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PERSONEN
Politiker


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APP.CLAUDIUS C.

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Appius Claudius Caecus
* um 350 v.Chr.
+ nach 280 v.Chr.
Konsul der Jahre 307 & 296 v.Chr., Dictator 292 & 285 v.Chr., Censor 312 bis 308 v.Chr.

Herkunft

Appius Claudius Caecus gehörte einem der bekanntesten römischen Patriziergeschlechter an. Er galt als einer der bedeutendsten Männer seiner Zeit und als typischer arroganter und störrischer Vertreter der Claudier. Den Konsularfasten nach hiess sein Vater Gaius und der Grossvater Appius mit Vornamen. Er hatte vier Söhne mit Namen Appius, Publius, Gaius und Tiberius, die ihn alle trotz seines hohen Alters überlebten. Drei davon wurden zu Stammvätern berühmter Familienzweige der Claudier und zwar den Claudii Centhones, den Claudii Nerones und den Claudii Pulchri. Zu den Söhnen traten noch fünf Töchter, die vom Namen her einfach durchnumeriert waren: Claudia Prima bis Claudia Quinta. Das cognomen (Sippenname) caecus (blind) bezieht sich auf seine im fortgeschrittenen Alter eingetretene Erblindung.

Karriere mit umstrittener Censur

Seine Berühmtheit basierte auf der Censur von 312 v.Chr. und er ist einer der wenigen Politiker dieser Epoche, von dem sich der cursus honorum (Ämterlaufbahn) einigermassen detailliert festmachen lässt: 316 v.Chr. amtierte er als Quaestor, um 313 v.Chr. vermutlich als kurulischer Ädil, 312 v.Chr. als Censor, den Konsulat teilte er sich 307 v.Chr. mit Lucius Volumnius Flamma Violens, ein zweites kurulische Ädilat könnte er 305 v.Chr. bekleidet haben; 298 v.Chr. fungierte er als Interrex, ein Praetorenamt fand vor 297 v.Chr. statt, den zweiten Konsulat 296 v.Chr. teilte er sich wiederum mit Lucius Volumnius, eine zweite Praetur kam 295 v.Chr. zustande und das Amt eines Dictators bekleidete er 292 & 285 v.Chr.

Während der mittleren Republik war der cursus honorum noch nicht in einer festgelegten Reihenfolge erstarrt, sodass das Amt eines Censors nicht den krönenden Abschluss einer politischen Laufbahn bedeutete. Die somit am Beginn seiner Karriere liegende Censur 312 v.Chr. teilte er sich mit Gaius Plautius Venox, doch blieb er selbst länger in Amt und Würden, um einige Bauvorhaben zu Ende zu bringen: mit der Via Appia das bekannteste Strassenprojekt der damaligen Zeit und die von hoher Ingenieurkunst gezeichnete Wasserleitung Aqua Appia.

Seine censorische Macht nutzte Appius Claudius aber vor allem um an der römischen Gesellschaft Veränderungen vorzunehmen. Es lag in seiner Hand Familien aus den Senatslisten zu streichen oder aufzunehmen. Jener der Potiti wurde die Leitung des Herculeskultes an der Ara maxima entzogen und Staatssklaven übertragen. Da der Kult in engem Zusammenhang mit dem Fernhandel stand, könnte dies eine Massnahme gegen etwaige politische Einflussnahme auf den Handel gewesen sein, denn wäre es ihm um eine Machtverschiebung gegangen, hätte die Kultleitung auch an andere Familien übertragen werden können. Aus Protest über die zahlreichen Eingriffe und wegen eines möglichen Wahlbetrugs trat sein Amtskollege Gaius Plautius zurück. Eigentlich hätte damit auch Appius Claudius den Sessel räumen müssen, doch er blieb wie zum Trotz in Amt und Würden und das über die festgelegte Zeit von 18 Monaten hinaus. Der Volkstribun Publius Sempronius Sophus versuchte daraufhin ihn festzunehmen, doch wusste der Censor dies zu verhindern.

