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Fremde Namensbestandteile Der Sprache selbst gleich, bieten Namen Erkenntnisse über Gedankenwelt, Geist und Gebräuche eines Volkes. So unterscheiden sich die fremdländischen Namensbestandteile nicht nur alleine durch ihre geografische Trennung, sondern auch durch die zugrundeliegende Gedankenwelt. Griechen Üblicherweise hatten die Griechen nur einen Namen, den das Kind zehn Tage nach der Geburt erhielt. Lediglich in wichtigen Urkunden wurden ähnliche Konkretisierungen gemacht, wie bei den Römern. Familiennamen gab es nur bei Adelsgeschlechtern, die durch das Anhängen der Nachsilben -eides bzw. -e(i)lios an den Namen des Urahns des Geschlechts gebildet wurden. Bei den Griechen gab es wesentlich mehr Einzelnamen, die aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt waren, als bei den Römern, z.B. Alex-andros (der die Männer abwehrt). Namen aus nur einem Bestandteil wurden wesentlich weniger verwendet und deuten auf sehr alte Bezeichnungen aus der archaischen Zeit hin. Man kann sie etwa mit alleine stehenden Beinamen (allerdings eher positiv belegte Wörter oder Berufe) wie bei den Römern vergleichen. Dennoch gibt es Namen wie den schielenden Strabon. Gegen Ende der Antike kamen vor allem Namen mit der Endsilbe -i(a)des auf, die ursprünglich die Abstammung oder Zugehörigkeit von jemandem bezeichneten. Das römische Pendant waren die gruppenbezogenen Spitznamen auf -ius. Kampf, Sieg und Ehre standen bei der Namensgebung hoch im Kurs: -polemo(s) für Krieg, -macho- für Kampf, -stato- für Heer, -hippo- für Pferd, -nike/niko- für Sieg, alex-/amyn- für abwehrend, ly(si)- für auf- bzw. erlösend, -kles/-kleitos für berühmt, -gnotos für bekannt, -timo- für Ehre. Eine Fülle von Namen setzten sich auch mit Stadt, Volk und dem Markt auseinander: arist(o)- der Beste, -archi/archo-/-kreon/-krato-/-krates herrschend, -medon waltend, anax der Herr, age-/agesi-/hege- führend, so(si)- rettend, thymo- der Mut, -thrasys kühn, dik- Gerechtigkeit, -medes/-medos planend/Plan, alk(e)- Tapferkeit, bia- Kraft, -sthenes/-sthenos Stärke. Die Götterwelt symbolisieren direkte Namen von Göttern wie Apollo, Demeter oder Dionysios. Viele derartige Zusammensetzungen enthalten -dotos/doros als Gabe, Geschenk, -genes als Abstammung und -kles/-kleitos als berühmt, durch Ruhm verewigt. Zwei typische Beispiele: Der Held Hera-kles, der durch Hera berühmt ist bzw. Ruhm erwirbt und Trajans Architekt Apollo-dor(os) der quasi ein Geschenk des Apoll ist. Frauen wurden häufig durch Tiere und Pflanzen charakterisiert. Melissa war die Biene, Chelidon die Schwalbe und Daphne der Lorbeerbaum. Dazu gesellten sich Eigenschaften wie die vollkommene oder tugendhafte Arete, die angenehme Hedeia, die süsse Glykeia und die liebe Phile. Die Benennung der Sklaven wurde im alten Griechenland strikt von der der Vollbürger getrennt. Mann bezeichnete sie nach der Herkunft, was dazu führte, dass diese Namen typisch für Sklaven wurden. Hinzu traten Eigenschaften und Kurzformen. Wie bei den Römern änderten Sklaven nach ihrer Freilassung den Namen. Ein überliefertes Beispiel ist Sosias, der Retter, der nach der Erlaubnis ins Thebanische Heer einzutreten sich Sosistratos, Retter des Heeres nannte und nach Verleihung des Bürgerrechtes Sosidemos, Retter des Volkes, genannt wurde. Als Bestandteile der Verstärkung wählte man: peri- für "um etwas herum", ana- für "über etwas hin", eury- für breit, mega- für gross und poly- für viel. Bei Frauennamen steigerte man einfach die Adjektive durch, also Komparativ Philtera die Liebere und Superlativ Philtate die Liebste. Am einfachsten und auch häufigsten wurde jedoch die gleiche Vorgangsweise gewählt, die auch die Römer kannten: eine weibliche Endung an einen männlichen Namen zu hängen. So wurde aus dem männlichen Xanthippos die weibliche Xanthippe und aus dem Mann Theodoros die Frau Theodora. Im Gegensatz zu den Römern hatten Söhne fast nie den gleichen Namen wie ihre Väter. Lediglich die Namen der Grossväter waren beliebt. Geschwister wurden gerne ähnlich genannt, z.B. Hippias und Hipparchos. Um die Familien beider Elternteile einzubinden wurden auch sinnlose zusammengesetzte Namen erfunden, z.B. Lysikles, der den Ruhm löst. Seine Eltern hätten etwa Lysimachos, der die Schlacht auflöst, und Eurykleia, die Weltberühmte, sein können. Diese Vorgangsweise war in Familien üblich, die etwas auf sich hielten. So darf es nicht verwundern, dass sie dem Spott der Komödie ausgesetzt waren. In der Komödie "Wolken" macht sich der Autor Aristophanes darüber lustig. Ein Kleinbürger möchte seinen Sohn den guten Umgang mit Geld in die Wiege legen und ihn deshalb Pheidonides für sparsam nennen. Seine Frau hingegen sieht im Knaben eine künftige Sportskanone und will unbedingt das -hippo- für Pferd im Namen verewigt wissen. Schliesslich einigen sie sich auf Pheidippides, was soviel wie "Sparpferd" bedeutet... Germanen Die Germanen taten es den Griechen gleich und verwendeten als Namensbasis gerne edle Tiere, Kampf & Ruhm, Stärke & Macht, aber auch die Götterwelt. Beispiele sind: Wolfgang (=der mit dem Siegeswolf geht), Gertrud (=Speerkämpferin), Ludwig (=mit Ruhm kämpfend), Bernhard (=stark wie ein Bär), Dietrich (=Volksfürst), Irmgard (=von Irmin behütet). Auch die Beliebtheit der Namenszusammensetzungen entspricht der der Griechen und ist ein Gut indogermanischer Sprachen. |
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