KULTUR |
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EPHEMERIDEN |
Jahreszählung
Bezugspunkte des römischen Kalenders Das System der rechnerischen Jahreszählung war bei weitem nicht so weit verbreitet, als das der Ephemeriden. Dennoch wurden manchmal Angaben auf Basis von Bezugspunkten gemacht; sei es aus religiösem Charakter oder um eine grosse Zeitspanne zu verdeutlichen. Will man Jahre zählen, so benötigt man einen Bezugspunkt. Deren gab es in Rom gleich drei. post aedem Capitolinam dedicatam (nach der Weihe des capitolinischen Iuppiter-Tempels) Dies war der erste in Rom verwendete Bezugspunkt. Die Weihe des capitolinischen Iuppiter-Tempels hatte am 13. September 507 v.Chr. stattgefunden. Das Datum war deshalb als Fixpunkt gut geeignet, da einem alten etruskischen Brauch zufolge zu Beginn eines jeden Jahres in den Tempel ein Nagel eingeschlagen wurde. Zur Zählung der Jahre brauchte man folglich nur die Anzahl der Nägel feststellen. post reges exactos (nach Vertreibung der Könige) Die ersten beiden Konsuln der Republik hatten drei Jahre nach Vertreibung der Könige den Bau des Iuppiter-Tempels gelobt. Folglich kannte man nun auch das Jahr der Republikgründung: 510 v.Chr. ab urbe condita (seit Gründung der Stadt Rom; auch als Varronische Ära bezeichnet) Der Sage nach waren die Regierungszeiten der Könige bekannt. Da man nun auch wusste, wann die Republik entstanden war, konnte der römische Gelehrte M. Terentius Varro im 1. Jh. v.Chr. auf die Gründung der Stadt Rom schliessen. Somit ergab sich mit 753 v.Chr. der dritte und bei weitem wichtigste Bezugspunkt der rechnerischen Jahreszählung. Durch einige Fehler in den Konsularlisten und die Tatsache, dass Amtszeit der Konsuln und der Jahresbeginn nicht immer zusammengefallen waren, passen einige Daten der Ephemeriden nicht ganz zur rechnerischen Jahreszählung. Somit bleiben Datumsangaben in frührömischer Zeit mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet. Andere Bezugspunkte Auch andere - im gesamtrömischen Zusammenhang - nicht ganz so wichtige Ereignisse wurden für Bezugspunkte gewählt. In den Zeiten nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches wurden Jahresangaben in Bezug auf die letzten Konsuln in Rom und Byzanz gemacht. Mit der Formulierung post consulatum Paulini (für Rom) oder post consulatum Flavii Basilii (für Byzanz) wurden die vergangenen Jahre seit einem der beiden Daten angegeben. Der Regierungsantritt eines Kaisers (dies imperii) wurde ebenfalls als Grundlage für eine auf die Regierungszeit beschränkte Zählung verwendet. Da die Tribunizische Amtsgewalt jedes Jahr erneuert wurde, kann so eine einfache Zählung durchgeführt werden. Seit Trajan ist mit dem 4. Jänner sogar das Datum der Gewaltenverleihung vereinheitlicht worden. Bis zu diesem Zeitpunkt, wurde die Erneuerung jeweils ein Jahr nach Regierungsantritt durchgeführt. Lediglich ein Kaiser hat es geschafft seinen Regierungsantritt über den Tod hinaus als Datumsgrundlage festzulegen. Die Diocletianische Ära begann am 29. August 284 und wurde erst im Frühmittelalter durch die Rechnung nach Christi Geburt abgelöst. In Griechenland wurden mancherorts wichtige Jahresangaben auch auf die Abhaltung der Olympischen Spiele bezogen, deren erstmalige Austragung 776 v.Chr. stattfand. |
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