PERSONEN |
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M.FURIUS
CAM. I |
Marcus Furius
Camillus * ca. 447 v.Chr. + 365 v.Chr. in Rom Censor 403 v.Chr., Konsularischer Militärtribun 401, 398, 394, 386, 384 & 381 v.Chr., Dictator 396, 390, 389, 368 & 367 v.Chr. Marcus Furius Camillus gehörte einem alten Patriziergeschlecht an, das sich seit dem 5.Jh.v.Chr. politisch hervortat und avancierte zu dessen bedeutendsten Vertreter. Den Konsularfasten nach hiess sein Vater Lucius und sein Grossvater Spurius. In das Licht der politischen Geschichte trat er 403 v.Chr. als Censor in bedrängter Zeit. Seit den grossen militärischen Erfolgen eines Titus Quinctius Capitolinus Barbatus waren 40 Jahre vergangen und die römische Republik stand nahe am Abgrund. Der beständige Krieg mit den Volskern, Hungersnöte und Krankheiten machten den Römern zu schaffen. Die Zahl der Verbündeten war gering und selbst Getreidelieferungen des Dionysius I. von Sizilien linderten die Not nur oberflächlich. Umso bemerkenswerter war, dass trotz der Gegensätze zwischen Patriziern und Plebejern das römische Staatswesen selbst in ärgster Bedrängnis funktionierte. Einen massgeblichen Anteil daran sollte Marcus Furius Camillus haben. 401 v.Chr. wählte man ihn zum Konsulartribunen; ein Amt das er 398, 394 und nach einer Unterbrechung 386, 384 und 381 v.Chr. insgesamt sechs Mal bekleiden sollte. Damit gehörte er zum kleinen Kreis jener Römer, welchen die meisten Konsulartribunate zugefallen waren. Im weiteren die Auflistung seiner Amtskollegen: Das erste Konsulartribunat stand im Zeichen eines Krieges gegen Falerii; das zweite in einem solchen gegen die Etrusker. Daneben wurden für ihn fünf Diktaturen für die Jahre 396, 390, 389, 368 und 367 v.Chr. überliefert, was nicht unumstritten ist. Damit einher gingen auch vier Triumphe 396, 390, 389 und 367 v.Chr., wobei der zweite und vierte über die Kelten heute als nicht historisch eingestuft werden. Der Triumph 396 v.Chr. wurde über die Veienter gefeiert; jener 389 über die vereinigten Feinde (Aequer, Etrusker und Volsker). Der Sieg über Veii während der ersten Diktatur dürfte von den Römern als besonders bemerkenswert eingestuft worden sein, da diese mächtige Stadt über Jahrzehnte hin als die grösste Rivalin gegolten hatte; zumal Veii in architektonischer, kultureller und ökonomischer Hinsicht Rom weit voraus war. Eine Einnahme der gut geschützten Stadt im Sturm erschien aussichtslos, sodass sich Camillus und sein Stellvertreter Publius Cornelius Scipio für eine Belagerung und Unterminierung der Mauern entschieden. Mit dieser Strategie gelang es ihnen schliesslich einzudringen und Veii zu erobern. Angetan von der überragenden Blüte der Ansiedlung verzichtete Camillus auf eine Zerstörung der Stadt; liess jedoch einige besondere Beutestücke nach Rom verbringen. Dazu gehörte eine Statue der Iuno Regina, für die er am Aventinhügel einen eigenen Tempel erbauen liess, der bereits 392 v.Chr. eingeweiht werden konnte. Beim Triumphzug liess Camillus jedoch seinen Wagen von vier weissen Pferden ziehen und trug wohl als erster Triumphator tatsächlich den vollen Triumphalornat wie man ihn aus der späteren Überlieferung kennt, was eigentlich nur den Göttern vorbehalten war. Dieses Sakrileg dürfte einige gegen ihn eingenommen haben, doch überwog der Jubel der Niederringung Veiis dieses bei weitem. Es ist anzunehmen, dass es sich bei den Pferden um Kriegsbeute handelte und die Verwendung der erwähnten Spezialkleidung direkt mit der Übernahme von Praktiken des kulturell höher stehenden Veii in Verbindung steht. 394 v.Chr. kam es während seines dritten Konsulartribunats erneut zu einem Krieg gegen Falerii und Camillus zog gegen diese Stadt zu Felde. Der Sage nach entschied ein dortiger Lehrer das weitere Schicksal der Stadt. Mit seinen Schützlingen - allesamt der Oberschicht von Falerii entstammend - begab er sich zu Camillus und stellte sie und sich als Geiseln zur Verfügung, da er der Meinung war, die Römer würden in jedem Falle obsiegen und es würde umso schneller gehen, wenn man die Kinder als Geiseln benutzten würde. Camillus war ob dieses Ansinnens wütend, bezichtigte den Lehrer als Verräter und schickte alle wieder zurück in die Stadt. Da der Konsulartribun wohl dachte, es handle sich um eine lokale innenpolitische Intrige, gab man ihnen ein Schreiben mit in dem er klar stellte, dass er diesen Konflikt auf faire Art und Weise gewinnen wolle und nicht durch solch erpresserische Methoden. Während sich die Römer auf den Kampf vorbereiteten machte die Begebenheit mit dem Lehrer in Falerii die Runde und angesichts des mitgebrachten Schreibens entschieden sich die Bewohner ihre Waffen niederzulegen. Wohl hatten sie sich über das weitere Schicksal ihrer Stadt zuvor abgesichert, denn es kam zu keinen Plünderungen, was jedoch wiederum Auswirkungen auf Camillus haben sollte. Die römischen Truppen waren über diesen leichten Sieg ganz und gar nicht erfreut, da sie fest mit Kriegsbeute gerechnet hatten. Als es dann bei der Verteilung der Beute aus Veii ebenfalls zu Unstimmigkeiten kam, schlug die Bewunderung der Römer für ihren siegreichen Feldherrn in Ablehnung um, doch konnte man gegen ihn rechtlich zunächst nichts unternehmen. So musste ein Streitfall um von ihm enteignetes Staatsland herhalten um Camillus vor Gericht zu bringen und zu verurteilen. Demnach hatte er 391 v.Chr. die Stadt zu verlassen und ins Exil nach Ardea zu gehen. Dem Mythos nach sprach er bei seinem Auszug ein Gebet (wohl euphemistisch für Fluch), dass die Götter schon dafür sorgen würden ihn zurückzubringen - nämlich wenn Rom in höchster Bedrängnis sei. |
Von Marcus Furius haben sich keine Portraits erhalten |
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Quellen: P.Matyszak "Geschichte der Römischen Republik", "Der kleine Pauly" |
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(PL) |