KULTUR |
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Beinamen Die Familienverbände verzweigten sich im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr. So wurde es nötig, dass die verschiedenen Abstammungslinien durch Beinamen unterscheidbar zu machen. Etwa ab der Zeit des Diktators Sulla am Beginn des 1.Jh.v.Chr. wurden die Beinamen zum festen dritten Bestandteil des Namens. Zum Sippennamen Valerius finden sich u.a. folgende Bei- bzw. Familiennamen: Antias, Cato, Catullus, Crispus, Flaccus, Laevinus, Martialis, Maximus, Messalla, Corvinus, Mesalla Volecus, Policola, Probus und Romulus. Die Gens Cornelia hatte neben anderen die Zweige Scipio und Balbus. Der Zweig Scipio wiederum enthielt den Unterzweig Nascia. Sklaven nahmen am römischen Namenssystem nicht teil und besassen nur einen Rufnamen, der wie ein Beiname verwendet wurde. Zumeist charakterisierte er eine körperliche Eigenschaft, das Herkunftsland oder die latinisierte Form des einheimischen Namens. Bei einer Freilassung übernahmen die meisten Sklaven den Gentilnamen ihres nun ehemaligen Herrn; seit der Kaiserzeit auch dessen Vornamen. Der Rufname fungierte nun als echter Beiname. Diese Praxis führte zur Einführung zahlreicher exotischer Namen aus jenen Gebieten, aus denen die Sklaven rekrutiert wurden. Vor allem griechische, orientalische, keltische und germanische Namen wurden so - im wahrsten Sinne des Wortes - populär. Der von M. Tullius Cicero freigelassene Sklave Tiro nannte sich fortan M. Tullius Tiro. Gab es bei Sklaven bzw. Freigelassenen eine Verwechslungsmöglichkeit, z.B. in herrschaftlichen Haushalten mit vielen Angestellten, so wurden zwei Beinamen verwendet. Dieser zweite Name orientierte sich in der Regel an denen der vorherigen Herren. Der aus der Literatur bekannte Schlemmer C. Pompeius Trimalchio Maecenatianus wird durch den Namen als ehemaliger Sklave des Maecenas und zum Schluss eines gewissen Pompeius ausgewiesen. In ländlichen Gebieten der Provinzen verwendeten die Einwohner mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts in gleicher Weise den Gentilnamen ihres Patrons, dem sie ihren sozialen Aufstieg zu verdanken hatten. Man musste also nicht unbedingt Kinder haben, um sich des Fortbestandes seines Namens sicher zu sein. In der Kaiserzeit kam es in Mode, sich mehrere Namen zuzulegen, als das klassisch-römische System zuliess. Seit den Antoninischen Kaisern im 2.Jh.n.Chr. gesellte sich die Sitte hinzu, personen- oder gruppenbezogene Spitznamen in die Namen einzureihen. So ein signum oder vocabulum genannter Spitzname war hauptsächlich von Adjektiven mit der Endung -ius abgeleitet, z.B. Gaudentius von gaudens (sich freuen). |
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