Version LX

GESCHICHTE
Mittellange Fassung - Revolution (133 bis 30 v.Chr.)


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Ackergesetze und die Parteien

Das dringlichste Problem war die Lösung der sozialen Frage. Die Brüder Gaius und Tiberius Sempronius Gracchus versuchten sich als erstes daran, die Lage der Armen zu verbessern. Als Volkstribun brachte Tiberius Gracchus 133 v.Chr. ein Ackergesetz ein, nach dem neue Gehöfte auf dem ager publicus, dem Staatsland, zu schaffen wären. Die Durchsetzung stiess auf breite Ablehnung in der Oberschicht und der Volkstribun verliess sich auf die Macht des revolutionär gesinnten Volkes.

Nachdem sein Bruder bei einem Tumult ermordet worden war, setzte Gaius Gracchus 123 v.Chr. die Pläne der Bodenreform fort. Mit Unterstützung des Ritterstandes konnte er Getreidezuteilungen aus Staatsmitteln an die Armen durchsetzen. Als er aber allen Italikern das Bürgerrecht verleihen lassen wollte, wurde auch er ermordet.

All dies hatte das Gemeinwesen polarisiert. Die Agrarreformen wurden behindert und die Reformgegner schlossen sich als Partei der Optimaten zusammen (Dies ist nicht im heutigen politischen Sinne zu verstehen.). Die Anhänger des Volkes wurden nunmehr Popularen genannte. 

Marius und Sulla

Die Eroberung Südgalliens brachte in dieser Krise durch Gewinnung von neuem Siedlungsland eine leichte Entspannung. Im Krieg gegen den numidischen König Jugurtha wurden die Risse im System aber wieder offenkundig. Zur Lösung der anstehenden Probleme setzte die Ritterschaft das Konsulat für einen starken Mann mit Können, aber ohne aufsehnerregende Ahnen durch.

Gaius Marius beendete den Krieg gegen Jugurtha siegreich und schützte anschliessend Rom vor den einströmenden Kimbern und Teutonen. Am bekanntesten ist jedoch seine Heeresreform, die die Grundlage für das römische Berufsheer schuf. Nach sechs Konsulaten und scharfen Auseinandersetzungen mit den Optimaten schied Marius aus der Politik aus. Er sollte für die kommenden Generationen das Vorbild für starke Führer in Heer und Staat bilden.

Nachdem der Volkstribun M. Livius Drusus, der den römischen Bundesgenossen gegen Abgabe von Land das Bürgerrecht sichern wollte, ermordet wurde, zogen die enttäuschten Italiker in den Bundesgenossenkrieg, der für Rom schwere Niederlagen brachte. So wurde 88 v.Chr. den Aufständischen das Bürgerrecht verliehen.

König Mithridates von Pontos liess unterdessen in Kleinasien 80.000 Römer samt Anhänger umbringen. Um die Tat zu rächen wurde von den Optimaten der Feldherr Sulla berufen. Die Popularen vertrauten weiterhin auf Marius. Wegen dieses Oberkommandos kam es in Rom zum Bürgerkrieg mit wechselnden Siegern und Verfolgung der Gegner. Unter Abwesenheit von Sulla errag Marius die Oberhand und übte Vergeltung an all seinen Feinden in Rom.

Unterdessen hatte Sulla Mithridates zum Frieden bewegen können und kehrte nach Rom zurück. Mittels Prokriptionen erklärte er Tausende von Popularen für vogelfrei und zog deren Vermögen zugunsten des Staates und seiner Veteranen ein. 82 v.Chr. ordnete Sulla den römischen Staat neu und zog sich anschliessend ins Privatleben zurück.

Die inneren Verhältnisse blieben allerdings gespannt. Spanien hatte sich (80 bis 72 v.Chr.) erhoben und die Sklaven hatten in Spartakus einen fähigen Anführer gefunden um zu revoltieren (73 bis 71 v.Chr.). Der Senat beauftragte Pompeius und Crassus beide Aufstände niederzuschlagen.

