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Medizinische Berufe in der Antike

Arzt
grch. iatros, lat.medicus

In der Antike gab es weder eine genaue Abgrenzung zu anderen Tätigkeiten, noch gesetzliche Regelungen bezüglich des Arztberufes. Der älteste literarische Beleg geht auf das 7.Jh.v.Chr. und die Epen Homers zurück. In dieser Zeit war der iatros bereits ein eigenes Handwerk geworden. Die Behandlungen konzentrierten sich auf sichtbare Krankheiten und Wundheilung. Vermutlich wurde die ärztliche Kunst in Griechenland anfangs als Familienbetrieb geführt, wobei das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Später dürften auch noch umherziehende Wanderärzte hinzugekommen sein. In Städten angestellte Ärzte sind erstmals um 500 v.Chr. belegt.

Die Ausbildung der Ärzte unterlag zu keiner Zeit während der Antike einer legistischen Kontrolle. Dies führte zum breiten Ärztespektrum vom einfachen Heiler bis hin zum Spezialarzt. Unter die Ärzteschaft mischten sich so auch Scharlatane, die eher auf Effekthascherei und Profit aus waren, als die Heilung ihrer Patienten voranzutreiben. Viele Menschen wollten Ärzte gleich gar nicht konsultieren, da sie barbarische Behandlungsmethoden und Kurpfuscherei fürchteten. Dies führte dazu, dass viele Ärzte sich in der Therapie zurückhielten.

Waren die Griechen ihren Medizinern gegenüber schon skeptisch, so war das Misstrauen bei den alten Römern noch mehr verbreitet. Länger als die anderen Hochkulturen vermieden es die Römer einen eigenen Arztberuf zu schaffen. Erst 219 v.Chr. konnte sich ein griechischer Arzt in Rom niederlassen, der wegen seiner Behandlungsmethoden sogleich als carnifex (Henker) verschrieen war.

Trotzdem verbreitete sich die östliche Heilkunst weiter im Herrschaftsgebiet der Römer und an der Wende zum Kaiserreich wurden griechische Ärzte bewusst in Rom angesiedelt um die Gesundheitsversorgung der Stadt zu verbessern. Nun begannen auch reiche Bürger sich eigenes medizinisches Personal zuzulegen. Meist handelte es sich um Sklaven, die zu Ärzten ausgebildet wurden um sich danach medizinisch um den ganzen Haushalt zu kümmern. Das Gros der frei praktizierenden Ärzte rekrutierte sich weiterhin vor allem aus Griechen und anderen Nichtrömern. Dies manifestiert sich auch an der Tatsache, dass man den Ärzten zwar hohes Ansehen entgegenbringen konnte, den gesellschaftlichen Status jedoch während der gesamten Antike im Bereich der Handwerker liess.

Oberarzt
grch. archiatros; lat. medicus Augustus

Mit archiatros bezeichnete man seit der hellenistischen Zeit die Hofärzte. Erstmals belegt ist der Titel für Apollophanes von Seleukia und Krateros von Antiochia in der 2. Hälfte des 3.Jh.v.Chr. im Seleukidenreich. In Rom wurde Xenophon von Kos erstmals als „Oberarzt“ von Kaiser Claudius so bezeichnet. In weiterer Folge war es ein Titel für alle Leibärzte der römischen Kaiser. Seit dem 2.Jh.n.Chr. nannte man auch die Stadtärzte archiatres populares. Während des 3.Jh.n.Chr. wurden die kaiserlichen Leibärzte mit besonderen Privilegien versehen und erhielten den Titel archiatros palatinus (Palastoberarzt).

368 n.Chr. gründeten vierzehn Oberärzte in Rom einen eigenen ordo achiatrorum (Oberarztstand) als collegium (Berufsvereinigung) und Interessensvertretung abseits jener der gewöhnlichen Ärzte. Von grch. archiatros wurde übrigens das deutsche Wort „Arzt“ abgeleitet. Im Gegensatz zum modernen Oberarzt, besassen ihre antiken Pendants keinerlei Aufsichtsfunktion über andere Ärzte. Auch angesehene "gewöhnliche" Ärzte wurden gerne mit der Anrede archiatros bezeichnet:

actuarius
grch. aktouarios

Ganz im Gegensatz zum antiken medizinischen Trend, wurde das griechische Wort aktouarios aus dem lateinischen act(u)arius entlehnt. Damit bezeichnete man ursprünglich Verwaltungsberufe wie Buchhalter, Listenführer und Zahlmeister.

Als Rangbezeichnung bei Hof erscheint aktouarios erstmals im 10.Jh.n.Chr. in einer Grabrede des Michael Psellos. Bereits damals scheinen vor allem Hofärzte diesen Titel getragen zu haben. Zwei Jahrhunderte später waren es idente Begriffe geworden und der aktouarios stand an der Spitze der byzantinischen Medizinhierarchie.

Die Position der Frau in medizinischen Berufen

Schwangerschaft und geschlechtsspezifische Krankheiten galten von alters her als weibliches Betätigungsfeld, sodass sich in die Geburtsheilkunde anfangs nur wenige Männer einmischten. Inwieweit im alten Griechenland das medizinische Wissen die erwähnten Bereiche überstieg, liess sich bislang nicht klären. Für die römische Zeit ist der Beruf der medica (grch. iatrina bzw. iatrine; Ärztin) zwar zahlenmässig in geringem Umfang, jedoch flächenmässig über das gesamte Imperium verteilt nachzuweisen. Durch Grabfunde weiss man auch, dass Ärztinnen nun auch auf anderen Gebieten praktizierten. Ein Stein in Belginum (Wederath/Trier) brachte etwa den Beleg für eine Chirurgin zu Tage. Zudem ist zu berücksichtigen, dass in weniger entwickelten Gebieten sich klassisches Kräuterheilwissen mit einfacher medizinischer Kunst ebenfalls auf beide Geschlechter verteilte.

Reine Männerdomäne hingegen blieb das Verfassen von Texten zur Frauenheilkunde und Geburtswesen sowie die medizinische Theorie; jedenfalls haben sich keine Hinweise auf Beteiligung von Frauen an solchen Diskussionen erhalten. Nicht ausgeschlossen werden kann dabei die Verwendung von männlichen Pseudonymen.

diverse kleinere medizinische Instrumente


Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)