaiser schwer erkrankte. Die Krönung in Ravenna wurde indes vom magister officiorum (Chef der Hofkanzlei), Helios, vollzogen.

Derart von politischen Pflichten entbunden, konnte sich Theodosius anderwärtig betätigen. Sein Interesse galt besonders der Universität der Hauptstadt, die noch von Konstantin d.Gr. eingerichtet worden war. Kaiser Iulianus hatte während seiner Herrschaft eine überaus wertvolle Büchersammlung hinzufügen lassen. Nun war es für Theodosius an der Zeit, mehrere Lehrstühle ins Leben zu rufen. Je zehn griechische und lateinische Grammatiker und Philologen, fünf griechische und drei lateinische Rhetoriker sowie zwei Juristen und ein Philosoph erhielten eine fixe Anstellung. In jener Zeit machte sich auch der Übergang vom Latein zum Griechischen als bevorzugte Amtssprache bemerkbar.

Auch der Rechtspflege nahm sich Theodosius an. Gemeinsam mit Valentinian im Westen erarbeitete er den Codex Theodosianus, der nach achtjähriger mühevoller Kleinarbeit 438 vollendet werden konnte. Dabei handelte es sich um eine Sammlung kaiserlicher Erlasse seit dem Jahre 312, abgefasst in lateinischer Sprache (sie galt ja in beiden Reichsteilen) und im Umfang von sechzehn Bänden. Hundert Jahre später sollte das Werk die Basis des Codex Iustinianus werden.

Darüber hinaus bemühte sich Theodosius um die Verbreitung des römischen Rechts auch in den Germanengebieten. Seine Saat sollte aufgehen, denn Alarich liess 506 eine Gesetzessammlung mit den Bezeichnungen Lex Romana Visigotorum bzw. Breviarium laricianum veröffentlichen, die nicht anders war, als eine um lokale Rechtsvorschriften ergänzte Version des Codex Theodosianus.

Der Codex gilt bis heute als wichtiges Dokument der damaligen Geschichte in all ihren Facetten. Vor allem die gesellschaftlichen und religiösen Einflüsse sind deutlich zu erkennen. So vermischten sich durch den Einfluss des Christentums die Begriffe "Sünde" und "Verbrechen" in einer Art und Weise, die klassische Rechtsgelehrte nie und nimmer durchgehen hätten lassen. Auffällig ist nicht nur eine blumige Wortwahl, sondern die ständige Wiederholung von Vorschriften mit immer grösser werdender inhaltlicher Schärfe. Dies lässt den Schluss zu, dass die Gesetze ständig umgangen oder gebrochen wurden.

Im wesentlichen nahmen die spätantiken Gesetze zu Zeiten des Theodosius das mittelalterliche Rechtsempfinden voraus. Einzelne aufgeklärte Stellen (z.B. Rechte für Sklaven, Verbot des Kindermordes, Schutz von unschuldigen Schuldnern) standen einer Vielzahl von Texten inhumaner Ausprägung gegenüber. Vor allem die unwiderruflich festgeschriebene Ungleichheit vor dem Gesetz war jene Basis auf der das Mittelalter aufbauen sollte. Während reiche Grundbesitzer bei gleichem Vergehen mit Bagatellstrafen davon kamen (wenn überhaupt), hatte die gemeine Bevölkerung meist mit der Folter zu rechnen. Ämterkauf und Bestechung in höchsten Kreisen ergänzten das Bild des spätantiken (Un)Rechtsstaates.

In die Zeit von Theodosius II. fallen auch zwei Konzile, auf denen versucht wurde religiöse Streitigkeiten zu entscheiden. Das Konzil von Ephesos fand 431 statt und ist durch überlieferte Akten gut dokumentiert. Im wesentlichen lieferten sich die Patriarchen Nestorios von Konstantinopel und Kyrill von Alexandria eine Schlacht vor und hinter den Kulissen des Konzils. In den Akten wurde sogar vermerkt wie viel Kyrill für Bestechungen aufgewandt hatte; man versuchte gleich gar nicht diese Vorgänge zu verheimlichen. Wie es scheint, hing die Entscheidung mehr von weltlichen, denn von religiösen Führern ab.

Religionspolitik war immer ein bestimmender Faktor der oströmisch-byzantinischen Innenpolitik. Der immer schärfer werdenden Gesetzgebung gegen Heiden, Juden und Abweichler standen zahlreiche Ausnahmen gegenüber. So wurden die arianischen Germanen allesamt in Ruhe gelassen, da sie das Gros des Heeres stellten. Die Streitfragen, mit denen sich die Konzile beschäftigen mussten sind aus weltlicher Sicht Lappalien und würden heute von vielen Menschen als dumme Lächerlichkeiten bezeichnet werden. Ein Beispiel hierfür war die Bezeichnung von Maria als "Gottesgebärerin" durch Kyrill, der die Wesenseinheit von Menschlichkeit und Göttlichkeit predigte. Nestorios war anderer Meinung und hatte hier auch den Papst Coelestin I. zum Feind.

Das Konzil besass zudem politische Sprengkraft, da zwar Theodosius das leidige Thema vom Tisch haben wollte, jedoch die beiden mächtigsten Frauen des Reiches sind in den beiden Lagern feindlich gegenüber standen. Mit allerlei Winkelzügen und offener physischer Machtausübung setzten sich die beiden Kirchenfürsten gegenseitig ab. Theodosius, zu schwach um ein Machtwort sprechen zu können, erkannte übrigens beide Vorgänge an, beliess aber Kyrill seines Amtes.

Nach Kyrills Tod 444 entspannte sich die Lage an der Religionsfront keineswegs. Deshalb rief Theodosius 449 erneut nach Ephesos ein Konzil ein, das allerdings von Kyrills Nachfolger mit noch grösser Gewalt terrorisiert wurde, dass Papst Leo I. in Rom es als "Räubersynode" bezeichnete und unter diesem Namen auch in die Geschichte einging.

Die militärische Lage hatte sich während er Herrschaft des Theodosius weitgehend stabilisiert. Persien konnte mehr oder minder auf Distanz gehalten werden und Invasionen waren selten geblieben. Dies änderte sich erst gegen Ende seiner Regierungszeit. Die Heerführer Ardaburius und dessen Sohn Aspar konnten ab 448 trotz enormer Anstrengungen nicht verhindern, dass die Hunnen unter Attila die Donauprovinzen wiederholt verwüsteten. Nur Zeno, der Häuptling eines kleinasiatischen Stammes, hatte sie mit seinen Truppen 447 noch aufhalten können.

Die Lage wurde plötzlich so dramatisch, dass man sich sogar in der Hauptstadt am Bosporus nicht mehr sicher fühlte. Der Grund lag darin, dass die grosse Mauer, die von Anthiemus errichtet und später vom Stadtpräfekten Kyros erweitert worden war, bei einem Erdbeben zerstört worden war. Alleine 57 Wachtürme mussten neu befestigt werden. Mittels einer Gewaltanstrengung reparierte man die Schäden in nur zweimonatiger Arbeit. Die vom Prätorianerpräfekten Constantius beaufsichtigte Neubefestigung wurde durch eine Zusatzmauer mit 92 Wachtürmen zwischen alter Festungsmauer und Graben ergänzt. Die Konstruktion erwies sich als so genial und robust zugleich, dass die nächsten tausend Jahre kein Feind diesen Schutzwall überwinden sollte.

Statue von
Theodosius II:

 
 

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(PL)