Pompeius, Crassus und Caesar

Der neue Mann auf der politischen Bühne war Pompeius. Als Anhänger der Optimaten wurde ihm die Bekämpfung der Seeräuberei übertragen und 67 v.Chr. konnte er einen grossen Sieg gegen diese erringen. Anschliessend wandte er sich gegen Mithridates und ordnete Kleinasien von Grund auf neu. All diese Erfolge brachten ihm den Beinamen "der Grosse" ein.

Um die Oberhand in der Hauptstadt zu gewinnen, reichte seine Macht jedoch nicht aus. So verbündete er sich 60 v.Chr. mit Caesar und reichen Crassus zum sogenannten ersten Triumvirat. Die Macht lag in den Händen dieser drei Männer und ihrer Anhänger und nicht mehr bei den gesetzlichen Einrichtungen, obwohl diese in ihrem Sinne weiterfunktionierten.

Im gleichen Jahr schuf Caesar durch neue Ackergesetze Land für 30.000 Personen und ging gegen die wieder aufflammende Seeräuberei vor. Als Proconsul eroberte er von 58 bis 51 v.Chr. Gallien und schlug die Germanen über den Rhein zurück.

Der militärisch unerfahrene Crassus hatte sich unterdessen in einen prestigeträchtigen Feldzug gegen die Parther gewagt und wurde dort samt seiner Legionen ausradiert. Nun standen sich Caesar und Pompeius als Gegner gegenüber. Der Bürgerkrieg zwischen den beiden Parteien begann, als Caesar den Rubicon überschritt; jene heilige Grenze, innerhalb derer keine Provinztruppen stationiert sein durften.

Pompeius wich nach Griechenland aus, aber Caesar folgte ihm. In der Schlacht von Pharsalus war für Caesar siegreich und Pompeius floh nach Ägypten, wo er kurz danach ermordet wurde. Dessen letzte Getreuen wurden 46 v.Chr. im nordafrikanischen Thapsus und ein Jahr später im spanischen Munda geschlagen.

Eine Romanze verband ihn mit der ägyptischen Königin Kleopatra. Sie wurde nur durch einen kurzen Feldzug gegen das Bosporanische Reich unterbrochen. Als Diktator auf Lebenszeit begann er Rom eine neue Ordnung zu geben. Arbeitsbeschaffung und die Gründung von Veteranenkolonien liess auch die Zahl der Almosenempfänger in Rom deutlich zurückgehen. Das Bürgerrecht wurde auch an einige Provinzialen verliehen, der Strassenbau forciert und der Kalender einer Reform unterzogen. Schliesslich wurde sogar der fünfte Monat in Iulius umbenannt.

Von Caesar zu Octavianus

Die Gegner von Caesars Alleinherrschaft gaben sich noch nicht geschlagen und an den Iden des März 44 v.Chr. fiel Caesar einem Mordanschlag unter der Führung von Brutus und Cassius zum Opfer. Die Tat war leidenschaftlich und ohne Konzept vollbracht worden. Nun lag es an Marcus Antonius als Vertrauten und Nachfolger Caesars für die Bestrafung der Mörder zu sorgen.

In der Folge verbündeten sich Marcus Antonius, Gaius Octavius und Lepidus zum zweiten Triumvirat. Das Bündnis hielt ebenso wenig wie das erste seiner Art. Lepidus, ein ehemaliger General Caesars, wurde entmachtet. Antonius heiratete Kleopatra und handelte im Stile der Ptolemäer. Octavianus hingegen bemächtigte sich der Moral und der nationalen Würde der Römer. Der Gegensatz zwischen dem orientalischen Antonius und dem die westliche Hälfte beherrschenden Octavianus führte zum militärischen Konflikt, als bekannt wurde, dass Antonius römische Provinzen dem ägyptischen Volk vermachte.

Die Entscheidung fiel 31 v.Chr. in der Seeschlacht von Actium durch seinen Admiral Agrippa. Antonius und Kleopatra mussten flüchten und begingen Selbstmord. Damit war Octavianus der alleinige Herrscher über die römischen Gebiete. Seine Herrschaft wirkte sich nachhaltig auf das antike Gemeinwesen aus.

Octavian siegte im letzten Bürgerkrieg der Republik und besiegelte zugleich ihr Ende.



 

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(PL)