PERSONEN |
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HERRSCHAFT |
Io(h)annes * unbekannt Herkunft, Jugend & Karriere Iohannes war möglicherweise gotischer Herkunft und hatte sich in der weströmischen Verwaltung bis zum primicerius notariorum (Büroleiter des kaiserlichen Oberstkämmerers) hochgedient. Kaiser Honorius verbannte seine Halbschwester Galla Placidia 423 aus Ravenna und nachdem diese mit ihrem Sohn Valentinianus bei Kaiser Theodosius im Osten Unterschlupf und Unterstützung gefunden hatte, weitete sich in Italien die Anti-Placidia-Partei aus. Ein Führer dieser Bewegung war Castinus, der magister militum (Heermeister) des Westens. Nach dem Tod des Honorius verwehrte er sich gegen die Einsetzung des minderjährigen Valentinianus als neuen Kaiser im Westen und um dies vollends zu vereiteln, liess er mit Billigung des Senats Iohannes im Dezember 423 zum Kaiser ausrufen. Herrschaft Iohannes liess in Rom Bronzemünzen und in Ravenna Goldmünzen prägen, die neben seinem Portrait auch jenes des Theodosius zeigen. Daraus ist abzuleiten, dass es auf eine Anerkennung im Osten gehofft hat. Man sandte Vermittler nach Konstantinopel, doch der Ostkaiser weigerte sich die Delegation zu empfangen und liess sie augenblicklich in den Propontis werfen. Trotz dieses Vorfalles setzte Iohannes weiter auf die diplomatische Karte. Galla Placidia nutzte den ihr ergebenen comes (Feldherrn) in Africa, Bonifatius, um das Westreich unter Druck zu setzen, indem sie die Getreideversorgung unterbinden liess. Auf der anderen Seite konnte sich Iohannes der Gefolgschaft des Feldherrn Aetius versichert wissen, der nun mit der Verwaltung der cura palatii (kaiserliche Residenz) beauftragt war. Als im Westen bekannt wurde, dass Theodosius ein Heer unter der Führung von Ardaburius und seinem Sohn Aspar (beide immerhin die fähigsten Feldherrn des Ostens) in Marsch gesetzt hatte (die eigentliche Aufgabe war die Rückführung der Placidia samt ihres Sohnes nach Ravenna), entsandte Iohannes den Aetius zu den Hunnen um Waffenhilfe. Die Invasionsarmee segelte von Salona aus Richtung Italien, kam unterwegs jedoch in einen Sturm und teilte sich dadurch in zwei lose Gruppen. Ardaburius strandete mit dem kleineren Kontingent in der Nähe von Ravenna und wurde sofort überwältigt und gefangengenommen. Aspar hingegen gelang es mit dem Gros des Heeres bei Aquileia an Land zu gehen. Die Stärke des gegnerischen Heeres fürchtend, zögerte Iohannes mit einem Angriff und wartete die hunnische Verstärkung ab. Diese Pause nutzte Ardaburius, um aus der Gefangenschaft heraus die gegnerische Generalität zum Abfallen zu bewegen. Zudem schaffte er es seinem Sohn im aquileiischen Feldlager eine Nachricht zukommen zu lassen, sofort anzugreifen. Dieser machte sich sofort auf den Weg, doch verhinderten die Sümpfe um Ravenna einen Frontalangriff. In dieser Not wandte man sich an einen Schäfer, der die Schleichwege in die Stadt kannte. In späterer - von der theodosianischen Propaganda entstellten - Darstellung wird dieser Schäfer als ein Engel Gottes gepriesen werden. Mit dieser Hilfe gelangte eine Gruppe Soldaten in die Stadt und öffnete die Tore für die Hauptstreitmacht. Iohannes wurde umgehend ergriffen und nach Aquileia verbracht, wo Galla Placidia zurückgeblieben war. Sie verurteilte im Namen ihres Sohnes den Usurpator zum Tode. Man schlug ihm die rechte Hand ab und führte ihn auf einem Esel reitend im Circus der Stadt vor. Nachdem sich das Spektakel eines gefangenen "Kaisers" abgenutzt hatte, richtete man ihn im Mai oder Juni 425 hin und erklärte seine Erlasse für ungültig. Damit hatte das anderthalbjährige Intermezzo in der valentinianischen Dynastie ein Ende gefunden. Bewertung In Konstantinopel nahm man die Nachricht von seinem Tode mit Begeisterung auf, doch im betroffenen Italien blieben die Freudenkundgebungen aus. Dem Historiker Procopius zufolge, hatte Iohannes seine Herrschaft massvoll und milde ausgeübt. Dass man auch in den anderen Westprovinzen dieser Meinung war, zeigt alleine die Tatsache, dass es keine Aufstände und Revolten gegen in gegeben hatte. Iohannes war der letzte Gegenkaiser des Römischen Reiches und es ist für die Zeitumstände bezeichnend, dass er einen Namen trug und vielleicht auch eine Herkunft aufwies, die völlig unrömisch waren. |
Der
letzte Gegenkaiser des Weströmischen Reiches |
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Quellen: M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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