KULTUR |
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Häufig vorkommende Beinamen Die Gedankenwelt der Römer unterschied sich bei der Namenswahl deutlich von jenen der hellenistischen Welt oder der der Barbaren. Es gab zwar einige Namen, die sich vom entweder Göttlichen her ableiteten, z.B. Marcus (von Mars), Tiberius (vom gleichnamigen Flussgott), den Ruhm von Vorfahren kundtaten, z.B. Cluvius und Cluentius oder wie bei Valerius die Kraft in den Vordergrund stellten, dennoch überwogen bei weitem Namen, die den nüchternen Realitätssinn der Römer zur Quelle hatten. Daraus entstand eine Mischung aus geringer Phantasie, scharfer Beobachtungsgabe und vollkommener Lust am Spott. Obwohl mit dem Tod des ersten Namensträgers die individuelle Charakteristik verschwand, behielt man die ursprüngliche Bedeutung im Bewusstsein. Anhand dieser Tatsache erklärt sich auch ein Spottvers eines gewissen Carbo (Kohle) auf den Tod seines Rivalen Crassus (dick, fett): Postquam Crassus carbo factus, Carbo crassus factus est. (Seit der "Fette" zu Kohle verbrannt (=feuerbestattet) wurde, ist die "Kohle" erst so richtig fett geworden. Durchnummerierung Was damals normal war, verwundert den modernen Menschen. Es käme wohl niemanden in den Sinn seine Kinder - den Monatsnamen gleich - durchzunummerieren: Primus, Secundus, Tertius, Quartus, Quintus, Quinctius oder Quintilianus, Sextus, Sextius oder Sestius, Septimus oder Septimius, Octavius oder Octavianus, Nonus oder Nonius, sowie Decimus. Dieses Verfahren wurde nicht nur, aber besonders gerne bei Mädchen angewandt. Besondere Umstände der Geburt Besondere Umstände bei der Geburt konnten ebenfalls zu Namen führen. So war Properius frühgeboren und Agrippa mit den Füssen zuerst auf die Welt gekommen. Geminius und Gemellus bezeichneten Zwillinge und Trigeminus Drillinge. Manius war morgens geboren worden, Lucius und Lucilius am Tage sowie Marinus auf hoher See. Erst nach dem Tod des Vaters kam Postumus zur Welt. Bei Servius könnte die Mutter während der Geburt verstorben sein. Dentatus hat vermutlich schon Zähnchen im Munde getragen. Lallnamen Lallnamen sind Namen, die bereits existierende Namen schlampig wiedergeben, z.B. Accius, Ammianus, Annaeus, Annius, Attius, Babius, Bassius, Battius, Papius, Tullus oder Tullius. Haar- & Hautfarbe Weiters konnte die Farbe des Haares oder der Haut den Namen bestimmen. Albius und Albinus waren weiss oder -blond, Caesius und Caesellius blaugrau (mit rötlichem Einschlag die typische Babyfarbe bei Geburt). Canuleius war grau, Flavius blond, Fulvius rotgelb bzw. braun, Fuscus dunkel bzw. schwärzlich und Livius blau bzw. bleich. Bekannt waren auch Niger, Nigellus, Nigidius und Nigrinus für schwarz sowie Rufus und Rufinus für rot und Rutilius für rotgelb. Äussere Erscheinung Der äusseren Erscheinung nach benannt wurden der grosse Magnus, der sehr grosse Maximus, die kleinen Parvus und Paul(l)us, die dicken Crassus und Bassus, der dürre Macer, der lange Long(in)us, der hübsche Lepidus, der schöne Pulcher und der wüste Turpilius. Auf spezielle Körperteile zielen folgende Namen hin: der grossköpfige Capito, der mit ungepflegtem Haupt wandelnde Cappa, der Hammerschädel Tuditanus, der breitstirnige Fronto, die