Den tibicines (Flötenspielern) untersagte er ihr jährliches Festmahl im Iuppitertempel - der Grund hierfür bleibt unbekannt; vielleicht sollte nur die Erhabenheit des Tempels gehoben werden. Die 304 v.Chr. auf die vier städtischen Wahlbezirke beschränkten besitzlosen Bürger wurden wieder in alle Bezirke eingeschrieben. Damit war es für Demagogen wieder schwieriger sich die Unterstützung der Besitzlosen zu sichern, da sie nirgends konzentriert auftraten. Besonders revolutionär war die Zulassung der Söhne von Freigelassenen für den Senat. Dies lag manchem traditionellen Römer noch lange im Magen, sollte jedoch die Basis für die Durchlässigkeit der römischen Nobilität bilden. Es war diese eben nicht nur theoretische Möglichkeit in höchste Kreise aufzusteigen, die den römischen Senat in späteren Zeiten lebendig hielt. Erst nachdem all dies durchgesetzt war nahm Appius Claudius Abschied von seinem Amt - nach ganzen vier Jahren.

Als Konsul und Praetor nahm er am Krieg in Eturien und in Kampanien teil. Während seines zweiten Konsulats gelobte er hierbei der Bellona einen Tempel am Circus Flaminius. Als Feldherr war Appius Claudius nicht so entschlossen, wie als Politiker. Er misstraute den Soldaten und diese wiederum ihm, was die Leistung der Truppe im Feld minderte. So kam es, dass der einzige bedeutende Sieg unter seiner Führung durch den rettenden Eingriff seines konsularischen Amtskollegen Lucius Volumnius zustande kam und das auch erst nachdem sich die Soldaten vehement für dessen Truppenverstärkung und die beiden Feldherrn rhetorische Sticheleien geliefert hatten.

304 v.Chr. publizierte sein Sekretär Gnaeus Flavius einen Kalender der Gerichtstage und liess die bislang von den Priestern vorgenommenen Prozessformeln im ius Flavianum ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich machen. Damit besass die römische Rechtsprechung erstmals nachvollziehbare Anhaltspunkte in puncto Prozessordnung. Die für 300 v.Chr. überlieferte Gegnerschaft zur lex Ogulnia (Zulassung der Plebejer zu den Priesterkollegien) scheint dagegen nicht glaubwürdig.

Alter & Tod

Seine berühmteste Handlung fällt jedoch in die Zeit weit nach seiner Ämterlaufbahn. Als völlig erblindeter Greis hielt er eine Rede gegen die von Kineas überbrachten Friedensvorschläge des Königs Pyrrhos nach dessen Sieg in der Schlacht von Heraclea. Damit erreichte Appius Claudius, dass der zögernde Senat wieder entschlossen gegen den Feind auftrat und ihn schliesslich aus Italien hinausjagen sollte. Die Literatur nahm sie als erste lateinische Rede auf. Daneben war Appius Claudius auch als Kompilator und Fachschriftsteller tätig. So verfasste er eine Sammlung von moralischen Sinnsprüchen in Saturnieren und beschäftigte sich mit juristischen Fragen. Schlussendlich reformierte er noch die Rechtschreibung! Wegen dieser für einen Römer neuartigen und mannigfaltigen Beschäftigung mit dem lateinischen Schriftgut nannte man ihn scherzhaft Centemmanus (Hunderthand).

Zitate

Valerius Maximus, De Viris Illustribus 7,2,1
über ein Zitat des Appius Claudius bezüglich der Notwendigkeit von Problemen
„Appius Claudius pflegte zu sagen, dass dem römischen Volk Probleme besser bekamen als Musse. Nicht weil er die Ruhe nicht mochte, sondern weil er sah, dass mächtige Imperien aufgrund von Unruhen aktiv wurden, aber dem Nichtstun verfielen, wenn es zu friedlich und beschaulich wurde.“

Von Appius Claudius haben sich keine Portraits erhalten.


Quellen: "Der kleine Pauly", P.Matyszak "Geschichte der Römischen Republik"

 

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(PL)