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EINLEITUNG |
Flavius Iulius Constantius (II.) BewertungWährend
Constantius Herrschaft vollzogen sich theologische Entscheidungen
mit grossen Auswirkungen auf die Christenheit. Obwohl die Entwicklung
nicht in seinem Sinn verlief, konnte er die Bischöfe davon überzeugen,
ihre staatstragende Funktion ernst zu nehmen und sich nicht nur in
theologischen Fragen zu engagieren. Sein gesamtes Interesse galt dem
Streit mit den Arianern. Die Donatisten beachtete er - im Gegensatz zu
seinem Vater - gar nicht. Der Umgang mit den alten Kulten blieb
wechselhaft aber streng. Die Münzprägung nimmt sich kaum
christlicher Motive an; lediglich Christusmonogramm und Labarum
(Kaiserstandarte mit demselben Monogramm und Portrait des Herrschers)
tauchen auf. Als
Constantius an die Macht kam, war er zwanzig Jahre alt und das
Christentum gerade einmal sechs Jahre länger offizielle Religion. So war
es kein Wunder, dass weder Staat noch Kirche genau wussten, wie sie
miteinander umzugehen hatten. Im Westen gaben sich die Kirchenväter
gerne unabhängig, doch wenn es darum ging Entscheidungen im eigenen
Sinn durchzusetzen, berief man sich gerne auf den Kaiser. Im Osten
ging man damit wesentlich lockerer um, da man den Herrscher gerne in
die Nähe der Heiligkeit eines Christus rückte. Zahlreiche
Gesetze zeigen den Einfluss christlichen Gedankengutes, wie etwa das
Verbot willkürlicher Verhaftungen oder die Liste jener Verbrechen,
die nicht amnestiert werden können (Mord, Vergiftung, Raub, Ehebruch,
Zauberei). Menschenraub von Jungfrauen und Witwen wurde besonders hart
bestraft; die Rechte der Frauen aber auch beschnitten. Geschiedene
Frauen hatten mit Rechtsnachteilen zu kämpfen, wohingegen Männer
glimpflich davon kamen (Constantius hatte beispielsweise dreimal
geheiratet). Die
Aussenpolitik blieb wechselhaft. Diplomatische Aktionen brachten nicht
die gewünschten Erfolge. Der Perserkrieg zog sich hin und verlief im
gesamten Massstab gesehen wenig glücklich, was aber nicht an der
Person des Kaisers lag. Die untere Donaugrenze blieb infolge der
einfallenden Germanenstämme ein ständiger Krisenherd und auch das
Hinterland am Rhein konnte sich von den kriegerischen Ereignissen nie
mehr erholen. Constantius
besass die Eigenschaft, andere Menschen für sich und seine Ziele zu
begeistern. Gleichzeitig versuchte er seine Würde zu wahren und tat
nichts nur aus dem Wunsch heraus, sich beliebter zu machen. Nachgeben,
aber auch Druckausübung, für Staatsräson und Regentenpflicht
kennzeichneten den Umgang mit seinen Umgebung. Die
spätantiken Schriftsteller - Aurelius Victor ist etwa sein
Zeitgenosse - schreiben sehr ähnliche Kommentare, die auch ohne Schönung
den Menschen greifbar machen. Vieles Geschriebene deckt sich mit der
praktizierten Politik. Der heidnische Redner Theomistios beschreibt
ihn als wahren Philosophen. Kritisiert wird meist die harte Verfolgung
der Gegner, in der sich wohl die Härte gegen sich selbst
widerspiegelt. Unter
Constantius begann sich das Römische Reich erstmals langsam von
seiner antiken Tradition zu verabschieden. Das Christentum durchdrang
trotz aller Streitereien immer mehr die Bevölkerung und die
Rechtspraxis passte sich diesem Umstand an. Das Hofzeremoniell veränderte
sich ebenfalls. Früher stand der Kaiser als göttlicher Mensch im
Vordergrund, nun gewann mehr und mehr das prunkvolle, unnahbare Amt an
Bedeutung. Für die späteren byzantinischen Kaiser sollte dieses
„Verstecken“ der Person hinter dem Kaiseramt sprichwörtlich
werden. |
Constantius II. in fortgeschrittenem Alter |
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Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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