Kraushaarigen Cinna, Cincinnatus und Crispus, die kahlköpfigen Calvus und Glabrio. Auf Blindheit beziehen sich Aecus und Caecilius. Paetus war ein Blinzler und Strabo der Schielende. Bei Naso dürfen wir eine grosse Nase vermuten, bei Nasica ein Krummnase. Hingegen waren Silius und Silo stumpfnasig. Dicke Backen hatten Bucca, Bucco und Buccius. Labeo zeigte wulstige Lippen, während Den(i)o, Denter, Dentrius und Denticulus nach ihren Zähnen benannt waren. Flaccus musste mit Schlappohren durch die Welt wandeln. Mento hatte ein ausgeprägtes Kinn und Struma hatte sich mit einem Kropf abzufinden. Auf den Bart zielen Barba, Barbo und Barbatus ab; Ahenobarbus auf einen kupferroten Bart. Balb(in)us und Balbulus stotterten. Laelius, Laenius und Laevius waren Linkshänder. Anormal hatte Sedigitus sechs Finger, Murc(li)us einen verstümmelten Daumen. Scaurus kämpfte mit einem Klumpfuss und Claudius hinkte ganz einfach. Plattfüsse waren offensichtlich weit verbreitet, denn es gab Atta, Pansa, Pedo, Planc(i)us, Planta, Plautus und Plotinus. Valg(i)us, Varro und Var(i)us waren krummbeinig; Forficulus hatte dagegen X-Beine. Dorso und Tubero waren schliesslich buckelig. Ruga hatte Runzeln, Naevius ein Muttermal, Verrucosus Warzen. Charakteristische Eigenschaften Macula dürfte kraft seines Aussehens ein Schandfleck gewesen sein. Cornelius bezeichnet eigentlich einen Hornträger. Vermutlich war er einfältig und dickschädlig wie ein "Hornochse". Ahala zuckte mit den Achseln. Hernia litt an Nabel- oder Leistenbruch, Galba hatte einen Schmerzbauch und Massa war schlichtweg ein Fettklumpen. Brutus bezeichnet einen schwerfällig Tölpel, während Cato, Catus, Cati(an)us und Catinius in Richtung Intelligenz bzw. Schlauheit weisen. Langsam durften sich Lento, Lentinus und Lentulus nennen. Lurco galt als Fresssack, Bibulus als Säufer. Das Gegenteil bedeutet Frugi als sparsam und brav. Landwirtschaft & Beruf Als ein Volk, das im Bauernstande seine Wurzeln hatte, spiegelten sich folglich landwirtschaftliche und Tierbegriffe in den Namen wieder. Aquila war der über die Felder kreisende Adler, Asina, Asinius und Aselio kennzeichneten den Esel, Aper und Verres den Eber, Bestia das Biest, Bovius den Ochsen, Caninius den Hund, Caprarius und Caprilius die Ziege, Catulus den jungen Hund, Corv(in)us den Raben, Equitius das Pferd, Lupus den Wolf, Merula die Amsel, Mus die Maus, Murena die Muräne, Nocuta den Kauz,, Ovi(di)us und Ovinius Schafe, Porcius und Cuillius Schweine, Taurius den Stier und Vitelius das Kalb. Nach Pflanzen wurden benannt: die Zwiebel Caepio, die Kichererbse Cicero, die Bohne Fabius, der Kopfsalat Lactucius und die Linse Lentulus. An sonstigen Berufsbezeichnungen gab es mit Agricola den Bauern, Fabricius den Schmied, Opilio den Schäfer, Fictorius den Bäcker und Flamini(n)us den Priester. Besondere Umstände während des Lebens Das beste Beispiel für diese Namenskategorie liefert Q. Fabius Maximus, dessen abwartende Haltung gegenüber dem Schlachtangebot des Hannibal ihm als zweiten Beinamen Cuncator, der Zauderer oder Zögerer, einbrachte. Ciceros Sklave Tiro bezeichnete einen Anfänger oder Neuling, d.h. eine noch einzuschulende Person. |
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