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Marcus Furius Camillus

Die Gallierkatastrophe

Während Marcus Furius Camillus ins Exil geschickt wurde, hatten sich die Akteure der künftigen Bedrängnis bereits in Italien festgesetzt. Keltische Stämme - von den Latinern Gallier genannt - drangen immer weiter nach Süden vor. Nun hatten sie im Jahre 387 v.Chr. bereits die Stadt Clusium erreicht, die mit Rom in freundschaftlicher Verbindung stand. Da sich die dortigen Einwohner ausser Stande sahen mit dieser Bedrohung fertig zu werden - Widerstand erschien infolge zahlenmässiger Übermacht wenig sinnvoll und so einfach ergeben wollte man sich aufgrund der bereits gezogenen blutigen Spur des Gegners auch nicht - wandte man sich an die Römer um Vermittlung; immerhin war nicht nur Clusium, sondern ganz Latium bedroht. Diese kamen der Bitte bereitwillig nach und schickten drei Mitglieder aus der Familie der Fabier als Unterhändler.

Doch die Gallier waren nicht auf Frieden oder territoriale Zugeständnisse aus, sondern schlichtweg auf das Beutemachen. So wurden die Unterhändler zurückgewiesen und man war ratlos über das weitere Vorgehen. Nun ergriff einer von ihnen - Quintus Fabius Ambustus - die Initiative und stellte sich demonstrativ an die Seite von Clusium und unterstützte sie in ihren Verteidigungsvorbereitungen. Die Gallier waren darüber erbost und verlangten eine finanzielle Wiedergutmachung dieses Affronts.

Die anderen Gesandten kehrten nach Rom zurück und berichteten von den Ereignissen. Dort war man sich der Gefährlichkeit der Gallier bewusst und wahrscheinlich dachte man, dass ein Entgegenkommen deren Gier nach Beute nur noch steigen würde. So ging man auf die Forderungen nicht ein und bereitete sich indes auf einen erneuten Krieg vor. Demonstrativ wählte man Quintus Fabius Ambustus im folgenden Jahr zum Konsulartribunen.

Die Entscheidung sollte im Jahre 386 v.Chr. an der Allia fallen - einem Fluss nur 18 km von Rom entfernt. Laut Livius sollen die Verbündeten die Römer angesichts des unbekannten Feindes im Stich gelassen haben. Hinter dieser betont römerfreundlichen Überlieferung dürfte ein kleiner Wahrheitskern stecken, da die Heere Mittelitaliens bislang nur gewohnt waren gegen ihresgleichen zu kämpfen. Die kriegsbemalten und wilden „Barbaren“ aus dem Norden dürften deshalb die Psychologie auf ihrer Seite gehabt haben, als es zum Kampf gab, sodass nicht der Abfall der Hilfstruppen sondern die Einschüchterung aller auf römischer Seite stehenden Soldaten den Fortgang der Kämpfe massgeblich beeinflusste.

Livius zufolge war die Flanke des römischen Heeres ungeschützt und das Heer wurde vernichtend geschlagen. Damit stand den Galliern der Weg nach Rom offen und sie machten sich sogleich auf den Weg dorthin. In der Stadt selbst lag nur eine kleine Besatzung auf dem Capitolhügel. Da man einerseits von dort aus jeden Feind in den Strassen leicht ausmachen konnte und andererseits wohl den Galliern der Strassenkampf fremd war, entschlossen sich diese zu einem Angriff bei Nacht. Der Legende nach machten aber die heiligen Gänse der Iuno diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Ihr Geschnatter weckte die übermüdeten Verteidiger und der Handstreich schlug fehl.

Trotz dieses kleinen Erfolgs war die Stadt in gallischer Hand und was die Römer nun benötigten waren zum einen Zeit um ein neues Heer aufzustellen und zum anderen einen erfahrenen Führer, der sich dieser Aufgabe stellen wollte und konnte. Die Wahl fiel auf den exilierten Camillus. Man sprach umgehend die Rehabilitation aus, holte ihn zurück und ernannte ihn zum Dictator. In dieser Funktion begann er sogleich die Reste des zerschlagenen Heeres zu sammeln.

Um ihm die dafür nötige Zeit zu verschaffen trat der Senat in Verhandlungen mit Brennus, dem Anführer der Gallier. Dies war wohl Teil einer Doppelstrategie, denn hätte es Camillus nicht geschafft das Heer zusammenzustellen und hätte man sich nicht auf die Zahlung eines Lösegeldes geeinigt, wäre Rom wohl völlig niedergebrannt worden. Man einigte sich auf eine immense Summe Goldes, das von den Galliern rücksichtslos zusammengerafft wurde. Wenigstens waren sie bereit gewesen die Beute wiegen zu lassen. Doch dann entdeckten die diese Prozedur überwachenden Magistrate, dass die Gallier mit falschen - d.h. zu schweren - Gewichten wogen. Darauf angesprochen warf Brennus auch noch sein Schwert auf die Waagschale und sagte ihnen auf den Kopf zu: Vae victis! (Wehe den Besiegten!). Im weiteren liess man die Gallier ungestört ihre „Arbeit“ verrichten und die Stadt nahm einigen Schaden. Wohl wollten nicht alle Bewohner ihr Vermögen widerstandslos herausgeben.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Camillus die Truppen bereits wieder gesammelt und liess den Galliern ausrichten, dass Rom nicht mit Gold, sondern mit Eisen bezahlen würde. Diese nahmen die Herausforderung an und stellten sich dem römischen Heer in offener Feldschlacht. Diesmal lag das Kriegsglück auf Seiten der Römer und die Eindringlinge wurden aus Mittelitalien vertrieben.

Während all dies geschah machte die Kunde von der Niederlage an der Allia bei den Feinden Roms die Runde. Diese Schwäche wollte man ausnützen und Volsker sowie einige Latiner und die Herniker marschierten auf Rom zu. Ziel dürfte weniger eine Eroberung der ohnehin geplünderten Stadt als die Erzwingung territorialer und politischer Zugeständnisse gewesen sein. Das soeben die Gallier vertrieben habende Heer wurde so gleich gar nicht entlassen, sondern erneut in Kämpfe verwickelt. Von der Gegenwehr überrascht mussten sich die inneritalischen Feinde geschlagen zurückziehen. Beinahe nebenbei konnte Camillus in seinem vierten Konsulartribunat auch die beiden Etruskerstädte Saturium und Nepete zurückgewinnen. Mit diesem Sieg war Rom endgültig gerettet und er liess ein Weihegeschenk am Orakel von Delphi errichten. Später bewilligte man ihm auch eine Bronzestatue an der rostra (Rednerbühne) am Forum Romanum.

Von Marcus Furius haben sich keine Portraits erhalten


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der Römischen Republik", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)